Herbstwind & Heizungsluft

Die richtige Hautpflege in der kalten Jahreszeit

Mag. Pharm.

Malena

Brenek

,

Bsc

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Heilpflanzen © AdobeStock
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Die Haut ist nicht nur unser größtes Organ, sondern auch unsere wichtigste Schutzbarriere gegen Umweltreize und Krankheitserreger. Doch gerade im Herbst ist sie besonderen Belastungen ausgesetzt. Kalte Außenluft enthält deutlich weniger Feuchtigkeit als warme, wodurch die Haut stärker austrocknet. Gleichzeitig reduziert die Heizungsluft in Innenräumen die Luftfeuchtigkeit und verstärkt den transepidermalen Wasserverlust zusätzlich. Erschwerend kommt hinzu, dass auch die Talgproduktion der Haut bei sinkenden Temperaturen abnimmt, wodurch ihr schützender Lipidfilm dünner wird. Diese Faktoren führen dazu, dass die Haut ihren natürlichen Feuchtigkeitshaushalt nicht mehr aufrechterhalten kann. Die Folge: Sie spannt, fühlt sich rau an, schuppt oder reißt ein. Besonders betroffen sind exponierte Hautareale wie das Gesicht, die Lippen und die Hände. Auch bestehende Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Psoriasis können sich in dieser Jahreszeit verschlechtern.

Die drei Säulen der herbstlichen Hautpflege


Eine optimale Pflegeroutine basiert auf drei Säulen: Feuchtigkeitsversorgung, Lipidsubstitution und schonende Reinigung. Die Grundlage dieser Pflegemaßnahmen sind feuchtigkeitsspendende und gleichzeitig rückfettende Wirkstoffe, die die Barrierefunktion der Haut stabilisieren. Dabei sollten zur täglichen Pflege Feuchthaltemittel eingesetzt werden. Diese können Wasser aus tieferen Hautschichten anziehen und binden. Sie halten die Feuchtigkeit in der oberen Hautschicht (Stratum corneum) und verhindern so das Austrocknen der Haut.

Bewährte Feuchthaltemittel


• Urea (Harnstoff) hat sich als eines der effektivsten Feuchthaltemittel erwiesen. In Konzentrationen zwischen 5 % bis 10 % verbessert Urea die Wasserbindung in der Hornschicht. Zusätzlich wirkt es keratolytisch und fördert die Abschuppung verhornter Hautbereiche, wodurch es die Regeneration der Hautbarriere unterstützt. Darüber hinaus zeigen Studien eine antimikrobielle Wirkung sowie eine positive Beeinflussung des pH-Werts und der Lipidstruktur der Hautoberfläche. 

Pflanzlich ist nicht automatischreizfrei: Zitrusöle oder Zimtöl können bei empfindlicher Haut irritierend wirken  und Allergien auslösen. © AdobeStock
Pflanzlich ist nicht automatischreizfrei: Zitrusöle oder Zimtöl können bei empfindlicher Haut irritierend wirken und Allergien auslösen. © AdobeStock

• Hyaluronsäure ist ein weiterer zentraler Wirkstoff in der Feuchtigkeitspflege. Hochmolekulare Hyaluronsäure bildet einen hydratisierenden Film auf der Hautoberfläche, während niedermolekulare Varianten in tiefere Hautschichten eindringen und dort Wasser binden können. 
• Glycerol, ein dreiwertiger Zuckeralkohol, zählt zu den am besten untersuchten Feuchthaltemitteln in der Dermokosmetik. Als hygroskopischer Stoff bindet er effektiv Wasser in der Hornschicht und erhöht sowohl kurzfristig als auch langfristig die Hautfeuchtigkeit. Durch Bildung einer Schutzschicht auf der Hautoberfläche wird der Wasserverlust über Verdunstung reduziert. Glycerol verbessert zudem die Barrierefunktion der Haut durch positive Effekte auf die Lipidschicht. In Konzentrationen zwischen 5 % bis 15 % wird Glycerol gut vertragen und eignet sich besonders für trockene und empfindliche Haut. Es unterstützt außerdem die Wirkung natürlicher Feucht-haltefaktoren des Natural Moisturizing Factor und trägt zur Stabilisierung der Hautstruktur bei.

Natural Moisturizing Factor (NMF) 

Der NMF besteht aus körpereigenen, hygroskopischen Substanzen wie Aminosäuren, Urea, Milchsäure, Pyrrolidoncarbonsäure (PCA), Glycerol und Mineralstoffen.

Diese Mischung befindet sich im Stratum corneum und spielt eine zentrale Rolle für die Hautfeuchtigkeit. 
Der NMF bindet Wasser, schützt die Haut vor dem Austrocknen, unterstützt die Barriere-funktion und trägt zur Stabilisierung des physiologischen pH-Werts bei.

Lipidsubstitution


Neben einer gezielten Feuchtigkeitsversorgung sind auch Lipide entscheidend für die Unterstützung der Hautbarriere, insbesondere in der kühlen Jahreszeit, wenn die physiologische Talgproduktion abnimmt. Das Stratum corneum besteht aus verhornten, kernlosen Keratinozyten (Korneozyten), die von einer lamellaren Lipidmatrix umgeben sind. 
Diese Matrix setzt sich hauptsächlich aus Ceramiden, Cholesterol und freien Fettsäuren zusammen und ist essenziell für die Integrität der Barriere. Äußere Einflüsse wie Kälte, trockene Heizungsluft oder häufiges Waschen können die Lipidstruktur stören, was zu einem erhöhten transepidermalen Wasserverlust und einer gesteigerten Anfälligkeit gegenüber Reizstoffen, Mikroorganismen und Umweltfaktoren führt. Pflegeprodukte, die diese Lipide in hautähnlicher Zusammensetzung enthalten, unterstützen die Regeneration der Barriere. Dabei schließen Ceramide strukturelle Lücken zwischen den Korneozyten, Cholesterol stabilisiert die lamellare Lipidanordnung, und freie Fettsäuren tragen zur Flexibilität und funktionellen Integrität der Hornschicht bei. Topisch applizierte Ceramide, Cholesterol und Fettsäuren in physiologischem Verhältnis (ca. 3:1:1) verbessern die Lipidstruktur.

Milde Reinigung


Ein oft unterschätzter Aspekt ist die tägliche Reinigung. Heißes Wasser und aggressive Tenside können die Haut zusätzlich austrocknen und reizen. Im Herbst sollten daher milde, pH-hautneutrale Reinigungs­produkte bevorzugt werden, etwa rückfettende Waschlotionen, Duschöle oder Reinigungsmilch, die die Haut nicht entfetten, sondern zusätzlich pflegen.

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Lippen und Hände nicht vergessen


Gerade Lippen und Hände sind besonders exponiert und werden durch kalte Luft und häufiges Händewaschen zusätzlich beansprucht. Die Lippen besitzen keine eigenen Talgdrüsen und können daher keine schützende Fettschicht aufbauen. Fettbasierte Lippenbalsame mit Sheabutter, Lanolin oder Bienenwachs bieten einen wirksamen Schutz vor dem Austrocknen und beugen rissigen Mundwinkeln vor. Auch die Hände benötigen im Herbst besondere Aufmerksamkeit. Rückfettende Handcremes mit Panthenol, Allantoin und pflanzlichen Ölen fördern die Regeneration beanspruchter Haut. Wer zu rissiger Nagelhaut neigt, sollte zusätzlich auf okklusive Pflegeprodukte für die Nacht zurückgreifen.

Lippen besitzen keine Talgdrüsen und trocknen  im Herbst schnell aus. Fettreiche Balsame  mit Sheabutter oder Lanolin schützen optimal. © Shutterstock
Lippen besitzen keine Talgdrüsen und trocknen im Herbst schnell aus. Fettreiche Balsame mit Sheabutter oder Lanolin schützen optimal. © Shutterstock

Sanfte Pflege aus der Natur


Viele Menschen greifen mittlerweile bei der Hautpflege gerne zu Naturkosmetik. Pflanzliche Öle, Wachse und Extrakte können die Haut auf sanfte Weise pflegen, beruhigen und regenerieren. Entscheidend ist dabei die gezielte Auswahl gut verträglicher Inhaltsstoffe. 

Aloe vera wirkt kühlend, entzündungshemmend und feuchtigkeitsspendend. Sie eignet sich gut zur Beruhigung gereizter Haut. Kokosöl enthält mittelkettige Fettsäuren mit antimikrobiellen Eigenschaften und hat sich als pflegender Bestandteil in Cremes und Salben bewährt. Jojobaöl, das chemisch betrachtet einem flüssigen Wachs entspricht, ist dem menschlichen Hauttalg sehr ähnlich und trägt zur Stabilisierung der Hautbarriere bei. Ein weiterer Klassiker ist Sheabutter. Sie ist reich an unverseifbaren Bestandteilen und eignet sich hervorragend für trockene und gereizte Haut. Zudem enthält sie natürliche Antioxidantien, die den Hautstoffwechsel unterstützen. Wichtig zu beachten ist allerdings, dass pflanzlich nicht automatisch reizfrei bedeutet. Besonders bei ätherischen Ölen ist Vorsicht geboten: Zitrusöle oder Zimtöl können bei empfindlicher Haut irritierend wirken und Allergien auslösen.

Nahrung für die Haut


Die Gesundheit der Haut hängt nicht nur von äußeren Einflüssen ab. Die Versorgung mit Mikronährstoffen spielt ebenfalls eine zentrale Rolle. Während der lichtarmen Monate, in denen die Vitamin-D-Synthese sinkt und weniger frisches Obst und Gemüse konsumiert wird, kann eine gezielte Supplementierung sinnvoll sein. 

Omega-3-Fettsäuren aus Fisch- oder Algenöl wirken entzündungshemmend und tragen zur Stabilisierung der Zellmembranen bei. Studien zeigen, dass sie bei trockener Haut und entzündlichen Hauterkrankungen wie Neurodermitis unterstützend wirken können. Vitamin E ist ein fettlösliches Antioxidans, das Zellmembranen vor oxidativem Stress schützt und die Hautregeneration fördert. Eine kombinierte Einnahme mit Vitamin C kann die antioxidative Wirkung verstärken. Weitere relevante Mikronährstoffe sind Zink, das an der Wundheilung beteiligt ist und die Hautabwehr stärkt, sowie Biotin und Vitamin A, die für die Aufrechterhaltung einer gesunden Hautstruktur essenziell sind.


Fazit


Der saisonale Wechsel stellt die Haut vor besondere Herausforderungen, die jedoch mit einer gezielten Pflege gut zu bewältigen sind. Eine Kombination aus feuchtigkeitsspendenden und rückfettenden Pflegeprodukten, sanfter Reinigung, naturkosmetischen Alternativen und gegebenenfalls gezielter Supplementierung bietet optimale Unterstützung für die Haut. So bleibt die Haut auch in der kalten Jahreszeit gesund und widerstandsfähig.

Quellen

•   Engebretsen KA, et al.: The effect of environmental humidity and temperature on skin barrier function and dermatitis. J Eur Acad Dermatol Venereol 2016; 30(2): 223–249
•   Piquero-Casals J, et al.: Urea in dermatology: A review of its emollient, moisturizing, keratolytic, skin barrier enhancing and antimicrobial properties. Dermatol Ther 2021; 11(6): 1905–1915
•   Wang Y, et al.: Evaluating the effect of moisturizers containing endogenous lipids on skin barrier properties. J Dermatol Sci Cosmet Technol 2024; 1(3)
•   anby SG, et al.: Enhancement of stratum corneum lipid structure improves skin barrier function and protects against irritation in adults with dry, eczema-prone skin. Br J Dermatol 2022; 186(5): 875–886
•   Ananthapadmanabhan KP, et al.: Cleansing without compromise: the impact of cleansers on the skin barrier and the technology of mild cleansing. Dermatol Ther 2004; 17(Suppl 1): 16–25

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