CURCUMA LONGA & CURCUMA ZANTHORRHIZA

Curcumawurzelstock & Javanische Gelbwurz

Mag. pharm. Arnold Achmüller
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Curcuma © Shutterstock
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Unter dem Namen Curcuma versteht man im Allgemeinen Curcuma longa L. (auch bekannt als Indische Gelbwurz, syn. Curcuma domestica Valeton), daneben finden wir hierzulande auch die Javanische Gelbwurz im Handel; diese stammt von Curcuma zanthorrhiza Roxb. Beide Pflanzen sind eng miteinander verwandt und gehören zur Familie der Zingiberaceae (Ingwergewächse).

Es handelt sich bei beiden Pflanzen um mehrjährige krautige Pflanzen mit einem knolligen Hauptrhizom und fingerförmigen Nebenrhizomen. Aus den Rhizomen entwickeln sich grundständige, bis über 1 m lange, eiförmig-lanzettliche, ungeteilte Blätter mit scheidenartigem Blattstiel. Die ährenartigen Blütenstände werden von einem kurzen Stängel mit Hochblättern getragen, in deren Achseln die gelben (C. longa) bzw. purpur- bis karmesinroten Blüten (C. zanthorrhiza) sitzen. Die Frucht ist eine kugelige, dreiteilige Kapsel.

Curcuma stammt ursprünglich aus Indien, genauer genommen aus Bihar, die Javanische Gelbwurz dagegen aus Indonesien, allen voran aus Java.

Der Name Curcuma lässt sich vom altindischen „kunkuman“ (=Safran) und dem daraus später im Mittelindischen entstandenen „kurkuma“ ableiten und nimmt Bezug auf die safrangelbe Farbe dieses Rhizoms. Die Pulverdroge wird deshalb in Indien oft als „Safran“ angeboten.  Auch das Artepitheton „zanthorrhiza“ lässt sich auf das griechische „xanthos“ (=gelb) und „rhiza“ (=Wurzel) zurückführen.

Schon im Alten Testament wurde Curcuma als Heilmittel erwähnt, und spätestens im Kräuterbuch von Tabernaemontanus (1664) lässt sich der Gebrauch dieses Rhizoms in Mitteleuropa nachweisen. Neben der medizinischen Anwendung gehört Curcuma v. a. in der asiatischen Küche zu einem der beliebtesten Gewürze, bspw. als einer der Grundstoffe des Currypulvers.

Während Curcuma longa v. a. in Indien angebaut wird, stammt die Droge der Javanischen Gelbwurz aus Indonesien, Malaysia und dem südliche China. Weitere wichtige Produktionsgebiete für Curcuma-Arten sind heute Madagaskar, Mittelamerika und die Karibik.

Arzneilich verwendete Droge

Im Europäischen Arzneibuch wird Curcumae longae rhizoma (Curcumawurzelstock) als das ganze, von Wurzeln und äußerem Rindenbereich befreite, durch siedendes Wasser oder heißen Wasserdampf gebrühte, getrocknete Rhizom von Curcuma longa L. definiert. Die frisch geernteten Rhizome werden sofort mit kochendem Wasser überbrüht oder gedämpft, um das Austreiben während des Trocknens zu verhindern. Die Droge muss laut PhEur mindestens 2,0 % Dicinnamoylmethan-Derivate, berechnet als Curcumin, und mindestens 2,5 % ätherisches Öl enthalten (jeweils bezogen auf die getrocknete Droge).

Curcumae zanthorrhizae rhizoma (Javanische Gelbwurz) besteht dagegen aus dem getrockneten, in Scheiben geschnittenen Rhizom von Curcuma zanthorrhiza Roxb. (syn. C. zanthorrhiza D. Dietrich). Die Droge muss laut PhEur mindestens 1,0 % Dicinnamoylmethan-Derivate, berechnet als Curcumin, und mindestens 5,0 % ätherisches Öl enthalten (jeweils bezogen auf die getrocknete Droge).

Inhaltsstoffe und pharmakologische Wirkungen

In Curcuma longa L. finden sich 3‒5 % Curcuminoide, gelbe Farbstoffe wie Curcumin (Diferuloylmethan), Monodesmethoxy- und Bisdesmethoxycurcumin, di-Cumaroylmethan (fehlt in der Javanischen Gelbwurz), 2‒7 % ätherisches Öl mit den Hauptkomponenten α-Turmeron, Zingiberen, α-Curcumen und β-Sesquiphellandren, immunologisch aktive Polysaccharide wie Ukonan A sowie 30‒40 % Stärke. Die Javanische Gelbwurz enthält 1‒2 % Curcuminoide wie Dicinnamoylmethan-Derivate und Monodesmethoxycurcumin, 3‒12 % ätherisches Öl mit den Hauptkomponenten (-)-ar-Curcumen, Xanthorrhizol (fehlt in C. longa), β-Curcumen und Germacron sowie ebenfalls 30–40 % Stärke. Die Stärke ist im Unterschied zu Curcuma longa unverkleistert.1

Choleretische und hepatoprotektive Wirkung

Eine choleretische und hepatoprotektive Wirkung ließ sich in diversen in-vitro- und in-vivo-Studien belegen. Die choleretische Wirkung wird v. a. dem ätherischen Öl und den Curcuminoiden zugeschrieben. In einer Studie von Najafzadeh et al. (2011) konnte eine choleretische Wirkung ‒ d. h., die Ansammlung von Galle in der Gallenblase bei Mäusen ‒ nach Verabreichung einer wässrigen Suspension von Curcuma longa eindeutig nachgewiesen werden.2

Antiphogistischer Effekt

Die antiphlogistische Wirkung lässt sich in tierexperimentellen Untersuchungen durch eine Hemmung der 2- bzw. 5-Lipoxygenase, einer Hemmung der Prostaglandinsynthese sowie eine Aktivierung des Transkriptionsfaktors NF-κB erklären.1

Antikanzerogene Wirkung

Eine Vielzahl an in-vitro- und Tierversuchen schreiben besonders dem Curcumin antikanzerogene Effekte zu.4 Erklärt wird dies u. a. durch antioxidative Effekte und eine reduzierte Freisetzung von diversen Wachstumsfaktoren (u. a. FGF, VEGF).3 Im Plattenepithelkarzinom-modell reduzierte Curcumin das Auftreten chemisch induzierter Tumoren sogar um 50 %.5

Antidepressive Wirkung

In Tierversuchen zeigten nicht näher definierte Extrakte von Curcuma longa antidepressive Effekte. Unter anderem konnte bei Mäusen eine Hemmung der Monoaminooxidase sowie der Serotonin-, Noradrenalin- und Dopaminaufnahme beobachtet werden.6

Wegen seiner vielen in vitro nachgewiesenen Wirkungen wird Curcumin von manchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern bei den PAINS (pan-assay interference compounds) bzw. IMPS (invalid metabolic panaceas) eingestuft. Deshalb ist auch seine Bedeutung als pharmakologische Leitsubstanz umstritten.7

Klinische Studien

Im Hinblick auf die Anwendung von Curcumawurzelstock und Javanischer Gelbwurz ist eine Vielzahl klinischer Studien verfügbar. Leider unterscheiden sich die verschiedenen Studien häufig sehr stark in der eingesetzten Dosierung und Zubereitung (Extrakt/Curcumin). Erschwerend kommt hinzu, dass nicht immer klar definiert wird, ob Curcumin (Diferuloylmethan) im engeren Sinn oder ein Gemisch diverser Curcuminoide in den Studien verwendet wurde.

Besonders viele Studien sind im Hinblick auf chronisch-entzündliche Erkrankungen des Bewegungsapparates und der Verdauungsorgane entstanden. Dies beweist nicht zuletzt eine Zusammenfassung aus zehn verschiedenen Studien im Hinblick auf die Behandlung von Osteoarthritis mit insgesamt 783 Patientinnen und Patienten. Unterschiedliche, meist nicht näher definierte Extrakte aus Curcuma longa L. verbesserten jeweils im Vergleich mit einem Placebo signifikant Schmerzen und die Funktionalität der Kniegelenke.8

Eine kürzlich veröffentlichte Metaanalyse aus sechs randomisierten Studien mit insgesamt 385 Teilnehmenden belegt auch einen Nutzen einer Curcumin-Therapie bei Colitis ulcerosa im Hinblick auf die Remission der Beschwerden. Gleichzeitig wurden keine nennenswerten Nebenwirkungen beschrieben.9 Weitere Studien mit nicht näher definierten Extrakten aus Curcuma longa L. zeigten auch eine Reduktion verschiedener Entzündungsparameter bei Colitis-ulcerosa-Patientinnen und -Patienten wie bspw. IL-1, IL-6 und IL-12 und TNF-α.10

Bei Personen mit metabolischen Krankheiten und erhöhtem Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten könnten Curcumin und Curcuminoid-haltige Extrakte zur Vorbeugung beitragen und sich positiv auf die Blutfette und -glucose einwirken. Darauf weisen mehrere aktuelle Metaanalysen hin.11 So konnten Triglyceride, LDL-Cholesterin sowie das Gesamt-Cholesterin reduziert und die HDL-Werte erhöht werden.12 Curcumin und Curcuminoid-haltige Extrakte führten auch zu einem signifikanten Rückgang des (Nüchtern-)Blutzuckerspiegels, des HbA1c-Wertes und des HOMA-Index.13

In klinischen Studien ließ sich auch eine Verminderung von Leberenzymen (u. a. ALT, AST) bei nichtalkoholischer Fettleber beobachten – sofern die Betroffenen Curcumin mindestens zwölf Wochen eingenommen hatten.14

Es gibt mehrere klinische Studien, die die in Tierversuchen beobachteten antidepressiven und angstlösenden Wirkungen untermauern. Dies unterstreicht auch eine aktuelle Metaanalyse, die zehn Studien zu antidepressiven und fünf Studien zu anxiolytischen Effekten zusammenfasst. Dabei zeigten sich positive Effekte, falls Curcumin adjuvant zur Standardtherapie eingenommen wurde.15

Wissenschaftlich bewertete Anwendungen

Seitens des HMPC wurden Curcumawurzelstock und Javanische Gelbwurz als traditionelle pflanzliche Arzneimittel zur Behandlung von Verdauungsstörungen wie Völlegefühl, langsame Verdauung und Blähungen eingestuft.

Typische Zubereitungen, Tagesdosierung und Anwendungsdauer

Curcuma (einschließlich Javanische Gelbwurz) kann in Form der gepulverten oder zerkleinerten Droge als Tee, Tinktur oder als Trockenextrakt eingenommen werden. Bereitet man einen Tee, liegt die empfohlene Dosierung bei 0,5‒1 g Curcumawurzelstock pro 150 ml Wasser als Infus, 2- bis 3-mal täglich, bzw. 1 g Javanische Gelbwurz pro 150 ml Wasser als Infus, 3-mal täglich. Aufgrund der schlechten Wasserlöslichkeit des ätherischen Öls und der Curcuminoide ist die Einnahme standardisierter Präparate empfehlenswerter. Leider ist auch hier die Zusammensetzung sehr heterogen; so wird z. B. Curcuma-Pulver (hergestellt aus getrockneten Rhizomen), Curcuma-Oleoresin-Extrakt (Extraktion des Pulvers mit Lösungsmitteln), das ätherische Öl (hergestellt durch Wasserdampfdestillation) und reines Curcumin eingesetzt. Zudem wird zur Verbesserung der Bioverfügbarkeit – aufgrund der schlechten Löslichkeit der Curcuminoide – teilweise Piperin zugesetzt bzw. Curcuma mit Phospholipiden, Mizellen und Liposomen kombiniert.16 Curcuma ist derzeit nur in Form von Nahrungsergänzungsmitteln verfügbar.

Falls sich die Symptome nicht innerhalb von zwei Wochen bessern oder gar verschlimmern, sollte ein Arzt/eine Ärztin konsultiert werden.

Kinder, Schwangere und Stillende

Aus Sicht des HMPC sollte Curcuma aufgrund fehlender Sicherheitsdaten erst ab 18 Jahren angewandt werden. Schwangeren und Stillenden wird ebenfalls aufgrund fehlender Sicherheitsdaten die Einnahme von Curcumawurzelstock bzw. Javanischer Gelbwurz nicht empfohlen.

Wechsel- und Nebenwirkungen (Risiken)

Leichte Symptome von Mundtrockenheit, Blähungen und Magenreizung können auftreten. Die Häufigkeit dieser Nebenwirkungen ist allerdings nicht bekannt.

Kontraindikation

Bei einer bekannten Überempfindlichkeit gegenüber einer, in Curcumawurzelstock oder Javanischer Gelbwurz enthaltenen, Substanz sind diese kontraindiziert. Wegen der möglichen Stimulation der Gallensekretion ist sowohl Curcuma zanthorrhiza als auch Curcuma longa bei Obstruktion der Gallenwege, Cholangitis, Lebererkrankungen, Gallensteinen und anderen Gallenwegserkrankungen kontraindiziert. Generell zeichnen sich Curcuminoide und Curcuminoid-haltige Präparate durch eine gute Verträglichkeit aus. Ihr Toxizitätsprofil wurde in mehreren klinischen Studien dokumentiert.17

Quellen:

  • 1Blaschek W. (Hrsg.) (2016): Wichtl ‒ Teedrogen und Phytopharmaka. Ein Handbuch für die
  • Praxis. 6. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft. Stuttgart
  • 2Najafzadeh H et al.: Choleretic effect of Curcuma longa and Verapamil in mice. Asian Journal of Medical Sciences 2011, 3(2):67-70
  • 3Shao ZM et al.: Curcumin exerts multiple suppressive effects on human breast carcinoma cells. Int J Cancer 2002, 98(2):234-240
  • 4Karaboga Arslan AK et al.: The golden spice curcumin in cancer: A perspective on finalized clinical trials during the last 10 years. J Cancer Res Ther. 2022; 18(1):19-26
  • 5Xia X et al.: Behavioral, neurochemical and neuroendocrine effects of the ethanolic extract from Curcuma longa L. in the mouse forced swimming test. J Ethnopharmacol 2007, 110(2):356-363
  • 6Li N et al.: Inhibition of 7,12-dimethylbenz[a]anthracene (DMBA)-induced oral carcinogenesis in hamsters by tea and curcumin. Carcinogenesis 2002, 23(8):1307-1313
  • 7Nelson KM et al.: The Essential Medicinal Chemistry of Curcumin. J Med Chem. 2017; 60(5):1620-1637.
  • 8Dai W et al.: Effectiveness of Curcuma longa extract versus placebo for the treatment of knee osteoarthritis: A systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. Phytother Res. 2021, 35(11):5921-5935.
  • 9Yin J et al.: Efficacy and safety of adjuvant curcumin therapy in ulcerative colitis: A systematic review and meta-analysis. J Ethnopharmacol. 2022, 289:115041.
  • 10Goulart RA et al.: Effects of the Use of Curcumin on Ulcerative Colitis and Crohn's Disease: A Systematic Review. J Med Food. 2021, 24(7):675-685.
  • 11Akbari M et al.: The Effects of Curcumin on Weight Loss Among Patients With Metabolic Syndrome and Related Disorders: A Systematic Review and Meta-Analysis of Randomized Controlled Trials. Front Pharmacol. 2019; 10:649.
  • 12Yuan F et al.: A Systematic Review and Meta-analysis of Randomized Controlled Trials on the Effects of Turmeric and Curcuminoids on Blood Lipids in Adults with Metabolic Diseases. Adv Nutr. 2019; 10(5):791-802.
  • 13Poolsup N et al.: Effects of curcumin on glycemic control and lipid profile in prediabetes and type 2 diabetes mellitus: A systematic review and meta-analysis. PLoS One. 2019; 14(4):e0215840.
  • 14Goodarzi R et al.: Does turmeric/curcumin supplementation improve serum alanine aminotransferase and aspartate aminotransferase levels in patients with nonalcoholic fatty liver disease? A systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. Phytother Res. 2019, 33(3):561-570.
  • 15Fusar-Poli L et al.: Curcumin for depression: a meta-analysis. Crit Rev Food Sci Nutr. 2020, 60(15):2643-2653.
  • 16Song W et al.: Comparative Study of Preparation, Evaluation, and Pharmacokinetics in Beagle Dogs of Curcumin β-Cyclodextrin Inclusion Complex, Curcumin Solid Dispersion, and Curcumin Phospholipid Complex. Molecules. 2022; 27(9):2998.
  • 17Soleimani V et al.: Turmeric (Curcuma longa) and its major constituent (curcumin) as nontoxic and safe substances: Review. Phytother Res. 2018; 32(6):985-995.
  • Community herbal monograph & Assessment report on Curcuma longa L, rhizome (25.02.2018)
  • Community herbal monograph & Assessment report on Curcuma xanthorrhiza Roxb, rhizoma (28.01.2014)

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