Darmsanierung

Vom Wunsch, sich von innen zu erneuern

Mag. Larissa Grünwald
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Vor allem im Frühjahr ist bei vielen der Wunsch nach einer inneren Reinigung groß und die Themen Darmkur, Darmreinigung und Darmsanierung omnipräsent. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine Darmsanierung durchzuführen und genauso viele Gründe, warum ein gesunder Darm für den Körper essenziell ist. 

Begrifflichkeiten

In der integrativen Medizin werden die Begriffe Darmkur und Darmsanierung synonym verwendet. Es geht dabei darum, eine gesunde Zusammensetzung der Darmbakterien zu unterstützen oder wiederherzustellen. Eine Sanierung wird z. B. häufig nach einer Antibiotika-Therapie oder beim Reizdarmsyndrom eingesetzt. Im Unterschied zur Darmsanierung beschreibt eine Darmreinigung eine komplette Entleerung des Darms mithilfe von Einläufen oder Abführmitteln. Eine Darmreinigung kann je nach Situation und Bedarf zu Beginn einer Darmsanierung empfohlen werden. 

Ziele der Darmsanierung

Eine Darmsanierung dient vorwiegend der Regeneration und Heilung der Darmschleimhaut, der Reduktion enteraler Entzündungsprozesse, der Regulierung der Darmflora und damit der Stärkung des Immunsystems. Durch verschiedene Maßnahmen sollen schädliche Darmbakterien und Darmpilze (z. B. Schimmelpilze wie Candida) und deren Stoffwechselgifte auf ein gesundes Maß reduziert werden. Durch die wichtige Funktion des Darms als Entgiftungsorgan dient ein gesunder und funktionsfähiger Darm stets der Entlastung von Leber, Nieren und Lymphsystem.

Gewichtsverlust sekundär

Die oben genannten Ziele zeigen, dass das Abnehmen nicht zu den Hauptzielen einer Darmsanierung zählt, wobei es durch die Ernährungsumstellung natürlich zu einer Gewichtsreduktion kommen kann. So wird eine Darmreinigung auch gerne als Einstieg in eine gesunde Ernährungs- und Lebensweise genutzt. Ein weiterer Aspekt in Hinblick auf einen begleitenden Gewichtsverlust ist die unterschiedliche Darmflora bei normalgewichtigen und übergewichtigen Menschen.

Übergewichtige haben bspw. mehr Firmicutes-Bakterien, die eigentlich unverdauliche Ballaststoffe dennoch verdauen und damit eine höhere Kalorienaufnahme provozieren. Wenn bei einer Darmsanierung die Zusammensetzung der Darmflora korrigiert wird, kann mitunter auch die Gewichtsabnahme erleichtert werden. Dies setzt eine langfristige Ernährungsumstellung voraus, andernfalls können sich die Firmicutes-Bakterien rasch wieder vermehren und gemeinsam mit einer ungünstigen Ernährung eine neuerliche Gewichtszunahme bewirken.

Kohlarten, Karotten, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte, aber auch Flohsamenschalen und Leinsamen sind reich an Ballaststoffen. Durch feines Vermahlen werden sie besser verträglich. © iStock
Kohlarten, Karotten, Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte, aber auch Flohsamenschalen und Leinsamen sind reich an Ballaststoffen. Durch feines Vermahlen werden sie besser verträglich. © iStock

Etappen einer Darmsanierung

Eine Darmsanierung startet meistens mit einer Reinigungsphase, die mit Rizinusöl, Bittersalz (Magnesiumsulfat-Heptahydrat), Glaubersalz (Natriumsulfat-Decahydrat) oder Einläufen begleitet wird. Dafür wird morgens auf nüchternen Magen das gewählte Abführmittel eingenommen, der Effekt setzt meist wenige Stunden später ein.

Wann ist eine Darmsanierung sinnvoll?

Wenn einer oder mehrere der folgenden Punkte zutreffen, kann an eine Darmsanierung gedacht werden:

  • Verdauungsbeschwerden wie Verstopfung, Durchfall, Blähungen oder Mundgeruch
  • stets wiederkehrende Pilzinfektionen (der Haut, des Darms, der Mund- und Rachenschleimhaut, der Vagina)
  • eine oder mehrere Antibiotika-Therapien in der Vergangenheit
  • Bedürfnis, Wunschgewicht zu halten und/oder mit einer Darmreinigung in eine gesündere Ernährungs- und Lebensweise einzusteigen
  • Energielosigkeit, Erschöpfung
  • rheumatische Beschwerden und Gelenkbeschwerden
  • bei Allergien oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten
  • bei erhöhten Cholesterinwerten oder erhöhtem Blutdruck
  • bei Autoimmunerkrankung, um chronische Entzündungen weitgehend zu reduzieren
  • bei erhöhter Infektanfälligkeit und dem Wunsch, das Immunsystem zu stärken
  • bei psychischer Instabilität, Depressionen, grundloser Trauer/Angst, um eine mögliche Ursache für diese Beschwerden auszuschließen
  • bei Wechseljahresbeschwerden, um den Körper während der Hormonumstellung zu unterstützen
  • um die Vitalität zu stärken und die Ausstrahlung zu optimieren bzw. Augenringe, unreine Haut, schlaffes Bindegewebe, lichter werdendes oder sprödes und glanzloses Haar zu verbessern

Die Dosierung kann jedoch sehr unterschiedlich sein. Wichtig ist vorab eine gute Beratung durch eine/n Fastentherapeut:in, eine/n Darmtherapeut:in oder eine Fachkraft aus der Apotheke. Die Dauer der Anwendungen kann zwischen einer einmaligen Einnahme zu Beginn und bis zu vier Anwendungen jeweils morgens auf nüchternen Magen liegen. Wichtig: viel Trinken, um einem übermäßigen Wasser- und Elektrolytverlust vorzubeugen. 

Empfohlene Dosierung:
Bittersalz  10–30 g in 500 ml warmem Wasser; 
morgens nüchtern 
Glaubersalz 10–30 g in 500 ml warmem Wasser; 
morgens nüchtern
Rizinusöl 5–10 ml; morgens nüchtern

Quellen für Ballaststoffe

Ob die Reinigungsphase durchgeführt wird, ist eigene Ermessenssache. Viel wichtiger ist hingegen die konsequente Ernährungsumstellung auf eine vorwiegend pflanzenbetonte, basische und ballaststoffreiche Kostform mit reichlich Gemüse und Salat, leicht verträglichen Hülsenfrüchten (Linsen, Erbsen, Kichererbsen), frischen Früchten, Suppen, grünen Smoothies, Wasser und ungesüßtem Tee. Auf Alkohol, Koffein, Zucker, Fleisch und Wurst sollte während der gesamten Darmsanierung möglichst verzichtet werden. 
Was die Ballaststoffe betrifft, so kann bereits ab dem ersten Tag mit einer gut verträglichen Ballaststoffquelle ergänzt werden, um das Stuhlvolumen zu steigern, die Peristaltik zu stimulieren und einen hohen Sättigungsgrad zu erreichen.

Die in Probiotika enthaltenen Darmbakterien sollen die Vermehrung kommensaler Darmmikroben fördern und pathogene zurückdrängen. © Shutterstock
Die in Probiotika enthaltenen Darmbakterien sollen die Vermehrung kommensaler Darmmikroben fördern und pathogene zurückdrängen. © Shutterstock

Zur Auswahl stehen beispielsweise Flohsamenschalen (80 % Ballaststoffe/100 g), Akazienfasern (80 % Ballaststoffe/100 g) oder Leinsamen (23 % Ballaststoffe/100 g). Die Ballaststoffquellen sollten fein vermahlen eingenommen werden, da Verträglichkeit und Wirksamkeit mit höherem Vermahlungsgrad steigen. Auch hier darf nicht auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr vergessen werden.  


Empfohlene Dosierung:
Flohsamenschalen 10–40 g täglich aufgeteilt in mehreren Einzeldosen; 30 min. in reichlich Wasser quellen lassen; morgens vor, mittags und abends nach den Mahlzeiten 
Leinsamen 10–30 g täglich aufgeteilt in mehreren Einzeldosen; vorab in Wasser quellen lassen
Akazienfasern 10–30 g täglich aufgeteilt in mehreren Einzeldosen; in Wasser einrühren und trinken

Basische Mineralerde

Bentonit und Zeolith zählen zu den Mineralerden, die gelöste Ablagerungen und Toxine sowie schädliche Bakterien binden können und mit dem Stuhl ausgeschieden werden. Bentonit und Zeolith stehen als Pulver und in Kapselform zur Verfügung und sollten aus Qualitätsgründen optimalerweise als Medizinprodukt zugelassen sein. Eine weitere Möglichkeit ist Mumijo, eine fulvosäure- und huminsäurereiche Substanz mit einer äußerst positiven Wirkung auf den Magen-Darm-Trakt. Beide Säuren wirken ähnlich wie Mineral- und Heilerden. Sie adsorbieren Giftstoffe und überschüssige Magensäure, sodass der Darm entlastet wird und gut regenerieren kann. Mineralerden können nur dann ihre entgiftende Wirkung zeigen, wenn gleichzeitig ausreichend Flüssigkeit getrunken wird. Andernfalls wirken Zeolith & Co verstopfend und dehydrierend. Wichtig ist weiters ein zeitlicher Abstand von rund zwei Stunden zu Nährstoffpräparaten oder Medikamenten. Die Mineralerde kann bis zu vier Wochen angewandt werden. Nach einer rund einwöchigen Pause kann nach Bedarf eine neuerliche Kur begonnen werden.

Empfohlene Dosierung:
Zeolith
, Bentonit 3–5 g täglich aufgeteilt in zwei Einzeldosen; morgens vor, 
mittags oder abends nach den Mahlzeiten mit reichlich Wasser einnehmen
Mumijo 600–900 mg täglich aufgeteilt in mehreren Einzeldosen; 
morgens vor, mittags oder abends nach den Mahlzeiten mit reichlich Wasser einnehmen

Probiotika

Nach der Reinigungsphase mit Abführmitteln oder gleich zu Beginn der Darmkur wird die tägliche Einnahme eines Probiotikums zum Aufbau einer gesunden Darmflora empfohlen. Ein hochwertiges Multistamm-Probiotikum ist neben der Ernährungsumstellung sicherlich der wichtigste Part der gesamten Darmsanierung.

Die enthaltenen Darmbakterien sollen die Vermehrung der kommensalen (günstigen) Darmmikroben fördern und pathogene (krankmachende) Keime zurückdrängen. Hier ist eine konsequente und v. a. tägliche Zufuhr über mindestens 6 Wochen bis optimalerweise zu 3 Monaten empfehlenswert.  

Empfohlene Dosierung:
Probiotikum
1 x 109 koloniebildende Einheiten (kBE); mind. 6 verschiedene Stämme

Weitere Empfehlungen

Neben einer gesunden und vitalstoffreichen Ernährung sind Bewegung, Bauchmassagen und Mikronährstoffe Teil des ganzheitlichen Konzeptes.

Mit der Dosierung und Einnahmehäufigkeit von Ballaststoffen, Mineralerden, Probiotika und Nährstoffen lässt sich die Effektivität, sprich die Geschwindigkeit und Intensität der Entgiftung, gut steuern und individuell anpassen.


Wie lange dauert eine Darmsanierung?

Eine Darmsanierung ist immer ein individuelles Geschehen, sie kann daher beispielsweise zehn Tage, vier Wochen oder drei Monate dauern. Viel spannender sind die Reaktionen des Körpers, die wiederum anzeigen können, wie lange die Darmsanierung dauern sollte.

Während einer Darmreinigung sollten Milchprodukte nur eingeschränkt verzehrt werden. © iStock
Während einer Darmreinigung sollten Milchprodukte nur eingeschränkt verzehrt werden. © iStock

Je nach Lebens- und Ernährungsweise kann eine Darmsanierung regelmäßig ein- bis zweimal jährlich z. B. im Frühjahr und im Herbst praktiziert werden. Entscheidend ist die langfristige Ernährungsumstellung, die regelmäßige Bewegung, der Faktor Rauchen und die Reduktion von Alkohol, Koffein und Zucker.  

Belastende Lebensmittel

(Nicht nur) während der gesamten Darmreinigung ist es sinnvoll, auf raffinierten Zucker und zuckerhaltige Getränke sowie Weißmehlprodukte zu verzichten. Auch Fleisch, Fisch und Sojaprodukte sollten auf maximal zwei- bis dreimal wöchentlich reduziert werden. Wurst ist hingegen stark verarbeitet und sollte gänzlich gemieden werden. Auch Eier, Milch und Milchprodukte (Käse, Joghurt, Topfen etc.) sollten während der Darmreinigung nur sehr eingeschränkt verzehrt werden. Was Getränke betrifft, so ist Alkohol strikt zu meiden und Kaffee auf maximal zwei Tassen täglich zu beschränken. 

Empfehlenswerte Lebensmittel

Während der Darmreinigung sollte Ihr Speiseplan idealerweise aus reichlich Gemüse (Blattgemüse, Knollengemüse, Fruchtgemüse), Salaten und Kräutern bestehen. Weiters sind frische Früchte (einschl. Avocados), Hülsenfrüchte, glutenfreie Getreide (z. B. Vollkornreis, Mais) und Pseudogetreide wie Hirse, Quinoa, Amaranth, Buchweizen empfehlenswert, Kartoffeln, Süßkartoffeln, Nüsse, Mandeln und Samen (Leinsaat, Kürbiskerne, Sonnenblumenkerne), Esskastanien (Maroni), selbstgezogene Keimlinge aus Linsen, Brokkolisamen, Radieschen etc. wünschenswert.

Als süße Ergänzung sind Nüsse und Trockenfrüchte gut geeignet. Die Öle sollten kaltgepresst sein und aus Bio-Quellen stammen. Als Getränk ist besonders Quellwasser, Mineral- oder Leitungswasser (1,5 Liter täglich) ideal, ergänzt mit basischen Kräutertees (0,5 Liter täglich).

Darmschleimhaut erneuert sich laufend

Die Darmschleimhaut ist ein schnell proliferierendes Zellsystem, das auf eine kontinuierliche Versorgung mit allen erforderlichen Mikronährstoffen angewiesen ist. Ein Mangel an Mikronährstoffen führt daher zu einer Beeinträchtigung von Struktur und Funktionsfähigkeit der Darmmukosa. 

Ein Kreislauf, der sich in der Entwicklung diverser Folgeerkrankungen wie Osteoporose, Eisenmangelanämie, Hyperhomocysteinämie etc. widerspiegelt. Speziell für die Regeneration der Darmschleimhaut sind die B-Vitamine, Zink, Vitamin A, L-Glutamin sowie bei Bedarf antientzündliche Komponenten empfehlenswert.

Empfohlene Dosierung:
B-Komplex 120–150 mg/Tag
Zink 15–20 mg/Tag
Vitamin A 800–1.000 µg/Tag
L-Glutamin 2–4 g/Tag 
Eicosapentaensäure 1–2 g/Tag
Curcuma-Extrakt 500–1.000 mg/Tag
Grüner-Tee-Extrakt 300–600 mg/Tag

Studienlage zur Darmsanierung

Dass das mikrobielle Gleichgewicht im Darm gestört ist, zeigt sich einerseits über eindeutige Symptome wie Blähungen, Verstopfung oder Durchfall und andererseits über Infektanfälligkeit, Abgeschlagenheit oder Heißhunger auf Süßes. 

Diese Dysbalance zu korrigieren, ist Sache einer Ernährungsumstellung und einer effektiven Darmsanierung. Allerdings gibt es keine klaren wissenschaftlichen Beweise, dass eine Darmsanierung all ihre Ziele gut erreichen kann. Besser und durch Studien klar gesichert ist der Einfluss einer ballaststoffreichen und pflanzenbasierten Kost auf die Darmflora und der Einsatz von Probiotika bei Antibiotikaeinsatz und Reizdarm. 

Womit sich der Kreis wiederum schließt, da durch beschriebene Maßnahmen die Effektivität einer Ernährungsumstellung, die Regeneration der Darmflora, die Reduktion von Entzündungen und die Beruhigung eines irritierten Darms beschleunigt werden kann. 

Quellen

  • Müssig K: Bestätigt: Ausgewogene Ernährung mit viel Ballaststoffen verbessert die Darmflora. Info Diabetol 2021;(15):30-31
  • Hills RD et al.: Gut Microbiome: Profound Implications for Diet and Disease. Nutrients 2019;11(7):1613
  • Sonnenburg JL et al.: Diet-microbiota interactions as moderators of human metabolism. Nature 2016;535(7610):56-64
  • Ascinar F et al.: Microbiome connections with host metabolism and habitual diet from 1,098 deeply phenotyped individuals. Nat Med 2021;(27):321-332 
  • Uehleke B: Heilerde bei funktionellen Magen-Darm-Erkrankungen, Erfahrungsheilkunde 2014;63(3):141-145

    Weitere Literatur auf Anfrage

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