Gut gewappnet

Typische „Sommerplagen“ vermeiden

Mag. Larissa Grünwald
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Magenverstimmungen aufgrund von ungewohntem Essen sind im Urlaub keine Seltenheit. Besonders in warmen Ländern mit anderen Hygienebedingungen herrscht ein erhöhtes Risiko. © Shutterstock

Durchschnittlich jeder zehnte Urlauber liegt laut Statistik zumindest zeitweise krank im Hotelbett statt am Strand – und ist danach oft erst recht urlaubsreif. Wer gut darauf vorbereitet ist, dass Pilzsporen in der Ferienanlage lauern, die Sonne oft gnadenlos ist und die Harnblase auf so manches überempfindlich reagiert, ist schnell wieder fit oder erst gar nicht anfällig für diese typischen Sommerplagen. 

Häufige Infekte in den heißen Monaten wie Sommergrippe oder Fußpilz kann man mit immunstimulierenden Nährstoffen effektiv vorbeugen. Empfohlen wird die tägliche Einnahme von Vitamin C (500–1.000 mg/Tag), Zink (15–25 mg/Tag) und gegebenenfalls Selen (50–100 mcg/Tag), um den Körper bestmöglich gegen Keime aller Art zu schützen.

Die Hautbarriere stärken

Vitamin C und Zink sind auch im Kampf gegen Angriffe auf die Haut die Fixstarter in der Mikronährstofftherapie. Vitamin C stärkt die Hautbarriere, mobilisiert die Synthese des Struktureiweißes Kollagen und unterstützt das Immunsystem (500–1.000 mg Vitamin C/Tag). Zink ist wichtig für ein starkes Immunsystem, wirkt entzündungshemmend und ist essenziell
bei der Erneuerung von Zellen – und damit auch bei der Wundheilung (15–25 mg Zink/Tag).

Guter Infektionsschutz

Vitamin D moduliert das Immunsystem und ermöglicht dem Körper einen höheren Schutz vor Infektionen durch Viren, Bakterien oder Pilze. Vitamin D reguliert unter anderem die Bildung und Reifung der Hautzellen, insbesondere der Zellen der oberen Hautschichten (Keratinozyten). Umgekehrt macht ein Vitamin-D-Mangel anfälliger für Infektionen; empfohlen werden rund 1.000–2.000 IE/Tag.

Pilzinfektionen vorbeugen

Beta-Glucane aus der Gruppe der Ballaststoffe können ebenfalls das Immunsystem stimulieren. Speziell die Beta-Glucane der Hefe ähneln den Beta-Glucanen aus den Zellwänden von Pilzen: Durch die Einnahme von Hefe-Beta-Glucanen wird dem Körper eine gering dosierte Infektion vorgetäuscht, die Immunabwehr kann entsprechend reagieren und verspricht eine bessere Abwehr gegen Pilzinfektionen. Dies gilt auch für Fuß-, Haut- und Nagelpilz, ist jedoch konkret bei Scheidenpilz nachgewiesen. Um das Immunsystem anzuregen, werden täglich
250–750 mg Beta-Glucan aus Hefe empfohlen.

Info

Durch die Einnahme von Hefe-Beta-Glucanen wird dem Körper
eine gering dosierte Infektion vorgetäuscht und die Immunabwehr
kann entsprechend reagieren.

Säure-Basen-Balance

Eine Ernährung mit einem Übermaß an tierischen Produkten, Alkohol, Koffein und Nikotin – begleitet mit viel Stress sind einige Faktoren – die den Körper in seiner Entgiftungskapazität sowie im Mikronährstoffhaushalt stark beanspruchen. Die Folgen können eine Entgiftungsstörung, eine Überlastung der Leber sowie eine Dysbalance im Wasser- und Säure-Basen-Haushalt sein. Bedingungen, die Bakterien, Viren und Pilzen – insbesondere Haut- und Nagelpilzen – ein gutes Milieu bieten. So können unter anderem häufig wiederkehrende Pilzinfektionen, generelle Infektanfälligkeit, Hautunreinheiten und vieles mehr auf derartige Dysbalancen hindeuten. 

Elektrolyte

An diesem Punkt sind sogenannte basische Elektrolyte wie Calcium, Magnesium, Kalium und Natrium sowie das Spurenelement Zink eine gute Empfehlung. Elektrolyte sind essenziell für die Regulierung des Wasserhaushaltes, reduzieren Stresssituationen (Magnesium!), unterstützen die Entgiftungsorgane des Körpers, fördern die Ausscheidung harnpflichtiger Substanzen, aktivieren die Lymphgefäße sowie die Durchblutung und -flutung des Gewebes. Empfohlen werden Präparate mit organisch gebundenem Calcium, Kalium und Magnesium, z. B.  als Citrate, Aspartate oder Fumarate. Die Tagesdosis liegt bei rund 300 bis 400 mg pro Elektrolyt mit reichlich Wasser eingenommen.

Blasenentzündung

Ständiger Harndrang, dazu Brennen und Schmerzen beim Wasserlassen sind insbesondere für empfindliche Frauen ein häufiges Problem. Eine Zystitis wird meist durch Bakterien wie insbesondere Escherichia coli verursacht, die über die Harnröhre in die Blase gelangen und sich dort an den Schleimhäuten ansiedeln. Dem lässt sich vorbeugen, indem Harnwege und Blase durch regelmäßiges Trinken von täglich rund 1,5 Liter Wasser oder Tee durchgespült werden. Neben Vitamin C, Zink und Selen sind auf diesem Gebiet auch Probiotika, Proanthocyanidine, D-Mannose und Isothiocyanate gut beschrieben. 

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Wer einen Badeurlaub plant und zu Harnwegsinfekten neigt, hat eine große Auswahl an Produkten zur Prophylaxe, unter anderem mit Cranberry-Extrakt und D-Mannose. Nasse Badekleidung sollte man dennoch sofort wechseln. © Shutterstock

Probiotika für die Darmflora

Neben einem starken Immunsystem ist eine gesunde Darmflora in diesem Bereich ein wichtiges Thema. Probiotika – insbesondere begleitend zur Antibiotikaeinnahme – helfen, das bakterielle Gleichgewicht aufrechtzuerhalten. Auf diesem Weg werden die Vermehrung krankmachender Darmkeime in Schach gehalten und die Etablierung einer natürlichen Darmflora unterstützt sowie das Risiko für antibiotikabedingten Durchfall reduziert. Wichtig sind bei der Einnahme ein Abstand zum Antibiotikum von zwei bis drei Stunden sowie die konsequente tägliche Einnahme von rund 1 bis 20 Milliarden überlebensfähigen Bakterien aus verschiedenen Stämmen über mindestens sechs Wochen. Die Zufuhr von Probiotika, insbesondere Laktobazillen, kann zusätzlich eine unterstützende Wirkung auf die Scheidenflora haben. 

Klassiker Cranberry

Cranberries, auch Großfrüchtige Moosbeere oder Kranbeere genannt, sind in Nordamerika beheimatet. Cranberries enthalten ein komplexes Spektrum an Flavonoiden, oligomeren Proanthocyanidinen (OPC), Triterpenen und organischen Säuren. Lange Zeit wurde am Wirkmechanismus geforscht, bis schließlich nachgewiesen wurde, dass bestimmte Inhaltsstoffe des Extraktes die Adhäsion der uropathogenen E.-coli-Bakterien verhindern können. Wobei mittlerweile klar ist, dass nicht die Inhaltsstoffe selbst, sondern wirksame Abbauprodukte für die antiadhäsive Wirkung infrage kommen.  Zur Vorbeugung einer Blasenentzündung können Säfte, Konzentrate, Kapseln oder Tabletten eingenommen werden, wobei standardisierte Produkte mit täglich 30 bis 70 mg Proanthocyanidin empfohlen werden.

Zucker gegen Bakterien

D-Mannose ist eine Zuckerart, die in größeren Mengen in der Blase vorkommt. D-Mannose bindet an die Härchen der E.-coli-Bakterien und verhindert das Andocken der Erreger an die Blasenschleimhaut. Die Bakterien werden mit dem Urin ausgespült. D-Mannose begünstigt bei konsequenter mehrmaliger Anwendung die Abheilung und senkt das Risiko für rezidivierende Harnwegsinfekte. Zur Vorbeugung werden 2 g D-Mannose pro Tag empfohlen. Bei häufigen Rückfällen bzw. im akuten Fall kann die Dosierung auf bis zu 3  x  2 g täglich gesteigert und die Anwendung über mehrere Wochen verlängert werden.

Isothiocyanate

Das pulverisierte Kraut von Kapuzinerkresse und Meerrettichwurzel wird seit Langem bei akuten unkomplizierten Harnwegsinfekten eingesetzt. Das Besondere sind die Isothiocyanate, die aus den in beiden Pflanzenteilen enthaltenden Prodrugs, den spezifischen Glucosinolaten, gebildet werden. Die Kapuzinerkresse steuert das Benzylisothiocyanat, die Meerrettichwurzel das Allyl- und das Phenylethyl isothiocyanat zum Wirkstoff bei. Isothiocyanate (ITC) wirken antibakteriell und antiviral und gelten als traditionelles Hausmittel bei Blasenentzündungen und Beschwerden wie gesteigertem Harndrang. Um eine Blasenentzündung zu behandeln, sollten die arzneilich wirksamen Bestandteile aus 1 bis 2 g Meerrettichwurzel und 2,5 bis 5 g Kapuzinerkressekraut bis zur Beschwerdefreiheit bzw. 7 bis 14 Tage lang eingenommen werden.

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Präparate mit Kapuzinerkresse bewähren sich bei der Therapie von akuten unkomplizierten Harnwegs­infekten und zur Prophylaxe von Erkältungen. © Shutterstock

Sonnenschäden

Die Ernährung leistet einen Beitrag zum Sonnenschutz. Eine Extraportion Vitamin E (25–50 mg Vitamin E/Tag) und Vitamin C deckt den Mehrbedarf an Antioxidanzien und beugt Hautschäden vor. Der Fokus liegt hingegen auf den antioxidativen und entzündungshemmenden Carotinoiden. Beta-Carotin, Astaxanthin, Lycopin, Zeaxanthin und Lutein lagern sich in die oberen Hautschichten ein, wo sie wie ein UV-Schutzschild wirken. Vor allem Zeaxanthin und Lutein schützen auch die Augen vor UV-Licht.

Carotinoide 

Zum effektiven Sonnenschutz wird die tägliche Einnahme von 15 mg gemischten Carotinoiden empfohlen. Damit sich ein guter Schutz bereits vor der Sonnenexposition aufbaut, sollten Carotinoide für mindestens sieben bis zwölf Wochen im Voraus eingenommen werden. Bei einer Einnahme bis zu vier Wochen wurde noch keine ausreichende Schutzwirkung beobachtet. Plant man also eine Urlaubsreise in die Sonne, sollte man rechtzeitig mit der Einnahme beginnen. So können sich die Carotinoide ausreichend in die Haut einlagern. 

Empfohlene Mikronährstoffe

Urlaubsprophylaxe

allgemeine Immunstärkung
Vitamin C:  500–1.000 mg/Tag
Vitamin D: 1.000–2.000 IE/Tag
Selen:  50–100 mcg/Tag
Zink: 15–25 mg/Tag

Hautbarriere unterstützen
Vitamin C:  500–1.000 mg/Tag
Zink: 15–25 mg/Tag

Pilzinfektionen vorbeugen
Beta-Glucane aus Hefe: 250–750 mg/Tag

Harnwegsinfekte verhindern
Proanthocyanidine/Cranberryextrakt: 30–70 mg/Tag
D-Mannose: 1–3 x tgl. 2 g
Isothiocyanate aus Kapuzinerkresse/Meerrettich
und Probiotika-Präparate

Sonnenschutz fördern
Vitamin C: 500-1.000 mg/Tag
Vitamin E: 25–50 mg/Tag
gemischte Carotinoide: 15 mg/Tag

Quellen

•   Carr, A.C., Maggini, S.: Vitamin C and Immune Function. Nutrients; 2017 

•   Kearns, M.D., et al.: The impact of vitamin D on infectious disease; Am J Med Sci; 2015 

•   Lin, P.H., et al.: Zinc in Wound Healing Modulation. Nutrients; 2018 

•   Pietranton ,i E., et al.: Role of beta-glucan in the treatment of recurrent candidiasis; Minerva Ginecol; 2010 

•   Maki, K.C., et al.: Consumption of a cranberry juice beverage lowered the number of clinical urinary tract infection; Am J Clin Nutr.; 2016 

Weitere Literatur auf Anfrage


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