Laut einem Review des Vorjahres lag die Inzidenz von vakzinassoziierter (VA)-Myokarditis bei Personen, die mit einem mRNA-Impfstoff (BNT162b2) immunisiert worden waren, bei 2,1/100.000 Personen. Junge Männer zwischen 16 und 29 Jahren waren gehäuft betroffen (10,7/100.000 Personen), vor allem nach Erhalt der zweiten Impfdosis.1 Zum Vergleich: Nach einer COVID-19-Erkrankung tritt eine Myokarditis mit einer Inzidenz von 59–64 (Männer ≥ 12 Jahre) und 20–36 (Frauen ≥ 12 Jahre) pro 100.000 Personen auf. Die hohe Zahl an verabreichten Impfungen – in Deutschland wurden seit Pandemiebeginn etwa 3,4 Mio. der 12–17-Jährigen zumindest ein Mal geimpft2 – relativiert die niedrige Inzidenz von VA-Myokarditis.
Deutlich weniger Hospitalisierungen
Interessanterweise sind kardiovaskuläre Komplikationen bei VA-Myokarditis seltener als bei Myokarditiden anderer Ursachen. Französische Wissenschaftler:innen ermittelten kürzlich, dass zwischen Ende Dezember 2020 und Ende Juni 2022 frank-reichweit insgesamt 4.635 Personen zwischen 12 und 49 Jahren aufgrund einer Herzmuskelentzündung hospitalisiert wurden: 558 mit VA-Myokarditis, 298 mit Myokarditis nach COVID-19 und 3.779 mit Myokarditis anderer Ursache („konventionelle Myokarditis“).3 Im Nachbeobachtungszeitraum von 18 Monaten kam es nur bei 5,7 % der Personen mit VA-Myokarditis zu erneuten Einweisungen, während dies bei Myokarditis nach COVID-19 oder anderer Ursache bei 12,1 bzw. 13,2 % der Fall war. Entwickelte sich die Erkrankung jedoch nach COVID-19, traten genauso oft kardiovaskuläre Probleme auf wie bei konventioneller Myokarditis. Auch die Sterblichkeit war bei VA-Myokarditis im Vergleich zur Myokarditis nach COVID-19 (1,3 %) und zur konventionellen Myokarditis deutlich niedriger (0,2 vs. je 1,3 %).
Quellen
1 Ammirati E et al. Diagnosis and Treatment of Acute Myocarditis—A Review. JAMA. 2023. doi:10.1001/jama.2023.3371
2 https://impfdashboard.de/, abgerufen am 29.08.2024
3 Semenzato L et al. Long-Term Prognosis of Patients With Myocarditis Attributed to COVID-19 mRNA Vaccination, SARS-CoV-2 Infection, or Conventional Etiologies. 2024. doi:10.1001/jama.2024.16380