Prävention und Früherkennung

Mehr Männer sollten zur Dickdarmkrebs-Früherkennung gehen

Artikel drucken
Ärtzin mit Illustration eines Darms © Shutterstock
© Shutterstock

Pro Jahr erkranken in Österreich rund 4.500 Menschen an Darmkrebs. Etwa 2.000 Patienten sterben an dieser Erkrankung. Die Vorsorgekoloskopie  ist die beste und effizienteste Möglichkeit, Vorstufen eines Karzinoms oder ein Karzinom im möglichst frühen Stadium zu entdecken und zu entfernen. Die Wiener Gastroenterologin Elisabeth Waldmann von der Universitätsklinik für Innere Medizin III; MedUni Wien/AKH und ihre Co-Autoren haben dazu jetzt in der Fachzeitschrift „Gastrointestinal Endoscopy“ eine Studie veröffentlicht, die auf die geschlechtsspezifischen Charakteristika der Erkrankung eingeht.

Insgesamt wurden die Daten von 323.139 Österreichern analysiert, die zwischen Jänner 2007 und Dezember des Jahres 2020 in einem mittleren Alter von 60 Jahren zur Koloskopie gingen. Ein Ergebnis: Männer hatten ein um 83 Prozent höheres Risiko als Frauen, dass bei der Untersuchung Vorstufen oder ein Karzinom entdeckt wurde.

Je nach der Art der entdeckten verdächtigen Gewebeveränderungen in der Darmschleimhaut - bis hin zu einem hohen Risiko verbundenen Darmpolypen - erhöhte sich die Darmkrebssterblichkeit in der Folge um das bis zu Vierfache. Die Wissenschafter: „Die kumulative Darmkrebs-Sterblichkeit war für 60 Jahre alte Männer 8,5-fach höher als bei Frauen.“

Laut den Experten sollten diese Ergebnisse dazu genützt werden, extra Screening-Empfehlungen auf Darmkrebs für Männer und Frauen zu entwickeln. Durch Vorsorge-Koloskopien ab dem Alter von 50 Jahren im Abstand von sieben bis zehn Jahren lässt sich die Häufigkeit und die Sterblichkeit durch Dickdarmkarzinome drastisch senken. In Deutschland konnte dadurch die Kolonkarzinom-Mortalität um bis zu 40 Prozent reduziert werden, hat im Jahr 2021 eine Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ/Heidelberg) ergeben.

Früherkennung von Prostatakarzinomen

Auf der anderen Seite ist da die Früherkennung eines Prostatakarzinoms. In Österreich erhalten pro Jahr rund 5.000 Männer eine solche Diagnose, die Zahl der jährlichen Todesopfer liegt bei etwa 1.200.

Männern wird seit vielen Jahren zur Früherkennungsuntersuchung geraten. Sie besteht im Grunde aus der Feststellung der Konzentration des Prostata-spezifischen Antigens im Blut (PSA-Test) und einer Tastuntersuchung („digital rektal“) beim Urologen. Akihiro Matsukawa, Universitätsklinik für Urologie, MedUni Wien/AKH und ein internationales Wissenschafter mit Beteiligung von japanischen, iranischen, russischen und rumänischen Experten haben zur Bestimmung des Wertes der PSA-Untersuchung per einfachem Bluttest und der digitalen Untersuchung bzw. deren Kombination eine strukturierte und umfassende Analyse der vorhandenen wissenschaftlichen Literatur durchgeführt. Die dabei verwendeten Studien umfassten die Daten von fast 86.000 Probanden.

Das Ergebnis, wie in „European Urology Oncology“ berichtet: Die Häufigkeit der Entdeckung eines Prostatakarzinoms war bei digitaler rektaler Untersuchung deutlich geringer als per PSA-Test. Die Kombination beider Methoden brachte keinen Mehrwert im Vergleich zum PSA-Test, der in jede Labor-Routineuntersuchung aufgenommen werden kann. „Unsere Übersichtsarbeit zeigt, dass die Screening-Leistung der digitalen rektalen Untersuchung nicht besonders eindrucksvoll ist. Das könnte dafür sprechen, dass sie in der Untersuchungsroutine nicht mehr notwendig sein könnte.“

Die Screening-Möglichkeiten auf ein Prostatakarzinom sind bisher noch nicht optimal. So kann es zu Überdiagnosen kommen. Außerdem ist bisher anfänglich keine Unterscheidungsmöglichkeit gegeben, ob es sich um einen gefährlichen Karzinomtyp handelt oder nicht. Trotzdem wird die Früherkennung natürlich empfohlen, um im Fall des Falles möglichst schonend und erfolgreich behandeln zu können. Eine Erhöhung des PSA-Werts ist auf jeden Fall ein Alarmsignal.

APA/Red.

Das könnte Sie auch interessieren