Herzenssache

Mikronährstoffe für ein gesundes Herz-Kreislauf-System

Mag. Larissa Grünwald
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Herzgesundes Leben gelingt mit wenigen einfachen Maßnahmen wie regelmäßiger körperlicher Bewegung und einer gesunden und abwechslungsreichen Ernährung. © iStock
Herzgesundes Leben gelingt mit wenigen einfachen Maßnahmen wie regelmäßiger körperlicher Bewegung und einer gesunden und abwechslungsreichen Ernährung. © iStock

Das Herz ist ein Organ mit hohem Energiebedarf und dementsprechend hohem Nährstoffverbrauch. Dies betrifft insbesondere B-Vitamine, Magnesium, L-Carnitin und Coenzym Q10, die im Rahmen der mitochondrialen Energiesynthese die kontinuierliche ATP-Versorgung sicherstellen. 

Eine besondere Rolle spielt das fettlösliche Coenzym Q10, das sowohl endogen produziert als auch über Fleisch, Fisch und Öle konsumiert wird. Neben seiner Rolle in der Energiegewinnung dient Coenzym Q10 als starkes Antioxidans und kann oxidative Schäden am Herzmuskel und im Gefäßsystem vorbeugen. Gleichzeitig ist bekannt, dass die körpereigene Synthese von Coenzym Q10 mit zunehmendem Alter sinkt sowie durch die regelmäßige Einnahme von Statinen empfindlich reduziert wird. Beides kann zu Müdigkeit und muskulärer Erschöpfung führen.

Speziell bei Herzerkrankungen, Herzschwäche oder Gefäßerkrankungen empfehlen Mikronährstoff-Expert:innen die zusätzliche Einnahme von Coenzym Q10 und verweisen gerne auf die Ubiquinol-Form, die besser resorbiert werden kann und rund 90 % des Coenzym Q10 im Blut ausmacht. 

Empfohlene Dosierung
B-Komplex (90–150 mg/Tag)
Magnesium (300–400 mg/Tag)
Coenzym Q10 (100–150 mg/Tag)
L-Carnitin  (200–500 mg/Tag)

Hoch ungesättigte Fettsäuren für flexible Gefäße

Mindestens einmal pro Woche sollte fettreicher Fisch auf dem Speiseplan stehen, um eine ausreichende Versorgung mit EPA und DHA zu gewährleisten. © Shutterstock
Mindestens einmal pro Woche sollte fettreicher Fisch auf dem Speiseplan stehen, um eine ausreichende Versorgung mit EPA und DHA zu gewährleisten. © Shutterstock

Mittlerweile ist klar belegt, dass hoch ungesättigte Fettsäuren für die Funktionsfähigkeit des Herz-Kreislauf-Systems einen entscheidenden Beitrag leisten. Diese reduzieren nicht nur Mikroentzündungen (silent inflammations) in den Blutgefäßen, sondern beeinflussen auch erhöhte Blutfette, reduzieren einen erhöhten Blutdruck und erreichen eine höhere Flexibilität der Gefäßwände. Die positive Wirkung von Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) auf die Herzfunktion stellt sich bei einer täglichen Aufnahme von 250 mg EPA und DHA ein. Für eine gute Versorgung mit den gesundheitsfördernden Omega-3-Fettsäuren über die Ernährung sollte mindestens einmal wöchentlich fettreicher Meeresfisch (Aal, Lachs, Hering, Makrele, Sardelle, Sardine) verzehrt werden. 

Empfohlene Dosierung
EPA + DHA (1–2 g/Tag)

Omega-3-Index als hilfreicher Messwert 

Um eine Beurteilung der individuellen Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren über die vergangenen Wochen zu erhalten, eignet sich der HS-Omega-3-Index (HS = high sensitivity). Dieser Wert beurteilt den Gehalt an Omega-3-Fettsäuren in den Erythrozytenmembranen. Der Einbau von Omega-3-Fettsäuren in die Zellmembran erfolgt konzentrationsabhängig und stellt durch die langsame Ein- und Ausbaukinetik einen Langzeitparameter für die letzten acht bis zwölf Wochen dar. Optimale Werte liegen über 8 %.

Oxidativer Stress im Gefäßsystem 

Zur Reduktion entzündlicher Prozesse im Gefäßsystem sind Antioxidantien die beste Wahl. Mit zunehmendem Alter nimmt die Verfügbarkeit wichtiger Radikalfänger durch erhöhten Verbrauch bzw. reduzierte Zufuhr ab. Dies gilt sowohl für Vitamin C, E oder Coenzym Q10 als auch für Enzyme mit antioxidativer Wirkung wie Glutathionperoxidase oder Superoxiddismutase in Verbindung mit Selen und Zink.

Empfohlene Dosierung: 
Vitamin C (500–1.000 mg/Tag)
Vitamin E (12–20 mg/Tag)
Zink (15–25 mg/Tag) 
Selen (50–70 µg/Tag)

Vitamin D3 und Vitamin K2 für die Gefäße

Vitamin D3 spielt nicht nur im Calcium- und Knochenstoffwechsel eine zentrale Rolle, sondern beeinflusst auch die kardiovaskuläre Gesundheit. So erhöht ein niedriger Vitamin-D-Spiegel das Risiko für Bluthochdruck, periphere arterielle Verschlusskrankheit, Myokardinfarkte, Herzversagen und die allgemeine kardiale Mortalität. Verschiedene Untersuchungen zeigen Zusammenhänge mit endothelialen Dysfunktionen, also Entzündungsprozessen, Arteriensteifigkeit und verstärkten Einlagerungen von Calcium in die dünne Endothelschicht der Gefäße. 

Hier kommt Vitamin K2 ins Spiel, das als Cofaktor zahlreiche Transportproteine für Calcium im Gefäß aktiviert. Auf diese Weise wird das Calcium über das Matrix-GLA-Protein (MGP) und das Peptid-Hormon Osteocalcin gebunden. Matrix-GLA-Protein fungiert als Transportprotein für Calciumionen in das Knochengewebe und kann auf diese Weise unphysiologische Ab- und Einlagerungen von Calcium in Organen oder Gefäßen verhindern. Osteocalcin spielt wiederum eine wichtige Rolle in der Neubildung von Knochen und sorgt dafür, dass das aufgenommene Calcium in die Knochen eingebaut wird. Gemeinsam ist den beiden Vitalstoffen eine gefäßschützende Funktion und eine prophylaktische Funktion in Sachen Arteriosklerose.

Empfohlene Dosierung: 
Vitamin D3 (2.000–4.000 I.E./Tag)
Vitamin K2 (50–70 µg/Tag)

Magnesium für einen entspannten Blutdruck

 Magnesium ist für unser Elektrolyt-Gleichgewicht essenziell. Als Gegenspieler von Calcium verringert Magnesium den Calcium-Einstrom in die Muskelzellen und entspannt so die Muskulatur der Blutgefäße sowie den Herzmuskel. Auf diese Weise trägt Magnesium zu einem normalen Blutdruck bei und schützt Herz und Blutgefäße. Gleichzeitig senkt Magnesium laut Studien den CRP-Wert. CRP (C-reaktives Protein) ist ein wichtiger Marker für gefäßschädigende Entzündungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. 

Empfohlene Dosierung:
Magnesium (200–400 mg/Tag)
Kalium (200–400 mg/Tag)


Gefäßerweiternde Wirkung von L-Arginin

 Aus der Aminosäure L-Arginin stellt der Körper den gefäßerweiternden Botenstoff Stickstoffmonoxid (NO) her. Daher wird L-Arginin in der Mikronährstoffmedizin oft bei Gefäßerkrankungen wie Arteriosklerose und Bluthochdruck eingesetzt. Es kann die Durchblutung verbessern, reduziert Thrombozytenaggregation und reduziert die Lipidperoxidation.

Empfohlene Dosierung:
L-Arginin (2–4 g/Tag) 

Lebensstil-Maßnahmen können Herz und Gefäße unterstützen

Schon seit längerem ist die mediterrane Ernährung der Bewohner aus den Mittelmeerländern mit einem geringeren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einer höheren Lebenserwartung assoziiert. Studien zeigen, dass durch diese Ernährungsweise das Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko sinkt. Geprägt wurde der Begriff zwischen 1950 und 1960 durch die Essgewohnheiten der Länder rund um das Mittelmeer. Die traditionelle mediterrane Ernährung zeichnet sich vor allem durch den Genuss von reichlich frischem Gemüse und Obst, Hülsenfrüchten, Fisch und Meeresfrüchten, Olivenöl, Nüssen, frischen Kräutern und Knoblauch sowie Rotwein (ein Glas zu den Mahlzeiten), aber auch Reis, Kartoffeln und Nudeln aus.

 Weitere Merkmale sind die regionale und saisonale Auswahl der Lebensmittel. In Maßen bzw. selten verzehrt werden Milch und Milchprodukte, Eier, rotes Fleisch (Schwein, Rind, Lamm, Kalb), Wurstwaren und Süßigkeiten.

Schwerpunkt Obst und Gemüse

Neben Vitaminen und Mineralstoffen sind vor allem die sekundären Pflanzenstoffe wichtige Schutzfaktoren für das Herz und das Gefäßsystem. V. a. die Gefäße profitieren von einer regelmäßigen Zufuhr an sekundären Pflanzenstoffen beispielsweise aus Beerenfrüchten wie Heidelbeeren, Johannisbeeren, Himbeeren, Preiselbeeren oder Cranberrys. Wer Nahrungsergänzungen wählt, kann sich mit Rutin, Rotem-Weinlaub-Extrakt oder Pinien-Extrakt Gutes tun.

Morgensport für die Herzgesundheit

Der Morgen ist die ideale Tageszeit für Sport. Besonders Frauen profitieren von moderater und regelmäßiger Bewegung in der Früh. © Shutterstock
Der Morgen ist die ideale Tageszeit für Sport. Besonders Frauen profitieren von moderater und regelmäßiger Bewegung in der Früh. © Shutterstock


Laut Deutscher Herzstiftung ist Sport ein wichtiger präventiver Faktor für die Herzgesundheit. Es müssen jedoch keine sportlichen Höchstleistungen sein, um den Herzmuskel zu trainieren. Im Gegenteil: Regelmäßige moderate Bewegung ist entscheidend, um die Herzgesundheit zu unterstützen. Bereits ein täglicher zügiger Spaziergang kann das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduzieren. Spannend ist, dass auch die Tageszeit eine Rolle spielen dürfte. In Anlehnung an Forschungsergebnisse wirkt sich vor allem morgendliche Bewegung positiv auf das Herz aus: Durch ein moderates Sportprogramm in den Morgenstunden sinkt das Risiko für Herzkrankheiten und Schlaganfall. Frauen können laut Studie besonders effektiv von Sport am Morgen profitieren.

Quellen

•   Fournier P et al.: Homocysteine in Chronic Heart Failure. Clin Lab. 2015;61(9):1137-45
•   Menzel D et al.: L-Arginine and B vitamins improve endothelial function in subjects with mild to moderate blood pressure elevation. Eur J Nutr.2018;57(2):557-568 
•   Estruch R et al.: Primary Prevention of Cardiovascular Disease with a Mediterranean Diet Supplemented with Extra-Virgin Olive Oil or Nuts. June 21, 2018 N Engl J Med 2018; 378:e34
•   Busa V et al.: Role of Vitamin D Supplementation in Heart Failure Patients With Vitamin D Deficiency and Its Effects on Clinical Outcomes: A Literature Review. Cureus 2020 Oct; 12(10): e10840
•   Fotino AD et al.: Effect of coenzyme Q10 supplementation on heart failure: a meta-analysis. Am J Clin Nutr 2013 Feb;97(2):268-75

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