Flöhe, Zecken, Milben & Co

Das Getier am Tier

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Hund kratzt sich © shutterstock
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Ektoparasiten sind mehr als nur lästig und eklig. Ein Befall mit Flöhen, Zecken & Co kann bei Haustieren eine Vielzahl von Problemen verursachen, darunter Dermatosen, die zu Juckreiz, Hautentzündungen und sekundären Infektionen führen können. Zudem können einige Parasiten Krankheiten übertragen. So war z. B. die von Zecken übertragene Babesiose bei Hunden lange Zeit eine klassische „Mittelmeerkrankheit“, mittlerweile werden Fälle in ganz Mittel- und Nordeuropa gemeldet. Manche Parasiten sind zudem nicht wirtsspezifisch und können auch Menschen befallen bzw. humanpathogene Erreger übertragen (Zoonosen).

Nur für Freigänger?

Besonders gefährdet für einen Befall sind Tiere, die viel Zeit im Freien verbringen, wie Freigänger-Katzen oder Hunde, die in ländlichen Gebieten leben. Ein Befall mit Flöhen außerhalb des häuslichen Bereichs erfolgt oft eher in städtischen Gebieten, in denen die Populationsdichte von Hunden und Katzen am höchsten ist. Aber auch die Teilnahme an Ausstellungen und Wettkämpfen sowie der Besuch von Tierpensionen oder Hundeschulen stellen Risikofaktoren dar.

Prophylaxe und Therapie

Ektoparasitika sind Arzneimittel, die zur Bekämpfung von Parasiten am Tier eingesetzt werden. 
Die in Österreich für Heimtiere (Hund, Katze) zur Bekämpfung von Ektoparasiten zugelassenen Arzneispezialitäten können insgesamt elf verschiedenen Wirkstoffgruppen zugeordnet werden. Zu den wichtigsten Klassen zählen die Phenylpyrazole, die Pyrethroide und die Isoxazoline. Die Substanzen werden in Form von Halsbändern, Spot-Ons, Sprays, Shampoos oder als orale Kautabletten eingesetzt. Unterschieden wird zwischen Wirkstoffen mit insektizider bzw. akarizider (gegen Milben und Zecken) und solchen mit repellierender (abschreckender) Wirkung.

Phenylpyrazole

Zur Gruppe der Phenylpyrazole gehören die Wirkstoffe Fipronil und Pyriprol. Sie wirken insektizid und akarizid und werden rein äußerlich angewendet. Die Substanzen blockieren die GABA-gesteuerten Chloridkanäle. Dadurch kommt es zur unkontrollierten Aktivität des ZNS in den Parasiten und infolgedessen zum Tod. Adulte Flöhe sterben beim Kontakt mit dem behandelten Tier, bevor sie Blut saugen können. Fipronil ist für Hunde und Katzen zugelassen. Es reichert sich in den Talgdrüsen an und wird kontinuierlich über mehrere Wochen abgegeben.

Pyrethroide

Bei den Wirkstoffen aus der Gruppe der Pyrethroide (Permethrin, Deltamethrin und Flumethrin) handelt es sich um Kontaktgifte, die nur äußerlich angewendet werden dürfen. Durch die repellierende Wirkung bieten sie einen indirekten Schutz vor einer Infektion mit vektorübertragenen Erregern wie bspw. Babesien, Ehrlichien oder Leishmanien. 

Ihre Anwendung ist größtenteils auf den Hund beschränkt, da Katzen auf Pyrethroide mit lebensbedrohlichen Vergiftungserscheinungen reagieren. Der Grund dafür: Die Aktivität der Glucuronyltransferase ist bei Katzen stark reduziert und damit fehlt ihnen die Fähigkeit zur Entgiftung dieser Substanzen. Nur ein niedrig dosiertes Flumethrin-haltiges Halsband ist für Katzen zugelassen. In Haushalten, in denen sowohl Katzen als auch Hunde gehalten werden, sollten sicherheitshalber Präparate angewendet werden, welche für beide Tierarten geeignet sind. Typische Vergiftungssymptome bei Katzen sind Zittern, Muskelkrämpfe, Bewegungsstörungen, starker Speichelfluss, Atemnot, Erbrechen und Durchfall. Hunde vertragen Pyrethroide hingegen meist problemlos – sie werden in Form von Spot-Ons oder Halsbändern meist mit gutem Erfolg eingesetzt. 

Isoxazoline

Die Isoxazoline sind eine vergleichsweise junge Wirkstoffklasse und erst seit etwa zehn Jahren auf dem Markt. Mittlerweile sind vier Substanzen zugelassen (Afoxolaner, Fluralaner, Sarolaner und Lotilaner). Sie alle wirken systemisch insektizid und akarizid, werden in der Regel oral in Form von Kautabletten verabreicht und zirkulieren dann im Blut des Haustiers. Beim Stich wird die neurotoxische Substanz von den Parasiten aufgenommen.  Durch eine Blockade von GABA-gesteuerten sowie Glutamat-gesteuerten Chloridkanälen kommt es zur spastischen Lähmung und zum Tod der Parasiten innerhalb von 8 bis 12 Stunden. Da die Parasiten aber mit der Nahrungsaufnahme am Wirtstier beginnen müssen, um in Kontakt mit dem Wirkstoff zu kommen, kann eine Übertragung von parasitären Erkrankungen durch diese Substanzen nicht zu 100 % verhindert werden. Die GABA-Rezeptoren von Säugetieren sind deutlich weniger empfindlich als die von Gliedertieren, worauf sich die selektive Toxizität für Arthropoden erklären lässt. 

Das Konzept der systemischen Prophylaxe ist insbesondere für Tierhalter mit kleinen Kindern im Haushalt attraktiv, da der Wirkstoff im Körper des Haustieres bleibt. Es müssen also keine besonderen Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden, wie das bei Spot-On-Präparaten und Halsbändern der Fall ist. 

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