GLP-1-Rezeptoragonisten

Wenn die Galle überläuft

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Illustration: Forschung über die Galle © Shutterstock
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Die GLP-1-Rezeptoragonisten (RA) – auch Inkretin-Mimetika genannt – stimulieren die Insulinsekretion und hemmen die Glucagonfreisetzung aus den α-Zellen des Pankreas. Zudem reduzieren sie den Appetit und verlangsamen die Magenentleerung. Daher eignen sie sich nicht nur als Antidiabetika, sondern auch zur Gewichtsreduktion.

Eine aktuelle Metaanalyse aus 76 randomisierten kontrollierten klinischen Studien mit über 100.000 Teilnehmenden überprüfte nun einen möglichen Zusammenhang von GLP-1-RA mit Erkrankungen der Gallenblase. Das Ergebnis: Im Vergleich zur Kontrollgruppe erhöht sich das relative Risiko für Erkrankungen der Gallenblase und anderer biliärer Erkrankungen unter GLP-1-RA um 37 %. Doch das absolute Risiko für biliäre Erkrankungen bleibt gering. Pro Jahr ist mit zusätzlich 27 Fällen pro 10.000 Betroffenen zu rechnen.

Eine detaillierte Analyse der Ergebnisse zeigte, dass die Risikoerhöhung bei der Adipositastherapie deutlich ausgeprägter war als bei der Diabetesbehandlung. Auch zeigte sich ein linearer Zusammenhang mit Dosis und Dauer der Behandlung: Je höher die Dosis und je länger die Therapie, desto höher das Risiko. Und ein weiterer Unterschied fiel auf: Nur unter Liraglutid und Dulaglutid war das Risiko statistisch signifikant erhöht. Unter Exenatid und Semaglutid s. c. war es zwar auch erhöht, aber ohne statistische Signifikanz. Semaglutid oral, Lixisenatid und Albiglutid hingegen erhöhten das Risiko nicht.

Die Ursachen für die Risikoerhöhung durch GLP-1-RA könnten in der supprimierten Cholecystokinin-Sekretion und in der darauffolgenden Motilitätshemmung und verzögerten Entleerung der Gallenblase liegen. Aber auch eine gesteigerte Bildung von Gallensteinen durch den Gewichtsverlust sei denkbar, postulierten die Autorinnen und Autoren.

AC

Quelle:

Liyun He et al. Association of Glucagon-Like-Peptide-1 Receptor Agonist Use With Risk of Gallbladder and Biliary Diseases. JAMA Intern Med 2022; https://jamanetwork.com/journals/jamainternalmedicine/article-abstract/2790392

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