Neue Perspektive in der PAVK-Therapie

Gezielte Anwendung von Kohlendioxid

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Die CO2-Therapie verbessert durch Vasodilatation  und Angiogenese-Förderung die Mikrozirkulation bei PAVK-Patient:innen. © Shutterstock
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Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) betrifft primär die unteren Extremitäten und führt durch atherosklerotische Prozesse zu charakteristischen Symptomen wie Claudicatio intermittens, Ruheschmerzen und in schweren Fällen zu Gewebsnekrose. Neben der mechanischen Gefäßverengung spielen endotheliale Dysfunktion, gestörte Mikrozirkulation und chronische Entzündungsprozesse eine zentrale Rolle in der Pathogenese. Während konventionelle Therapieansätze wie Gefäßchirurgie und medikamentöse Behandlung wie Cilostazol wichtige Säulen der PAVK-Therapie darstellen, rückt die CO₂-Therapie als komplementärer Ansatz zunehmend in den Fokus.

Wirkmechanismen auf zellulärer Ebene

Die CO₂-Therapie entfaltet ihre Wirkung über verschiedene pathophysiologische Ansatzpunkte. CO₂-Injektionen induzieren durch pH-Wert-Absenkung und Kaliumkanalaktivierung eine lokale Vasodilatation, wodurch der periphere Widerstand sinkt und die Gewebsperfusion verbessert wird. Zudem spielt der Bohr-Effekt eine zentrale Rolle: Die pH-Verschiebung erhöht die Sauerstoffabgabe aus dem Hämoglobin, wodurch hypoxische Gewebsschäden gemildert werden können. Gleichzeitig stimuliert CO₂ die Expression von VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor) und HIF-1a (Hypoxia-Inducible Factor-1a), wodurch neue Kapillarnetzwerke entstehen und die Geweberegeneration gefördert wird. 

Klinische Evidenz

Die CO₂-Therapie erfolgt beispielsweise als trockene Gasbäder oder mit CO₂-angereichertem Wasser. In mehreren kleinen Studien konnten positive Effekte gezeigt werden: Makita et al. dokumentierten bei 16 PAVK-Patient:innen einen bemerkenswerten Anstieg des Hautblutflusses um 426 % nach CO₂-Bädern, verglichen mit 173 % in der Kontrollgruppe.1 Hartmann et al. belegten bei 24 Patient:innen signifikante Verbesserungen der schmerzfreien Gehstrecke, des transkutanen Sauerstoffdrucks und des Ankle-Brachial-Index.2 Fabry & Kreska et al. demonstrierten in einer randomisierten Doppelblindstudie eine signifikante Senkung des peripheren Gefäßwiderstands bei Claudicatio-Patienten.3 Eine aktuelle Anwendungsbeobachtung im Vivea Hotel Bad Schönau untersuchte 127 PAVK-Patient:innen (85 Männer und 42 Frauen) mit kardiovaskulären Risikofaktoren wie Hypertonie, Adipositas, Diabetes mellitus und Nikotinabusus. Das Durchschnittsalter lag bei 67,8 Jahren, die schmerzfreie Gehstrecke zur Baseline bei 351 Metern. Nach durchschnittlich 25 Therapieeinheiten mit Trockengasbädern sowie Carbovasal- und Carbucutan-Anwendungen konnte eine klinisch relevante Verbesserung der Gehstrecke um 80 Meter erreicht werden.

Die Therapie gilt als gut verträglich mit nur vorübergehenden lokalen Nebenwirkungen. Als nicht-invasive Alternative bietet sie Vorteile für Patient:innen mit Kontraindikationen gegen operative Eingriffe. Bislang fehlen groß angelegte, randomisierte Langzeitstudien zur optimalen Dosierung und Applikationsfrequenz. Die interindividuelle Variabilität durch Komorbiditäten stellt eine weitere Herausforderung dar.

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