Althaea officinalis

Eibisch

Mag. pharm. Arnold Achmüller
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Eibischwurzel © Shutterstock
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Der Echte Eibisch ist eine ursprünglich in Europa und Asien heimische Heilpflanze und gehört zur Familie der Malvaceae (Malvengewächse). Es handelt sich um eine ausdauernde Staude mit einer Wuchshöhe von bis zu 200 cm, deren oberirdische Teile samtig-filzig behaart sind.

Die Blätter sind meist drei- oder fünflappig mit einem unregelmäßig gezähnten Rand. Die bis zu 5 cm großen Blüten sind weiß bis rosa mit zahlreichen purpurroten bis violetten Staubgefäßen. Der Wurzelstock besteht aus mehreren gelblich-weißen, fleischig verdickten Wurzeln. Schon der wissenschaftliche Name deutet auf eine sehr lange Anwendung hin.

Der Gattungsname Althaea lässt sich vom griechischen althaia bzw. altheeis (= heilkräftig) ableiten. Bereits bei Hippokrates wurde eine Abkochung aus der Eibischwurzel als Wundheilmittel erwähnt. Medizinisch verwendet werden neben der Wurzel auch die Blätter.

Die Droge stammt fast ausschließlich aus Kulturen in verschiedenen europäischen Ländern und den USA. Verwechslungen bzw. Verfälschungen mit Wurzeln der Stockrose (Althaea rosea, syn. Alcea rosea) sind selten.

Arzneilich verwendete Droge

Im Europäischen Arzneibuch wird die Eibischwurzel (Althaeae radix) als die geschälte oder ungeschälte ganze oder zerkleinerte getrocknete Wurzel von Althaea officinalis L. definiert. Die Quellungszahl muss mindestens 10, bezogen auf die pulverisierte Droge, betragen. Die Eibischblätter (Althaeae folium) werden als die ganzen oder geschnittenen, getrockneten Laubblätter von Althaea officinalis L. mit einer Quellungszahl von mindestens 12 (mit 0,2 g pulverisierter Droge) definiert.

Inhaltsstoffe und pharmakologische Wirkungen

Die wesentlichen Inhaltsstoffe in der Wurzel und den Blättern sind Schleimpolysaccharide. In der Wurzel sind diese zu 5–10 % (vereinzelt bis zu 20 %), in den Blättern mit 6–10 % enthalten. Der Gehalt ist allerdings sehr stark vom Erntezeitpunkt (bei den Blättern bspw. am höchsten kurz vor dem Aufblühen) und dem Verarbeitungsgrad der Droge (z. B. Wurzeln geschält oder ungeschält) abhängig. Bei den charakteristischen Polysacchariden in der Wurzel handelt es sich um Rhamnogalacturonane und α-Glucane. In den Blättern finden sich dagegen eher Galacturonorhamnane, Glucuronoxylane, Arabinogalactane und ein niedermolekulares (1→6)-α-D-Glucan (Mr=7000). In den Wurzeln sind außerdem reichlich Stärke sowie kleine Mengen an Flavonoiden, phenolischen Carbonsäuren und Scopoletin zu finden.1

Der Echte Eibisch ist eine Staude mit einer Wuchshöhe von bis zu 200 cm,  deren oberirdische Teile samtig-filzig behaart sind. © Shutterstock
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Antitussive Wirkung

Die antitussive Wirkung kann über die enthaltenen Schleimstoffe, welche sich an die gereizten Epithelzellen anlegen und diese einhüllen, erklärt werden. Diese Wirkung wurde auch in In-vivo-Studien bestätigt. So reduzierte ein Eibischsirup bei Katzen signifikant den mechanisch ausgelösten Hustenreiz. Bei Meerschweinchen erwiesen sich isolierte Gaben von Rhamnogalacturonan in Bezug auf eine antitussive Wirkung sogar als vergleichbar mit Codein (10 mg/kg).2

Immunmodulierende Wirkung

In In-vitro Studien steigerte ein Eibischblätterextrakt sowohl die Phagozytose als auch die Freisetzung von Leukotrienen, Interleukin-6 und TNF-α aus Monozyten.3

Wundheilungsfördernde Wirkung

Sowohl ein nicht näher definierter wässriger Extrakt aus der Eibischwurzel als auch die isolierten Polysaccharide zeigten in vitro eine Beschleunigung der Proliferation der Epithelzellen.3 Ähnliche Ergebnisse konnten auch in vivo an Ratten beobachtet werden. Hier ließ ein nicht näher definiertes 5%iges bzw. 10%iges Gel auf Basis von Eibisch im Vergleich zu den Placebogruppen (ohne Eibisch) induzierte Wunden deutlich schneller abheilen.4

Klinische Studien

Es wurden mehrere klinische Studien zur Wirksamkeit und Sicherheit von Eibischzubereitungen durchgeführt.5 Eine davon ist eine Beobachtungsstudie an 313 Kindern im Alter von drei Monaten bis zwölf Jahren mit irritierten Schleimhäuten im Mund- und Rachenraum und damit einhergehendem Reizhusten. Je nach Alter erhielten die Kinder im Zeitraum von drei Tagen 4–6 x täglich 2,5–10 ml eines Eibisch-sirups (DEV 1:19,5–23,5, Wasser). Nach drei Tagen kam es zu einer ausgeprägten Reduktion der Intensität und Frequenz des Hustenreizes. Der Sirup wurde von den Kindern sehr gut vertragen.6

Zu einem ähnlichen Ergebnis kam auch eine retrospektive Studie von Bässler et al. (2005) mit demselben Sirup, die 599 Kinder im Alter zwischen drei Monaten und zwölf Jahren eingeschlossen hatte. Bei mehr als 90 % der Kinder wurde die Wirksamkeit als gut oder sehr gut bewertet.7
Positive Effekte wurden darüber hinaus auch in einer Studie an 63 Patienten mit auf ACE-Inhibitoren zurückzuführende Hustenattacken beobachtet. Hierbei erhielten die Patienten über vier Wochen umgerechnet 40 mg Althaea officinalis 3 x täglich in Form von Tropfen.8

In einer aktuellen kleinen Pilotstudie wurde die hautberuhigende Wirkung einer nicht näher definierten 1%igen Eibischzubereitung gegenüber einer 1%igen Hydrocortisoncreme bei 22 Kindern mit atopischen Ekzemen untersucht. Den Kindern der Verumgruppe wurde in der ersten Woche zweimal täglich die Eibischcreme, den Kindern der Kontrollgruppe zweimal täglich die Hydrocortisoncreme aufgetragen. Anschließend wurde die Therapie noch dreimal pro Woche für drei Wochen fortgeführt. In dieser Zeit verbesserte sich das Hautbild in der Verumgruppe mit Eibisch signifikant besser, als in der Kontrollgruppe mit Hydrocortison.9

Wissenschaftlich bewertete Anwendungen

Das HMPC hat die Eibischwurzel als traditionelles pflanzliches Arzneimittel eingestuft. Sinnvoll ist demnach der Einsatz bei Schleimhautreizungen im Mund- und Rachenraum und damit einhergehendem Reizhusten sowie bei Magenbeschwerden. Zu den Eibischblättern liegt bis dato noch keine eigene HMPC-Monographie vor.

Typische Zubereitungen, Tagesdosierung und Anwendungsdauer

Eibischwurzel kann als Tee, Flüssig- oder Trockenextrakt sowie in Form eines wässrigen Auszuges als Saft oder Sirup eingenommen werden.

Ein Tee aus Eibischwurzel gegen Reizhusten wird mit 0,5–3 g Wurzel pro 150 ml Wasser als Mazerat zubereitet. Dieser kann mehrmals pro Tag getrunken werden, wobei die maximale Tagesdosierung bei 15 g der getrockneten Wurzel liegt. Bei Magenbeschwerden sollten bis zu 3 x täglich 3–5 g der Wurzel pro 150 ml Wasser verwendet werden. 

Während aus den Blättern auch ein Infus hergestellt werden kann, sollte die Wurzel stets als Mazerat zubereitet werden. Dieses sollte aufgrund seiner kurzen Haltbarkeit rasch nach der Herstellung eingenommen werden.

Falls die Schleimhautreizungen im Mund- und Rachenraum einschließlich einem Reizhusten trotz Anwendung mehr als eine Woche oder Magenbeschwerden mehr als zwei Wochen bestehen oder sich sogar verschlimmern, sollte eine ärztliche Konsultation erfolgen. Dasselbe gilt bei Auftreten von hohem Fieber. 

Kinder, Schwangere und Stillende 

Seitens des HMPC kann die Eibischwurzel bei Kindern zur Behandlung von Schleimhautreizungen im Mund- und Rachenraum ab drei Jahren, zur Linderung von Magenbeschwerden ab zwölf Jahren verwendet werden. Für die Anwendung bei Schwangeren und Stillenden liegen bis dato keine Daten vor, weshalb eine entsprechende Anwendung nicht empfohlen wird.

Tipp

Sinnvoll ist der Einsatz von Eibischwurzel bei Schleimhautreizungen im Mund- und Rachenraum und damit einhergehendem Reizhusten sowie bei Magenbeschwerden.

Wechsel- und Nebenwirkungen (Risiken)

Eibisch gilt als sehr gut verträglich, es sind keine relevanten Nebenwirkungen bekannt. Aufgrund der enthaltenen Schleimstoffe kann Eibisch die Resorption gleichzeitig eingenommener Arzneimittel verzögern. Deshalb sollten diese in einem zeitlichen Abstand von einer halben bis einer Stunde eingenommen werden.

Kontraindikation

Bei einer bestehenden Hypersensitivität gegenüber einer in Eibisch enthaltenen Substanz ist dieser kontraindiziert.

Quellen:
1   Blaschek W. (Hrsg.) (2016): Wichtl - Teedrogen und Phytopharmaka. Ein Handbuch für die Praxis. 6. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft. Stuttgart
2   Sutovska M. et al.: Antitussive activity of Althaea officinalis L. polysaccharide rhamnogalacturonan and its changes in guinea pigs with ovalbumine-induced airways inflammation. Bratisl Lek Listy. 2011; 112(12):670−5
3   Deters A. et al.: Aqueous extracts and polysaccharides from Marshmallow roots (Althea officinalis L.): cellular internalisation and stimulation of cell physiology of human epithelial cells in vitro. J Ethnopharmacol. 2010; 127(1):62−9
4   Mohsenikia M. et al.: Althaea officinalis improves wound healing in rats: a stereological study. Drug Discov Ther. 2020; 14(5):239−242
5   Mahboubi M.: Marsh Mallow (Althaea officinalis L.) and Its Potency in the Treatment of Cough. 
Complement Med Res. 2020; 27(3):174−183 Univ.-Prof.-Mag.-pharm.-Dr. Hermann Stuppner

Weitere Literatur auf Anfrage

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