Prostatabeschwerden, Libido & Muskelkraft

Phytos für den Mann

Mag. pharm. Arnold Achmüller
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Mann mit Prostata-Beschwerden © iStock
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Im Hinblick auf ein möglichst gesundes und langes Leben gelten für Männer und Frauen dieselben gesundheitlichen Ratschläge, wie eine möglichst abwechslungsreiche gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung und wenig Stress.

Nichtsdestotrotz gibt es auch spezifische Studien, die dies bspw. auf die Entstehung von Krebserkrankungen wie Prostatakrebs unterstreichen. Demnach senkt – laut einer sehr großen Erhebung mit 47.239 Teilnehmenden – ein hoher Anteil an vegetabiler Kost das Risiko aggressiver Karzinome bei Männern besonders unter 65 Jahren.1 

Daneben können diverse Heilpflanzen ihren Beitrag leisten, um das Entstehen von altersspezifischen Beschwerden bei Männern hinauszuzögern oder diese abzumildern. Geschlechtsspezifische Anwendungen sind v. a. im Hinblick auf Prostataerkrankungen, sinkende Testosteronspiegel und eine nachlassende Libido vorhanden.

Kürbis verbessert Prostatabeschwerden 

Kürbiskerne zählen zu den wichtigsten pflanzlichen Heilmitteln bei Prostatabeschwerden. Besonders die dunkelgrün gefärbten reifen Samen einer Spezialzucht des steirischen Ölkürbisses (Cucurbita pepo subsp. pepo var. styriaca) haben hierbei eine besondere Relevanz. In zahlreichen Untersuchungen zeigte sich, dass Kürbissamen einen positiven Einfluss auf leichte Prostatabeschwerden und Reizblase nehmen können. Als Wirksubstanzen gelten insbesondere die in den Samen vorkommenden Steroide, welche zu ca. 1 % in den Samen enthalten sind. Man nimmt an, dass diese bei Prostatabeschwerden das körpereigene Dihydrotestosteron, welches am Wachstum der Prostata beteiligt ist, erniedrigen. Auch wenn Kürbissamen nicht die Größe der Prostata reduzieren, so können sie doch damit einhergehende Beschwerden wie vermehrten Harndrang, Harninkontinenz, schmerzhaftes Wasserlassen oder das Gefühl einer unvollständigen Entleerung der Blase verbessern. Dies lässt sich durch mehrere Studien wie auch einer aktuellen durchgeführten Pilotstudie beweisen. So besserte die allabendliche Einnahme von 500 mg eines Kürbissamenextraktes (DEV 15–25 : 1, 60 % Ethanol) über drei Monate nicht nur die typische Symptomatik der Erkrankung, sondern auch deutlich die Lebensqualität der Patienten.2 Zuletzt konstatierte ein systematischer Review Kürbiskernen einen Benefit bei der Behandlung der Benignen Prostatahyperplasie inklusive einer Verbesserung der Lebensqualität.3 Deshalb gilt es bei Männern als unterstützendes Heilmittel bei Benigner Prostatahyperplasie der Stadien I und II.

Kürbissamen © Shutterstock
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Kürbissamen überzeugen durch eine hervorragende Verträglichkeit und praktisch fehlende Nebenwirkungen und lassen sich bedenkenlos auch über einen längeren Zeitraum einnehmen. Die empfohlene Dosierung liegt bei der Benignen Prostatahyperplasie bei täglich 5–15 g gemahlenen oder zerkauten Kürbissamen pro Tag. Da die Wirksamkeit nur mit relativ hohen Tagesdosen zustande kommt, eignen sich besonders Präparate mit einem hoch angereicherten Spezialextrakt. Kürbissamen sollten zudem über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten eingenommen werden.

Altbekannt und altbewährt 

Auch Sägepalmfruchtextrakte (Sabalis serrulatae fructus) und Brennnesselwurzel (Urticae radix) können Prostatabeschwerden bessern. Sägepalmextrakte wirken antiandrogen, entzündungshemmend und antiproliferativ. In Tier- und Zellmodellen konnte sowohl ein hemmender Einfluss auf die 5-α-Reduktase als auch eine Verstärkung auf den Abbau des Dihydroxytestosterons festgestellt werden. Unterschiedliche Extrakte aus den Sägepalmenfrüchten überzeugten in einer Vielzahl an klinischen Studien. Besonders aussagekräftig sind hierbei jene von Glemain (2004) und Debruyne (2002), welche in zwei unterschiedlichen Erhebungen mit insgesamt 1.033 Patienten nach einer Behandlungsdauer von zwölf Monaten vergleichbare Wirkungen von 320 mg eines n-Hexanextraktes aus Sägepalmenfrüchten und 0,4 mg Tamsulosin aufzeigten.4,5 Im Hinblick auf mögliche Nebenwirkungen war Sägepalmextrakt Tamsulosin deutlich überlegen. Allerdings haben die Extrakte – genau wie andere pflanzliche Prostatamittel – keinen Einfluss auf die Größe der Prostata. Sägepalmfrüchte sind als Teedroge nicht erhältlich und spielen daher nur in Form standardisierter Extrakte eine Rolle. Die Anwendung muss mindestens sechs bis neun Monate lang erfolgen.

Etwas weniger Daten sind zur Brennnesselwurzel verfügbar. Dem Gesamtextrakt konnte in klinischen Studien allerdings ebenfalls ein positiver Effekt bei Benigner Prostatahyperplasie nachgewiesen werden. Vor allem durch die in der Wurzel enthaltenen Phytosterole können Miktionsbeschwerden einschließlich nächtlichen Harndrangs und Harnverhalten verbessert werden. Kapseln bzw. Tabletten mit einem genau festgelegten Gehalt an Gesamtextrakt sind hier etwas wirksamer als der Tee.

Tonikum für ältere Männer

Die in Bockshornklee möglichen wirksamen Inhaltsstoffe sind die darin enthaltenen Steroidsaponine. © Shutterstock
Die in Bockshornklee möglichen wirksamen Inhaltsstoffe sind die darin enthaltenen Steroidsaponine. © Shutterstock

In der Volksmedizin Europas gilt Bockshornklee (Trigonella foenum-graecum) schon seit Langem als tonisierende Heilpflanze, die besonders ältere Männer kräftigen soll. Mögliche wirksame Inhaltsstoffe sind die enthaltenen Steroidsaponine. Mittlerweile gibt es hierzu auch mehrere Studien, die volksmedizinische Anwendung zumindest ansatzweise bestätigen. In einer placebokontrollierten Studie mit 120 gesunden Männern im Alter zwischen 43 und 70 Jahren wurde der Effekt von täglich 600 mg Bockshornkleesamenextrakt auf die Symptome eines
Androgenmangels untersucht. Dabei zeigten sich in der Verumgruppe deutliche Verbesserungen im Hinblick auf die sexuelle Funktion und eine Erhöhung des Testosteronspiegels. Diese Ergebnisse entsprechen den Erkenntnissen einer früheren Untersuchung, in denen Testosteronspiegel und Spermienqualität nach Einnahme eines Bockshornkleepräparates, das auf 20 % Protodioscin angereichert worden war, verbessert werden konnten. Um letztlich die tatsächliche Wirksamkeit abschätzen zu können, sind allerdings weitere größer angelegte Studien nötig.

Natürliches Stärkungsmittel Ashwagandha?

Wurzel und Blätter von Ashwagandha, hierzulande auch als Schlafbeere (Withania somnifera) betitelt, werden in der ayurvedischen Medizin nicht nur als Schlafmittel, sondern auch als stärkende adaptogene Heilpflanze benutzt. Im Hinblick auf die Anwendung bei Männern wird diese häufig als sinnvoll zur Erhöhung der Muskelkraft und der Ausdauer empfohlen. Dementsprechend sind auch mehrere klinische Studien verfügbar, die sich mit einem möglichen Nutzen bei Fatigue und Libidoschwäche auseinandersetzten.

Wurzel und Blätter von Ashwagandha werden in der ayurvedischen Medizin als Schlafmittel und als stärkende Heilpflanze angewendet. © Shutterstock
Wurzel und Blätter von Ashwagandha werden in der ayurvedischen Medizin als Schlafmittel und als stärkende Heilpflanze angewendet. © Shutterstock

So wurde bspw. in einer kleinen Studie (n = 75) an übergewichtigen älteren Männern (40−70 Jahre) der Einfluss eines Ashwagandha-Extraktes (täglich 21 mg Withanolide) auf Vitalität und Steroidhormone untersucht. Nach achtwöchiger Einnahme zeigte sich dabei tatsächlich eine leichte Zunahme der Testosteronproduktion. In einer weiteren kleinen placebokontrollierten Studie an 57 jungen Männern erhöhten sich in der Verumgruppe nach einer achtwöchigen Einnahme von Ashwagandha sowohl die Muskelmasse als auch die Muskelkraft. Großangelegte Studien, die eine tatsächliche Wirksamkeit belegen und v. a. die Sicherheit unterstreichen, fehlen bisher allerdings.

Umstrittener „Testosteron-Booster“

Tribulus terrestris, der Erdburzeldorn (auch Erdsternchen), ist eine im Mittelmeerraum und Asien beheimatete Pflanze. Die Früchte und oberirdischen Teile enthalten neben Alkaloiden diverse Steroid-saponine wie Protodioscin. Protodioscin, welches auch im Bockshornklee enthalten ist, gilt als eine Vorstufe von Testosteron. Nahrungsergänzungs-mittel, die Erdburzeldorn enthalten, werden deshalb häufig zum Muskelaufbau und bei Erektiler Dysfunktion (ED) als „Testosteron-Booster“ beworben. Es sind hierzu tatsächlich mehrere, aber zum Teil widersprüchliche Studien verfügbar. Positive Effekte zeigte u. a. eine placebokontrollierte Studie mit 70 Teilnehmern mit Erektiler Dysfunktion. Hierbei steigerte sich in der Verumgruppe nach dreimal täglicher Einnahme eines nicht näher definierten Tribulus-terrestris-Präparates nach drei Monaten nicht nur der Testosteronspiegel, sondern es verbesserte sich auch die ED. Trotzdem sind weitere Studien nötig, um eine tatsächliche Wirkung zu untermauern und v. a. die Sicherheit dieser Anwendung zu belegen, denn es gibt nicht nur seitens des deutschen Bundesinstitutes für Risikobewertung große Bedenken im Hinblick auf fehlende Sicherheitsdaten. Außerdem waren in der Vergangenheit mehrmals Produkte mit anabolen Steroiden angereichert.

Quellen

1 Loeb et al.: Association of plant-based diet index with prostate cancer risk. Am J Clin Nutr. 2022 Mar 4;115(3):662−670
2 Leibbrand et al.: Effects of an Oil-Free Hydroethanolic Pumpkin Seed Extract on Symptom Frequency 
and Severity in Men with Benign Prostatic Hyperplasia: A Pilot Study in Humans. J Med Food. 2019 Jun;22(6):551−559
3 Damaino et al.: The role of Cucurbita pepo in the management of patients affected by lower 
urinary tract symptoms due to benign prostatic hyperplasia: A narrative review. Arch Ital Urol Androl. 2016; 88(2):136−43
4 Glemain et al.: Tamsulosin with or without Serenoa repens in benign prostatic hyperplasia: the OCOS trial. Prog Urol 2002, 12(3):395−403
5 Debruyne et al.: Evaluation of the clinical benefit of Permixon® and tamsulosin in severe BPH patients–PERMAL study subset analysis. Eur Urol 2004, 45:773−780

Weitere Literatur auf Anfrage

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