Vaginale Gesundheit

Heikler Intimbereich

Mag. Larissa Grünwald
Artikel drucken
Manche Frauen sind anfälliger für Infektionen als andere, da die Zusammensetzung der Scheidenflora individuell verschieden ist. © Shutterstock
Manche Frauen sind anfälliger für Infektionen als andere, da die Zusammensetzung der Scheidenflora individuell verschieden ist. © Shutterstock

Mikronährstoffe können ebenso zur Besserung der Beschwerden beitragen wie die richtige Intimpflege und eine der Symptomatik angepasste Ernährung.

Die Scheidenflora als Schutzfilm

Der Aufbau der Scheidenflora erfolgt bereits ab der Geburt durch die orale Aufnahme nützlicher Bakterien. Die Symbionten kennen ihren exakten Bestimmungsort im menschlichen Körper und siedeln sich in ihrem Habitat innerhalb kürzester Zeit an. Zudem münden Analbereich, Vaginalbereich sowie Harnwege in benachbarte Körperöffnungen, sodass zwischen dem Anal- und dem Vaginalbereich eine sog. Schleimstraße entstehen kann. Über diesen physiologischen Transportweg werden permanent Laktobazillen aus dem Rektum, welches als Reservoir für nützliche Milch-säurebakterien dient, in Richtung Scheide befördert.

Dicht besiedelter Vaginaltrakt

Üblicherweise tummeln sich in einer gesunden Vaginalflora Milliarden unterschiedliche nützliche Laktobazillen und sorgen für einen sauren pH-Wert von 3,8–4,5. Ähnlich wie die Darmflora ist auch die Zusammensetzung der Scheidenflora individuell verschieden. Daher sind manche Frauen besonders anfällig für Infektionen, andere wiederum nicht. Dennoch gilt: Wird das sensible Milieu gestört, steigt das Risiko für Infektionen im Intimbereich. Die ersten Anzeichen einer Dysbiose im Vaginalbereich sind fischig riechender Ausfluss sowie hartnäckiger Juckreiz und unangenehmes Brennen. Wird nicht rechtzeitig gegengesteuert, können pathogene Keime den gesamten Urogenitaltrakt einnehmen, und es kann u. a. zu rezidivierenden Blasenentzündungen und Beschwerden im Genitalbereich kommen.

Einmal aus dem Gleichgewicht gebracht, treten die Symptome meist rezidivierend auf, da insbesondere Keime wie Gardnerella vaginalis im Intimbereich einen kompakten Biofilm ausbilden. Dieser haftet der Scheide an und kann immer wieder Probleme hervorrufen. So ist die hohe Rezidivrate von rund 60 % zu erklären − d. h., bei mehr als der Hälfte der betroffenen Frauen treten sechs Monate nach einer bakteriellen Vaginose abermals dieselben Beschwerden auf.

Stress für die Scheidenflora

Hormonelle Veränderungen – z. B. während der Periode, im Rahmen einer Schwangerschaft oder im Wechsel – sind ein häufiger Grund für eine Dysbalance der Scheidenflora. So geht ein niedriger Östrogenspiegel, wie es bspw. während und nach der Periode vorkommt, mit einer verringerten Anzahl an Milchsäurebakterien und einem erhöhten Infektionsrisiko einher.

Stress ist ebenfalls ein signifikanter Faktor, der die Vaginalflora aus dem Gleichgewicht bringt und die Entstehung von Infektionen begünstigt. Eine mögliche psychische Dauerbelastung ist somit ein Stressfaktor für den Intimbereich bzw. seine physiologische Barrierefunktion.

Auch nach einer Antibiotikaeinnahme ist es sinnvoll, nicht nur die Darmflora, sondern auch die Scheidenflora gezielt probiotisch zu unterstützen.

Nicht zu viel Hygiene 

Hygiene ist wichtig; doch gerade im Intimbereich sollte nicht übertrieben werden. Um den pH-Wert der Scheide nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen, sollten für die Reinigung des Intimbereichs ausschließlich reines Wasser oder speziell für den Intimbereich geeignete Produkte verwendet werden. Bei dauerhafter Anwendung basischer Produkte wie z. B. gängige Duschgele oder Seifen wird der schützende saure pH-Wert beeinträchtigt. Auch während der Periode kann es leichter zu Scheideninfektionen kommen, da Sperma und Blut basischer Natur sind.

Wichtiger Scheidenausfluss

Ein gesunder Zervixschleim-Ausfluss hat große Bedeutung für die weibliche Fruchtbarkeit und ist alles andere als krankhaft: Eine gesunde Scheidenflora inkl. vaginalem Ausfluss verhindert u. a. das Eindringen und die Vermehrung von Krankheitskeimen und sorgt für den sauren pH-Wert in der Scheide. Gleichzeitig ist der Scheidenausfluss für den Transport der Spermien durch die Scheide und für deren Ernährung zuständig. Je nach Zyklusstadium variieren sowohl die Menge, die Farbe als auch die Konsistenz des Sekrets, was wichtigen Aufschluss (z. B. bei Kinderwunsch) über die derzeitige Zyklusphase gibt. 

Symptome wie Rötungen, Jucken, Brennen, Schmerzen im Vaginalbereich, extreme Trockenheit oder bröckeliger, grüner und übelriechender Ausfluss können jedoch auf eine Erkrankung – bspw. ausgelöst durch eine Infektion oder einen Pilz, häufig Candida albicans − hinweisen.

Probiotika für eine gesunde Scheidenflora 

Wie Untersuchungen zeigen, kann die orale Einnahme von Probiotika bei wiederkehrenden Scheidenpilzinfektionen dazu beitragen, die Rezidivrate zu reduzieren. Besonders wirksam sind Probiotika nach einer Antibiotikatherapie, um die Scheidenflora wiederaufzubauen. Eine Mischung verschiedener Milchsäurebakterien brachte verglichen mit der Anwendung von einem einzigen Bakterienstamm die besten Ergebnisse. Für eine nachhaltige Wirkung ist die tägliche Einnahme über einen längeren Zeitraum, mindestens jedoch drei Monate, zu empfehlen. 

Empfohlene Dosierung:
5–10 Milliarden KBE (5−10 x 109 koloniebildende 
Einheiten)

B-Vitamine unterstützen Abheilung 

B-Vitamine sind für die Haut- und Schleimhautregeneration essenziell. Der Körper benötigt insbesondere die Vitamine B3, B5, B6, B9, B12 und Biotin für die Zellteilung, was besonders bei angegriffenen Schleimhäuten wichtig ist. So können die B-Vitamine den Heilungsprozess bei Scheidenpilz verbessern. 

Empfohlene Dosierung:  
B-Komplex 90−150 mg/Tag

Beta-Glucan bei rezidivierenden Infektionen

Beta-Glucan ist ein natürlicher Bestandteil der Zellmembranen der Scheidenpilzerreger, anhand denen der Körper die Erreger erkennen und eine entsprechende Immunntwort auslösen kann. Diese Tatsache wird therapeutisch genutzt: Gezielt eingenommene Beta-Glucane können das Immunsystem trainieren und im Falle einer Pilzinfektion die Abwehrkräfte steigern. In der Mikronährstoffmedizin wird häufig Beta-Glucan aus der Hefe Saccharomyces cerevisiae (Bäckerhefe oder Bierhefe) verwendet. Einige hoch-wertige Studien belegen, dass die Einnahme von Hefe-Beta-Glucan das Immunsystem z. B. bei einer Erkältung unterstützen kann. Zur Anwendung bei rezidivierendem Scheidenpilz gibt es einige Voruntersuchungen, die durchwegs vielversprechend sind.

Empfohlene Dosierung: 
250–750 mg Hefe-Beta-Glucan/Tag 

Vitamin C und Zink

Vitamin C und Zink sind für ein gesundes Immunsystem unverzichtbar. Beide Nährstoffe stärken die Barrierefunktion der Schleimhäute gegen Krankheitserreger und aktivieren die Zellen des Immunsystems. Sie wirken 
entzündungshemmend und unterstützen den Aufbau kompakter Schleimhäute.

Empfohlene Dosierung:  
Vitamin C 200−500 mg/Tag; Zink 5−15 mg/Tag

Darmfreundliche Ernährung

Zucker ist ein bekannter Nährstoff für schädliche Mikroorganismen. Zwar ist die Datenlage zu einer oft propagierten zuckerarmen Diät nicht aussagekräftig, jedoch kann Zucker die Immunantwort schwächen und Entzündungen provozieren. Es ist daher sinnvoll, eine darmfreundliche Ernährung anzustreben, um das Mikrobiom im Darm und in der Scheide positiv zu beeinflussen. Für die Praxis bedeutet das eine zuckerfreie Low-carb-Ernährung mit einem hohen Anteil an Gemüse, frischem Obst, Ballaststoffen, vergorenen Milchprodukten, fermentierten Gemüseprodukten und Hülsenfrüchten je nach Verträglichkeit.

Quellen

• Abad CL et al.: The role of lactobacillus probiotics in the treatment or prevention of urogenital infections: a systematic review. J Chemother. 2009 Jun;21(3):243−52
• Denning DW et al.: Global burden of recurrent vulvovaginal candidiasis: a systematic review. Lancet Infect Dis. 2018 Nov;18(11):e339−e347
• Hanson L et al.: Probiotics for Treatment and Prevention of Urogenital Infections in Women: A Systematic Review. J Midwifery Womens Health. 2016 May;61(3):339−55
• Jun-Mo K et al.: Probiotics in the Prevention and Treatment of Postmenopausal Vaginal Infections: Review Article. J Menopausal Med. 2017 Dec; 23(3): 139–145
• Pietrantoni E. et al.: Role of beta-glucan in the treatment of recurrent candidiasis and HPV-correlated lesions and reparative process of epidermis. Minerva Ginecol. 2010 Feb;62(1):1-5 

Das könnte Sie auch interessieren