Eine Verordnungskaskade tritt auf, wenn ein Medikament eine unerwünschte Arzneimittelwirkung verursacht, die zur Verschreibung weiterer Medikamente führt. Das kann eine übermäßige Medikamentenbelastung zur Folge haben, die besonders bei älteren Erwachsenen problematisch ist. Eine Studie hat nun für die klinische Praxis problematische Verordnungskaskaden über eine Literaturstudie identifiziert und durch eine Kohortenstudie quantifiziert.
79 Verordnungskaskaden wurden auf diese Weise entdeckt. 66 davon wurden als potenziell problematisch eingestuft. Um die praktische Relevanz der Kaskade einzuschätzen, griff die Forschungsgruppe auf Apothekendaten zurück.
Husten durch ACE-Hemmer
Wurde ein Index-Arzneimittel (wie z. B. ein ACE-Hemmer) häufiger vor als nach einem Marker-Arzneimittel (z. B. Antitussivum) verordnet, lag ab einer gewissen Häufung eine praxisrelevante Verordnungskaskade vor. Das war bei 41 Kaskaden der Fall. Am höchsten war der Zusammenhang bei Amiodaron, das eine Hypothyreose verursachen kann, die mit Schilddrüsenhormonen behandelt wird. Von Lithium verursachte Tremores wurden häufig mit Propranolol therapiert, durch ACE-Hemmer bedingter Husten mit nachfolgender Gabe von Husten- und Erkältungsmitteln – diese Abfolge war eine der problematischsten Verordnungskaskaden.
Quelle
Mohammad AK et al. Identifying and quantifying potentially problematic prescribing cascades in clinical practice: A mixed-methods study. Journal of the American Geriatrics Society. 2024. doi:10.1111/jgs.19191