Pharmacon

Ältere Patienten oft zu wenig intensiv behandelt

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"Die meisten älteren Patienten mit rheumatischen Erkrankungen sind untertherapiert", so der Frankfurter Rheumatologe Harald Burkhardt (Goethe-Universität). © Shutterstock
"Die meisten älteren Patienten mit rheumatischen Erkrankungen sind untertherapiert", so der Frankfurter Rheumatologe Harald Burkhardt (Goethe-Universität). © Shutterstock

Senioren mit chronischen Erkrankungen werden oft zu wenig intensiv behandelt. Das erklärten jetzt Experten bei einer Fortbildungstagung der deutschen Bundesapothekerkammer ("Pharmacon") in Schladming in der Steiermark. Das treffe auf viele rheumatische Erkrankungen zu. Auch Bluthochdruck gehöre entsprechend kontrolliert. 

"Die meisten älteren Patienten mit rheumatischen Erkrankungen sind untertherapiert", erklärte der Frankfurter Rheumatologe Harald Burkhardt (Goethe-Universität), wie die deutsche Pharmazeutische Zeitung jetzt schrieb. Insgesamt gibt es rund 500 Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises. Häufig und oft mit schweren Verläufen verbunden ist die chronische Polyarthritis (rheumatoide Arthritis, Gelenksrheuma). "Eine rheumatoide 'Arthritis führt unbehandelt zu schwersten Deformationen der Gelenke", sagte der Rheumatologe. 

Senioren erhalten entsprechende Medikamente seltener

Die medikamentöse Therapie besteht bei Gelenksrheuma zumeist aus Kortison und sogenannten krankheitsmodifizierenden Antirheumatika (z.B. Methotrexat, Leflunomid, Sulfasalazin). Reicht das nicht aus, kommen Biotech-Medikamente (vor allem monoklonale Antikörper) zum Einsatz. Darüber hinaus gibt es auch neue Hemmstoffe bestimmter Enzyme. Vor allem die Biotech-Arzneimittel haben in den vergangenen zwei Jahrzehnten für eine Revolution in der Behandlung rheumatischer Erkrankungen gesorgt. Sie haben oft eine stärkere Wirkung und können die chronischen Leiden häufiger zum Stillstand bringen. Laut dem deutschen Rheumatologen erhalten aber Senioren dieser Medikamente viel seltener. Dabei seien die Ansprechraten genauso hoch wie bei jüngeren Patienten. 

Auch Bluthochdruck ist ein Thema

Auch bei der Hypertonie wird bei älteren Menschen oft weniger intensiv behandelt als bei jüngeren. Laut Studien nützt im Bedarfsfall eine medikamentöse Therapie von Bluthochdruck Patienten jeglichen Alters. Dies gelte auch für gebrechliche Personen. "Ein Absetzen der Blutdruckmedikation allein aufgrund des Alters wird nicht empfohlen, wenn der Patient sie gut verträgt", wurde der deutsche Experte Dietmar Trenk zitiert.

Hypertonie schädigt viele Organe, darunter Herz, Nieren, Auge, Gehirn und Gefäße. Pro zehn mmHg Senkung des systolischen Blutdrucks (Pumpphase des Herzens) sinkt das Risiko für einen Herzinfarkt um 20 Prozent, das für Schlaganfälle oder Herzinsuffizienz um 27 bis 28 Prozent, so die Pharmazeutische Zeitung. Menschen über 65 Jahre sollten ab einem systolischen Blutdruck von 140 mmHg medikamentös behandel werden. Erst im Alter über 80 Jahre sollte das bei einem höheren Wert (mehr als 160 mmHg) erfolgen. Bis zu einem Alter von 65 Jahren beträgt der Zielwert weniger als 130 mmHg, bei älteren Menschen dann zwischen 130 und 139 mmHg. Der diastolische Blutdruckwert (Ruhephase des Herzens) sollte bei Patienten jeglichen Alters weniger als 80 mmHg betragen.

APA

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