Kolumne

Community Pharmacy – jetzt

Mag. pharm. Raimund Podroschko
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Mag. pharm. Raimund Podroschko, Präsident des Verbandes Angestellter Apotheker Österreichs (VAAÖ) © Gerhard Schmolke
Mag. pharm. Raimund Podroschko © Gerhard Schmolke

Pflegepersonal, Apotheker:innen, Ärzte und Ärztinnen sowie Wissenschaftler:innen – diese Berufsgruppen haben laut einer aktuellen Umfrage das meiste dazu beigetragen, die COVID-Krise in Österreich zu bewältigen. Eine Umfrage von vielen, die bestätigt, was wir bereits von unserer Kundschaft und unseren Patienten und Patientinnen wissen: Die Apotheke ist eine unverzichtbare Gesundheitsdrehscheibe für die Bevölkerung.

Zäh wird es, wenn es darum geht, dass sich diese wesentliche Funktion auch im Ausbau der Kompetenzen von uns Apothekern und Apothekerinnen niederschlägt.

Warum können wir es nicht anderen Ländern gleichtun, in denen die Medikationsanalyse wie in England, Impfen durch Apotheker:innen wie u. a. in Italien, die magistrale Rezeptur mit einer zumindest kostendeckenden Honorierung wie in Deutschland und Herstellung von nicht verfügbaren Arzneimitteln bereits bestens funktionieren? 

Die Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit bzw. eine bessere und direktere Gesundheitsversorgung der Bevölkerung bei gleichzeitiger Kostenersparnis v. a. von teuren Folgeschäden sollte wohl Anreiz genug sein. 
Alle stichhaltigen Argumente sprechen dafür und die Zeit drängt, denn das „Sicherheitsnetz“ unseres Gesundheitswesens bekommt immer mehr „Löcher“.

So hat die WHO anlässlich ihres 75-jährigen Bestehens vor einer wachsenden Personallücke in den Gesundheitssystemen gewarnt. Hinzu kommt noch die Belastung durch COVID-19. WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus sprach von einer geschätzten Burn-out-Rate von 50 Prozent des Personals. Auch in Österreich haben die demografische Entwicklung und die Pandemie zu einer starken Verschärfung von Engpässen und strukturellen Schwierigkeiten geführt. Wesentlich ist deshalb laut Experten und Expertinnen eine Neustrukturierung in der Patientenversorgung in Richtung niedergelassener Bereich.

Eine der stärksten und tragfähigsten Strukturen ist hier das Apothekennetz, das – wie es eindrucksvoll gezeigt hat – auch und vor allem in Krisenzeiten hält.

Die Politik sollte sich endlich trauen hinzuschauen und die offensichtlich bestmöglichen Maßnahmen ergreifen.

Ganz vorne mit dabei muss der Ausbau der Apotheken als Community Pharmacies sein. Damit können unsere hohe Expertise, die gute Apotheken-Infrastruktur und die neuen Dienstleistungsangebote für die Menschen in Österreich ohne Streuverluste genutzt werden, u.a. auch durch den Ausbau von Digitalisierung und Telemedizin. Schließlich liegen all diese Skills in höchster Qualität bereits vor; sie angesichts der Situation unseres Gesundheitssystems nicht zu nutzen, ist nicht nachvollziehbar. 

Für uns geht es darum, dass die Apothekenbetriebe nicht ausgehungert werden und der wirtschaftliche Status quo – trotz Wegfalls des Testbetriebs – gehalten wird.

Die neuen Dienstleistungen, die Spannenverhandlungen sowie Galenika und Magistrale Rezepturen stehen deshalb für uns auch im Fokus der laufenden Wirtschaftsgespräche. Immerhin ist das Pilotprojekt zur Medikationsanalyse gemeinsam mit dem Dachverband sehr gut angelaufen. Jetzt ist es wichtig, dass die Wirtschaftsverhandlungen endlich wieder durchstarten.

Das große Ziel ist die verstärkte Etablierung von uns Apothekern und Apothekerinnen als Community Pharmacists und der Ausbau der Apothekenbetriebe als zentrale Gesundheitsdrehscheibe.

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