Koronare Herzkrankheit (KHK)
Anfallsartige Brustschmerzen & Atemnot
Die koronare Herzkrankheit ist durch eine Verengung der Herzkranzgefäße aufgrund von Arteriosklerose gekennzeichnet. Diese Verengung führt zu einer verminderten Durchblutung des Herzmuskels, woraus sich letztlich eine Angina pectoris entwickeln kann oder der Zustand sogar zu einem Herzinfarkt führt.
Symptome und Erkennung
- Brustschmerzen
Engegefühl oder Druck in der Brust, oft ausgelöst durch körperliche Anstrengung oder Stress. Diese anfallsartigen thorakalen bzw. retrosternalen Schmerzen werden als Angina pectoris bezeichnet und können Minuten bis Stunden andauern. - Atemnot
Besonders bei Belastung, kann aber auch in Ruhe auftreten. Atemnot resultiert aus einer Sauerstoffunterversorgung des Herzens, wodurch es die gesteigerte Belastung nur schwer bewältigen kann. - Periphere Schmerzen
Manchmal strahlen die Schmerzen in Arm, Hals, Kiefer oder Rücken aus. Diese Schmerzen sind nur schwierig eindeutig zu differenzieren bzw. richtig zu deuten. - Müdigkeit
Anhaltende Erschöpfung kann ebenfalls ein Anzeichen sein, besonders wenn sie mit den oben genannten Symptomen einhergeht. Dies kann aus einer verminderten Herzleistung resultieren.
Risikofaktoren
- Alter
Das Risiko für KHK steigt mit dem Alter (v. a. über 55 Jahren). - Geschlecht
Männer haben ein höheres Risiko als prämenopausale Frauen (durch Estrogen-Hochregulation der LDL-Rezeptoren und somit verstärkten Abbau von Cholesterin) – Frauen erkranken im Schnitt zehn Jahre später als Männer. - Rauchen
Zigarettenrauchen erhöht das Risiko erheblich. - Hoher Blutdruck und hoher Cholesterinspiegel
Diese beiden Faktoren tragen zur Arterienverkalkung bei. - Stoffwechselerkrankungen
z. B.: Hypothyreose, Hyperhomocysteinanämie, Diabetes
An der Tara sollte daher aufmerksam auf Kund:innen gehört werden, die über Brustschmerzen oder Atemnot klagen, und eine Vorstellung bei einem Internisten/einer Internistin bzw. Kardiologen/Kardiologin empfohlen werden. Zudem kann präventiv über eine gesunde Lebensweise wie ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung aufgeklärt werden.
Myokardinfarkt
Intensive Brustschmerzen & Kalter Schweiss
Ein Herzinfarkt tritt auf, wenn ein Herzkranzgefäß vollständig blockiert ist, was zu einer irreversiblen Schädigung des Herzmuskels führt. Dies ist klarerweise ein medizinischer Notfall, der sofortige Behandlung erfordert.
Symptome und Erkennung
- Intensive Brustschmerzen
Ein starkes, anhaltendes Druck- oder Engegefühl in der Brust, das länger als ein paar Minuten anhält. Diese Schmerzen können plötzlich auftreten und sind oft stärker als bei Angina pectoris. - Ausstrahlende Schmerzen
Schmerzen, die in Arme, Rücken, Nacken, Kiefer oder Magen ausstrahlen. Diese Symptome können besonders bei Frauen variieren und atypisch sein. - Übelkeit und Erbrechen
Insbesondere bei Frauen häufiger. Übelkeit kann zusammen mit Bauchschmerzen auftreten und wird oft mit Magenproblemen verwechselt. - Schwitzen
Kalter Schweiß ist ein weiteres charakteristisches Symptom. Dieser kann plötzlich und
stark auftreten – auch ohne körperliche Anstrengung. - Schwindel und Ohnmacht
Diese Symptome können nach einer bestimmten Zeit wieder verschwinden oder sich mit der Zeit verstärken, bis die betroffene Person kollabiert.
Risikofaktoren
- Vorerkrankungen
KHK, Angina pectoris - Lebensstil
Rauchen, schlechte Ernährung, Bewegungsmangel - Genetik
Familiäre Vorbelastung
Apotheker:innen sollten die Symptome eines Herzinfarkts gut kennen und bei Verdacht sofort den Notruf wählen. Sie können zudem Blutdruckmessungen und Cholesterintests anbieten und bezüglich Arzneimitteln zur Vorbeugung oder Behandlung von Herzerkrankungen beraten – etwa über die korrekte Einnahme und mögliche Wechselwirkungen, welche die Adhärenz reduzieren könnten.
Myokarditis
Brustschmerzen & grippeähnliche Symptomatik
Myokarditis ist eine Entzündung des Herzmuskels, oft verursacht durch virale Infektionen (in über 50 % der Fälle), aber auch durch bakterielle Infektionen, Toxine, Pilze, Protozoen, Parasiten
und Autoimmunerkrankungen.
Symptome und Erkennung
- Brustschmerzen
Ähnlich wie bei einem Herzinfarkt, oft begleitet von einer grippeähnlichen Symptomatik wie Fieber, Müdigkeit und Gliederschmerzen. - Atemnot
Besonders bei körperlicher Aktivität. Diese kann sich bei Fortschreiten der Erkrankung verschlimmern. - Unregelmäßiger Herzschlag
Palpitationen oder ein Gefühl, dass das Herz stolpert. Diese Unregelmäßigkeiten können plötzlich auftreten und bedeuten für die Betroffenen zusätzlichen Stress. - Allgemeine Schwäche
Müdigkeit und Erschöpfung, selbst bei geringer Anstrengung. Dies kann den Alltag stark beeinträchtigen und ist oft eines der ersten Anzeichen.
Ursachen und Risikofaktoren
- Virale Infektionen
Viren wie das Coxsackievirus B und Parvovirus B19 sind häufige Auslöser, aber auch das Coronavirus gehört zu den Risikofaktoren. - Bakterielle Infektionen
bspw. durch Streptokokken, Staphylokokken oder Enterokokken (im Rahmen einer Endokarditis), weiters auch Borrelia burgdorferi und Corynebacterium diphtheriae - Autoimmunerkrankungen
Erkrankungen wie Lupus, rheumatoide Arthritis, entzündliche Darmerkrankungen und Vaskulitiden können eine Myokarditis verursachen. - Toxine
Alkoholmissbrauch und Drogenkonsum können das Risiko erhöhen. - Medikamente
Bestimmte Medikamente wie Chemotherapeutika können Nebenwirkungen haben, die zu einer Myokarditis führen (Katecholamine, Trastuzumab, Anthrazykline). Weiters kann es zur Hypersensitivitätsmyokarditis durch Arzneimittel kommen: ausgelöst v. a. durch Sulfonamide, trizyklische Antidepressiva, Penicillin, Antirheumatika, Thiazide, Methyldopa oder Clozapin und andere.
Bei Verdacht auf Myokarditis sollten Kund:innen umgehend an eine Ärztin/einen Arzt verwiesen werden. Informationen über mögliche Nebenwirkungen von Arzneistoffen und deren Wechselwirkungen sind ebenfalls wichtig, da bestimmte Arzneimittel eine Myokarditis verursachen oder verschlimmern können.
Präventive Maßnahmen & Beratung
Besser vorsorgen
Prävention ist der Schlüssel zur Reduktion von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. In der Apotheke kann aktiv zur Aufklärung und Beratung beigetragen werden – vor allem in Zeiten, in denen sich neue apothekerliche Dienstleistungen etablieren:
- Blutdruckmanagement
Regelmäßige Blutdruckkontrollen und Beratung zur Blutdrucksenkung. - Cholesterinwerte
Aufklärung über die Bedeutung gesunder Cholesterinwerte und Empfehlungen für entsprechende NEMs oder diätetische Maßnahmen; weiters gezieltes Verweisen an Fachärzte bzw. Fachärztinnen; Apotheker:innen können eine Schlüsselrolle bei der Aufklärung über herzgesunde Ernährungsweisen spielen, indem sie Informationen zu fettarmen, ballaststoffreichen Diäten geben und dabei helfen, gesunde Alternativen zu ungesunden Lebensmitteln zu finden. Ernährungsgewohnheiten wie die mediterrane Diät, die reich an Obst, Gemüse, Vollkornprodukten, Fisch und gesunden Fetten ist, können das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erheblich senken. - Raucherentwöhnung
Unterstützung bei der Raucherentwöhnung durch Beratung und Nikotinersatztherapien - Gewichtsmanagement
Empfehlungen für eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige körperliche Aktivität - Diabetesmanagement
Begleitung und Beratung von Diabetiker:innen, da diese ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben. - Bewegung und Fitness
Regelmäßige körperliche Aktivität ist unerlässlich für die Herzgesundheit. Apotheker:innen können Kund:innen motivieren, sich regelmäßig zu bewegen (Spaziergänge, Radfahren oder Anmeldung im Fitnessstudio). - Stressmanagement
Chronischer Stress kann zur Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen beitragen. Durch den niederschwelligen Zugang in der Apotheke können Techniken zur Stressbewältigung (wie z. B. Meditation, Yoga oder Atemübungen) vorgeschlagen und Produkte zur Unterstützung von Stressabbau und Entspannung angeboten werden (Hinweis auf Radikalfänger wie Vitamin C). - Medikamentöse Prävention
Bei Patient:innen mit erhöhtem Risiko können Apotheker:innen zu verordneten Medikamenten zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen beraten. Es ist wichtig, dass das Fachpersonal hierbei den individuellen Gesundheitsstatus der Kund:innen berücksichtigt und eng mit den behandelnden Ärzt:innen zusammenarbeitet. - Aufklärung über Symptome und Notfallmaßnahmen
Eine schnelle Reaktion auf die Symptome eines Herzinfarkts oder einer anderen schweren Herz-Kreislauf-Erkrankung kann lebensrettend sein. Apotheker:innen können eine entscheidende Rolle bei der Aufklärung der Kundschaft über diese Symptome und die richtigen Notfallmaßnahmen spielen, einschließlich der Wichtigkeit des sofortigen Notrufs und der Erste-Hilfe-Maßnahmen.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen bleiben eine der größten gesundheitlichen Herausforderungen unserer Zeit. Apotheker:innen haben das Potenzial, zu präventiven Maßnahmen und Früherkennung anzuregen. Auch umfassende Beratung kann einen signifikanten Beitrag zur Reduktion der Inzidenz und Schwere dieser Erkrankungen leisten. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Apotheker:innen kontinuierlich ihr Wissen über Herz-Kreislauf-Erkrankungen aktualisieren und proaktiv auf ihre Kund:innen zugehen, um eine bestmögliche Gesundheitsversorgung zu gewährleisten.
Quellen
- Nationale VersorgungsLeitlinie (NVL) Chronische KHK, Version 6 https://www.leitlinien.de/themen/khk
- World Health Organization: Cardiovascular diseases (CVDs). https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/cardiovascular-diseases-(cvds)
- American Heart Association: Coronary Artery Disease (CAD). https://www.heart.org/en/health-topics/consumer-healthcare/
what-is-cardiovascular-disease/coronary-artery-disease - Centers for Disease Control and Prevention: Myocarditis https://www.cdc.gov/myocarditis/index.html
- Berufsverband Deutscher Internisten e.V. Koronare Herzkrankheit (KHK). https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/koronare-herzkrankheit/
Weitere Literatur auf Anfrage