
Die Gefahren von Vapes und E-Zigaretten werden oft unterschätzt und die Wissenschaft steckt, was Langzeitstudien angeht, noch in den Kinderschuhen. Trotzdem hat der Konsum dieser Alternativen in den letzten Jahren stark zugenommen – insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
Das ist kaum überraschend: Mit ihren süßen Aromen, einer schier endlosen Vielfalt an Geschmacksrichtungen und bunten, verspielten, fast kindlichen Verpackungen wirken sie eher wie ein Lifestyle-Produkt als wie eine potenzielle Gesundheitsgefahr. Doch wie harmlos sind sie wirklich? Diese Frage rückt angesichts der steigenden Popularität immer stärker in den Fokus und verdient eine kritische Betrachtung.

Vom Hoffnungsträger zur Gesundheitsgefahr
Anfang der 2000er-Jahre wurde durch den chinesischen Pharmazeuten Lik Hon das Patent für elektronische Zigaretten eingereicht. Wenige Jahre später wurden E-Zigaretten in den USA eingeführt und erlangten rasch internationale Aufmerksamkeit. Im Jahr 2009 führte die WHO die Bezeichnung ENDS (Electronic Nicotine Delivery Systems) ein, um die verschiedenen elektronischen Nikotin-Verdampfer auf dem Markt zusammenzufassen.3 Die Funktionsweise dieser Geräte schien zunächst vielversprechend: Eine mit Nikotin angereicherte Flüssigkeit wird elektronisch erhitzt und verdampft, sodass der/die Konsument:in das entstehende Aerosol einatmen kann – ganz ohne den schädlichen Verbrennungsprozess, der bei herkömmlichen Zigaretten stattfindet. E-Zigaretten wurden daher lange als gesündere Alternative angepriesen und fanden rasch Verbreitung. Doch inzwischen zeigen zahlreiche Studien, dass diese vermeintlich harmlose Alternative möglicherweise weit größeren Schaden anrichtet als ursprünglich angenommen.
Hauptbestandteil des Liquids ist meist Propylenglykol oder Glycerin. Doch neben diesen Trägersubstanzen können auch zahlreiche gesundheitsschädliche Chemikalien und Schwermetalle enthalten sein. So wurden in einigen Liquids bereits krebserregende Stoffe wie Formaldehyd, Acetaldehyd, Diacetyl und Acrolein nachgewiesen – sowie Schwermetalle wie Nickel, Zinn, Chrom und Blei. Das Einatmen von Giftstoffen, die durch Oxidation von Nitrosaminen und Propylenglykol entstehen, ist überaus gesundheitsschädlich, kann oxidativen Stress verursachen, die Schleimhäute reizen und Entzündungen in der Lunge fördern.4
Deshalb sind auch nikotinfreie E-Zigaretten mit einem gesundheitlichen Risiko behaftet, da die Aromastoffe und Trägersubstanzen für die Lunge selbst schädlich sind. In-vitro-Studien konnten zeigen, dass der Dampf von E-Zigaretten die Lebensfähigkeit humaner Bronchialepithelzellen dosisabhängig verringert.4 Obwohl viele der verwendeten Substanzen aus der Lebensmittelindustrie bekannt und dort zugelassen sind, bleibt die langfristige Wirkung der lungengängigen Partikel durch regelmäßiges Inhalieren noch weitgehend unerforscht. Besonders bedenklich sind Aromastoffe wie Zimtaldehyd und Benzaldehyd, die zelltoxisch wirken, sowie das Butteraroma Diacetyl, das eine entzündungsfördernde Wirkung auf die Atemwege hat.7,8
Einstiegsdroge E-Zigarette?
Gerade für Jugendliche ist das Rauchen von Vapes besonders attraktiv. Der angenehme Geschmack, die leichte Verfügbarkeit und der günstige Preis sind vor allem für junge Erwachsene verlockend. Dies kann schnell zu einer Sucht führen, vor allem wenn man bedenkt, dass in E-Zigaretten oft ein Vielfaches der Nikotinmenge von herkömmlichen Zigaretten enthalten ist. In Österreich gibt es eine Maximalgrenze von 20 mg/ml Nikotin in Liquids oder E-Zigaretten. Oft steigen vapende Jugendliche leichter auf herkömmliche Zigaretten um, da sie bereits eine Nikotinsucht entwickelt haben. Einige Studien bestätigen dies und weisen darauf hin, dass Nutzer:innen von E-Zigaretten ein vielfach erhöhtes Risiko haben, mit dem Rauchen von herkömmlichen Zigaretten zu beginnen.2 Zusätzlich erhöht sich die Gefahr, im Laufe des Lebens an anderen Suchterkrankungen zu leiden. Auch für die Entwicklung des Gehirns, die erst mit etwa 25 Jahren abgeschlossen ist, ist das Vapen eine große Gefahr.6 In Studien wurden kognitive Störungen, Verhaltensänderungen, Gedächtnisbeeinträchtigungen vor allem in Bezug auf Erinnerungs- und Lernvermögens sowie Muskelkrämpfe beobachtet.5 Ganz gleich, ob es aus einer Zigarette, einem Snus oder einer Vape stammt – Nikotin schadet dem Körper in jeder Form.
Alternative zur Zigarette?
Andererseits möchten viele Raucher:innen endlich von der Zigarette wegkommen und glauben, in der E-Zigarette eine gesündere Alternative bzw. eine Hilfe zur Entwöhnung gefunden zu haben. Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin hält dies jedoch für keine gute Idee, da die langfristigen gesundheitlichen Risiken noch nicht abschätzbar sind.1 Es wird empfohlen, besser zu einer Nikotinersatz-, Verhaltens- oder medikamentösen Therapie zu greifen. Doch auch die Nikotinersatztherapie sollte nur übergangsmäßig verwendet werden. Ziel sollte immer eine komplette Nikotin-Freiheit sein.
EVALI – eine mysteriöse Lungenerkrankung
Die langfristige Nutzung von E-Zigaretten und Vaping-Produkten stellt für die Lunge ein erhebliches Risiko dar. Es werden Entzündungen in der Lunge induziert, die zu Narben im Lungengewebe führen können. Eine besonders schwerwiegende Erkrankung, die mit dem Konsum solcher Produkte in Verbindung gebracht wurde, ist EVALI (E-cigarette or Vaping-use Associated Lung Injury). Bekannt wurde diese Lungenkrankheit 2019, als vor allem junge gesunde Personen schwere Symptome entwickelten. Die Betroffenen berichteten über Husten, Dyspnoe und Brustschmerzen; teilweise kam es auch zu Begleiterscheinungen wie Fieber, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall sowie Müdigkeit und Gewichtsverlust. Auch über Tachykardie, Hypoxie und Hypertonie wurde berichtet. Bei einigen Betroffenen war eine Behandlung mit Sauerstofftherapie oder Corticosteroiden erforderlich, um die Lungenentzündung zu kontrollieren. Bedauerlicherweise gab es sogar einige Todesfälle.
Nach Auftreten dieser mysteriösen Krankheitsfälle warfen die Ärzt:innen einen genaueren Blick auf die Patient:innen und deren Gewohnheiten. Es stellte sich heraus, dass alle Betroffenen in den letzten drei Monaten vor dem Auftreten ENDS (Electronic Nicotine Delivery Systems) wie E-Zigaretten, Vapes, JUULs, E-Pens oder E-Pipes verwendet hatten. Ein entscheidender Faktor dabei war die Verwendung von Vitamin-E-Acetat als Verdickungsmittel in diesen Produkten. Dieses Additiv kann beim Inhalieren die Alveolen blockieren, die Sauerstoffaufnahme behindern und Entzündungen hervorrufen. Radiologische Untersuchungen zeigten diffuse Infiltrate in der Lunge, die auf entzündliche Prozesse hindeuten. Seit dem Auftreten dieser EVALI-Fälle wird auf Initiative der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) in den USA intensiv zu dieser neuartigen Lungenerkrankung geforscht.4
Zusätzlich zu den Lungenschäden wurde EVALI von der American Heart Association (AHA) auch mit Beeinträchtigungen des Körpers außerhalb der Lunge in Zusammenhang gebracht. So wird Acrolein mit einer verringerten Herzkontraktilität, erhöhtem Blutdruck, einem gesteigerten Risiko für Arrhythmien, Endothel-Dysfunktion, oxidativem Stress sowie einer erhöhten Plättchenaggregation und -adhäsion assoziiert.4 Durch die Aktivierung von Entzündungen durch E-Zigaretten wird auch die Leistung des Immunsystems herabgesetzt und macht Patient:innen anfälliger für weitere Erkrankungen.4 Generell ist das rasch abhängig machende Nikotin ein großes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall. Zusätzlich sind die eingeatmeten Aerosole gefäßschädigend, indem sie zu Funktionsstörungen der Gefäßinnenwand und Versteifung der Arterien führen. Auch das Blutfettprofil wird durch Erhöhung der LDL-Spiegel negativ beeinflusst.1
Die Gefahr für die Umwelt

Doch nicht nur für den Menschen und dessen Gesundheit, sondern auch für unsere Umwelt stellen die entsorgten Geräte eine Belastung dar. Durch den günstigen Preis der Einweg-Vapes werden die Geräte nach kurzer Nutzungsdauer meist einfach im Restmüll entsorgt. Eigentlich bestehen die Geräte aus einer Mischung verschiedener Materialien, die jedoch schwer voneinander zu trennen sind. Die darin enthaltenen chemischen Substanzen können bei unsachgemäßer Entsorgung in Boden und Wasser freigesetzt werden. Nikotin ist für viele Organismen toxisch und kann das Ökosystem nachhaltig schädigen. Die Einweg-E-Zigarette wird jedoch bald ohnehin Geschichte sein, da die EU mit der neuen Batterieverordnung entschieden hat, dass Batterien in tragbaren Geräten vom Nutzer selbst austauschbar sein müssen. Doch auch die wiederaufladbaren E-Zigaretten enthalten oft Lithium-Ionen-Batterien, die enorm schädlich für die Umwelt sind – sowohl in der Produktion als auch in der Entsorgung.
Quellen
- Sheth P, et al.: The rising use of e-cigarettes: Unveiling the health risks and
controversies. Cardiol Rev 2024; doi:10.1097/CRD.0000000000000666 - Tao X, et al.: The potential health effects associated with electronic-cigarette. Environ Res 2024; 245: 118056.
- Zohara Z, et al.: Breaking the myths around e-cigarettes:
A narrative review exploring the impact of e-cigarette on human health. Cureus 2024; 16(10): e72039. - Tituana NY, et al.: E-cigarette use-associated lung injury (EVALI). Pneumologie. 2024; 78(1): 58-69.
- Wold L, et al.: Cardiopulmonary consequences of vaping in adolescents:
A scientific statement from the American Heart Association. Circ Res 2022; 131: e70–e82.
Weitere Literatur auf Anfrage