Bei Infarktpatienten ist die nachfolgende Verringerung aller Risikofaktoren für weitere Herz-Kreislauf-Akuterkrankungen besonders wichtig. Da geht es um Blutdrucksenkung, Verringerung der Blutfettwerte, Blutgerinnungshemmung, eventuell eine optimale Diabetes-Einstellung sowie um Faktoren wie Übergewicht (Bewegung), Ernährung und - im Fall des Falles - auch um das Rauchen. Bei den Blutfetten sollte auf jeden Falle eine Reduktion, zumeist durch die Einnahme von sogenannten Statin-Medikamenten, erzielt werden. Seit einigen Jahren stehen aber auch zusätzlich noch monoklonale Antikörper (PCSK9-Inhibitoren) zur Verfügung, welche das "böse" LDL-Cholesterin noch wirksamer senken.
Im April 2022 erschien die erste Veröffentlichung aus einer europäischen Studie (PACMAN-AMI; doi:10.1001/jama.2022.5218) unter Federführung von Schweizer Kardiologen (Universitätsklinik in Bern) und unter Beteiligung von anderen Universitätskliniken in Österreich (Wien), Dänemark und den Niederlanden in JAMA Network (Online-Publikation der Amerikanischen Ärztegesellschaft). An einer Gruppe von 300 Infarktpatienten wurde untersucht, ob eine doppelte Cholesterin-senkende Therapie mit einem hoch wirksamen Statin (20 Milligramm Rosuvastatin pro Tag) und alle zwei Wochen eine Infusion des PCSK9-Hemmers Alirocumab im Vergleich zu dem Statin allein einen Rückgang der Gefäßverkalkung verursachen könnte.
Genau das war der Fall: Die Patienten unter doppelter Cholesterinsenker-Therapie wiesen einen Rückgang des Atherosklerose-Volumens in den Herzkranzgefäßen nach einem Jahr um 2,13 Prozent auf, hatten sie das Statin allein eingenommen, lag der Rückgang bei minus 0,92 Prozent. Das war unter anderem durch Ultraschalluntersuchungen belegt worden. Es blieb aber offen, ob die intensivere Therapie auch zu weniger Gefahr für neuerliche Herz-Kreislauf-Zwischenfälle führen würde, schrieben die Autoren, unter ihnen Anna Ondracek von der Klinischen Abteilung für Kardiologie der MedUni Wien (AKH).
Rückgang der Gefäßverkalkung
Jetzt liegt auch für den direkten Nutzen der Patienten der Beweis vor. Im Fachjournal des American College of Cardiology (doi: 10.1016/j.jacc.2023.08.019) wurde jetzt eine weitere Analyse zu der Studie publiziert: Mit Ultraschall-, Nahe-Infrarot-Spektroskopie und optischer Kohärenztomografie konnte nach einem Jahr bei 40,8 Prozent der Patienten, welche die beiden Cholesterinsenker erhalten hatten, eindeutig ein Rückgang bei drei Gefäßverkalkungs-Indikatoren in den Herzkranzgefäßen nachgewiesen werden. Mit dem herkömmlichen Statin-Medikament allein war das bei 23 Prozent der Fall, wie die Wissenschafter, unter ihnen die Wiener Kardiologin Irene Lang, feststellten.
Für Herzinfarktpatienten aber viel wichtiger. "Das zusammengesetzte Kriterium aus Mortalität, (neuerlichem; Anm.) Herzinfarkt oder Notwendigkeit einer (neuerlichen; Anm.) Wiederherstellung des Blutflusses (in einem Herzkranzgefäß; Anm.) war bei Patienten mit einem Rückgang der Gefäßverkalkung geringer." Die Häufigkeit betrug innerhalb eines Jahres 8,3 Prozent in der Gruppe der Patienten mit Statin- und PCSK9-Behandlung, in der Vergleichsgruppe (Statin allein) hingegen 18,2 Prozent.
Im Durchschnitt hatte die Therapie mit den zwei Cholesterinsenkern zu einem LDL-Cholesterinwert von nur noch 23,6 Milligramm pro Deziliter Blut geführt. In der Gruppe der Patienten mit alleiniger Statin-Behandlung waren es 74,4 Milligramm "böses" LDL-Cholesterin pro Deziliter Blut. Menschen mit höchster Gefährdung (z.B. nach einem ersten Herzinfarkt etc.) sollten auf nicht mehr als 55 Milligramm LDL-Blutfette pro Deziliter kommen.
APA/Red.