Studie

Neue Morbus Crohn-Therapie hoch wirksam

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Für chronisch entzündliche Erkrankungen, zum Beispiel Psoriasis, atopische Dermatitis, rheumatoide Arthritis, aber auch für die beiden chronisch entzündlichen Darmerkrankungen standen bisher neben alten Antirheumatika und aus der Chemotherapie stammenden Substanzen vor allem Biotech-Medikamente (Tumornekrose-alpha-Hemmer; TNF-alpha-Blocker/monoklonale Antikörper etc.) zur Verfügung. Sie müssen per Infusion verabreicht werden. Oral einnehmbare Arzneimittel, welche einerseits die Behandlungsmöglichkeiten verbreitern, andererseits leichter anwendbar sind, stellen einen Fortschritt dar.

Hier hat sich in den vergangenen Jahren das Prinzip der Hemmung von sogenannten Januskinase-Enzymen (JAK-Kinase-Blocker) als wesentliche Innovation herausgestellt. Eine solche Substanz ist Upacitinib. Wie die Autoren der nunmehr publizierten Studie, unter ihnen der Wiener Spezialist Walter Reinisch (MedUni Wien/AKH), im "New England Journal of Medicine" schrieben (DOI: 10.1056/NEJMoa2212728; 25. Mai), ist das Medikament bereits für die Behandlung von rheumatoider Arthritis, Colitis ulcerosa, Psoriasis arthritis und atopische Dermatitis zugelassen. Erst vor wenigen Wochen hat die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) Upacitinib auch zur Therapie von mittlerem bis schwerem Morbus Crohn approbiert, wenn herkömmliche Antirheumatika oder Biologika nicht ausreichend Wirkung zeigen oder sie Patienten nicht vertragen.

Die für die Zulassung entscheidenden Studienergebnisse - die Zusammenfassung aus drei klinischen Untersuchungen zur Wirksamkeit und Verträglichkeit der Phase III - zeigen den guten Effekt des neuen Medikaments. Zunächst wurden Morbus Crohn-Patienten in zwei Untersuchungen (zusammen mehr als 1.000 Probanden) jeweils für zwölf Wochen mit 45 Milligramm des Wirkstoffes oder Placebo behandelt. Jene, die auf die Therapie ansprachen, erhalten dann bis zu 52 Wochen eine Erhaltungstherapie mit einer Tablette zu 15 Milligramm oder 30 Milligramm des JAK-Kinase-Hemmers oder ein Placebo. Es handelte sich insgesamt um 502 Patienten.

Schon nach den ersten zwölf Wochen hatten in einer der beiden Anfangsstudien zu 49,5 Prozent der mit täglich 45 Milligramm des Wirkstoffes Behandelten keine Symptome mehr (Placebo: 29,1 Prozent). In der zweiten Untersuchung war der Unterschied geringer (38,9 versus 21,1 Prozent). In den beiden Untersuchungen war ein Effekt per Darmspiegelung hoch signifikant bei wirklich Behandelten viel öfter zu erkennen als in der Placebogruppe (z.B. bei 45,5 zu 13,1 Prozent).

In der Folgeuntersuchung zeigten dann 37,3 Prozent der Probanden mit täglich 15 Milligramm Upacitinib eine Remission, hingegen 47,6 Prozent mit der höheren Dosierung (30 Milligramm). Unter Placebo war das nur bei 15,1 Prozent der Fall. Endoskopisch war ein positiver Effekt bei 27,6 Prozent der Probanden mit der niedrigeren Dosierung des Wirkstoffes zu erkennen, unter der höheren Dosierung war das bei 40,1 Prozent der Fall (Placebo: 7,3 Prozent).

Wie viele der innovativen Therapien gegen chronisch entzündliche Erkrankungen greifen allerdings auch die JAK-Kinase-Hemmer in die Immunologie ein. Deshalb dürften Behandelte ein höheres Risiko für Herpes zoster und Störungen der Bildung weißer Blutkörperchen haben. Dies bedeutet, dass die Patienten ständig ärztlich betreut sein sollten. Das sollte aber bei allen diesen Erkrankungen der Fall sein.

APA/Red.

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