Ein Arztbesuch oder ein Rezept sind nicht mehr nötig, wie der staatliche Gesundheitsdienst NHS am Mittwoch mitteilte. Der Schritt soll dazu beitragen, zehn Millionen Arzttermine einzusparen - das wären 3,3 Prozent aller Konsultationen.
Hausarztpraxen in England sind überlaufen, auf einen Termin muss häufig lange gewartet werden. "Hausärzte behandeln bereits jeden Monat Millionen mehr Menschen als vor der Pandemie", sagte NHS-Chefin Amanda Pritchard. Angesichts der alternden Bevölkerung und wachsender Nachfrage müsse der NHS mehr Auswahl bieten und den Zugang zur Gesundheitsversorgung vereinfachen.
Bei den Erkrankungen, die künftig auch direkt von den Apotheken gemanagt werden sollen, handelt es sich um Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis), Hals- sowie Ohrenschmerzen, infizierte Insektenstiche, Hautausschlag (Impetigo), Gürtelrose und unkomplizierte Harnwegsinfektionen bei unter 65-jährigen Frauen.
Die teilnehmenden Apotheken erhalten dafür pauschal je 2.000 Pfund (2340 Euro) sowie 15 Pfund per Beratung. Bei einer Mindestzahl von Patienten im Monat sollen sie einen Zuschlag von 1.000 Pfund bekommen. Ähnliche Angebote gibt es bereits in den drei anderen britischen Landesteilen Schottland, Wales und Nordirland. Verbände begrüßten den Schritt, allerdings forderten Apotheker zugleich mehr staatliche Unterstützung. Die Zahl der Apotheken-Fachkräfte ist in den vergangenen Jahren stetig gesunken
Es ist nicht die erste Maßnahme, um das System zu entlasten. Bereits seit Dezember 2023 können Frauen in Tausenden Apotheken landesweit die Antibabypille erhalten, ohne dass sie vom Arzt verschrieben werden muss.
APA