Badeotitis

Auf die Ohren achten

Mag. Andrea Fallent 
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Gechlortes Wasser kann die Haut im Gehörgang reizen und Entzündungen fördern. © Shutterstock

Beim Schwimmen und Tauchen bleibt leicht Chlorwasser oder verschmutztes Wasser im Ohr. In Kombination mit den warmen Temperaturen im Sommer entstehen so feuchtwarme Verhältnisse im Gehörgang, die optimale Bedingungen für Bakterien schaffen. Folge ist eine Otitis externa – die Entzündung des äußeren Gehörgangs, in weiterem Sinne auch der Ohrmuschel, wobei das Trommelfell mit betroffen sein kann. Die häufigsten Erreger sind Pseudo-monas aeruginosa und Staphylococcus aureus. Begünstigend für die Entwicklung einer Otitis externa wirken Fremdkörper im Ohr, wie z. B.  Hörgeräte oder häufiges Tragen von Ohrstöpseln, weiters Ohrenschmalzpfropfen, Hautläsionen sowie Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus mit verminderter Immunabwehr oder Wundheilung.  Auch die Gehörgangsexostose – eine knöcherne Verengung des äußeren Gehörgangs bei passionierten Wassersportlern – ist ein prädisponierender Faktor für Entzündungen, da eingedrungenes Wasser nicht abfließen kann.

Typische Anzeichen

Bei leichten Formen der Otitis externa sind die Schmerzen gering, die Gehörgangshaut ist nur leicht geschwollen. Bei schweren, sehr schmerzhaften Entzündungen kann der äußere Gehörgang völlig verschlossen sein. Ohrenschmerzen nach dem Schwimmen ohne vorangehende Rhinitis gelten als wichtigster anamnestischer Hinweis, ebenso wie Ohrmuschelzugschmerz. Treten diese Symptome auf, sollte rasch ein Arzt aufgesucht werden, der zuerst eine sorgfältige Säuberung des Gehörgangs mittels Absaugen vornimmt. 

Gezielte Lokaltherapie

Ohrentropfen werden eingesetzt, sobald der Gehörgang abgeschwollen ist. Die topische Therapie der Infektion mit Antibiotika garantiert eine hohe Konzentration des Wirkstoffs am Entzündungsort und reduziert das Risiko für Resistenzen. Mit sauren Substanzen wie Essigsäure oder Aluminiumazetat kann der pH-Wert im Gehörgang therapeutisch gesenkt werden. Bakteriologische Abstriche sind nur bei Therapieversagen erforderlich. 

Otitis externa necroticans 

Diese schwere Komplikation wird selten bei Infektionen mit Pseudomonas aeruginosa beobachtet und tritt vor allem bei älteren Patienten mit Diabetes mellitus oder bei immunsupprimierten Menschen auf. Im Verlauf können Weichteile und Knochen, später Mittel- und Innenohr, befallen werden. 

Prophylaxe: Vorbeugende Maßnahmen

Schnell zum Arzt: vor allem bei Anzeichen wie hartnäckigem Juckreiz im Ohr oder Ohrenschmerzen

Vorsicht bei Kosmetika: Haarshampoo oder Duschgel können das Hautmilieu im Gehörgang stören und eine Entzündung begünstigen. 

Ohren trocken halten: Nach dem Haarewaschen oder Baden kann man die Gehörgänge mit lauwarmer Luft trocken fönen. Achtung: Bei Diabetes kann das Hitzeempfinden gestört sein.

Reizung durch Ohrstöpsel: auf Watte im Ohr oder Ohrstöpsel beim Schwimmen verzichten. Sie schaffen ein feuchtes Milieu im Gehörgang, das Entzündungen begünstigt. 

Utensilien wie Ohrstöpsel oder Ohrhörer regelmäßig mit einer alkoholischen Lösung reinigen. 

Reinigen ist tabu: Nach dem Duschen reicht es, die Ohrmuschel mit einem Handtuch oder mit Watte zu trocknen und zu säubern. Bei Ansammlung von Ohrenschmalz sollte man sich an den Arzt wenden, der bei Bedarf Ohrentropfen verordnet.

Ohrentropfen: Bei wiederkehrenden Problemen mit Entzündungen können vorbeugend essigsaure Ohrentropfen Abhilfe schaffen – falls aus ärztlicher Sicht nichts dagegen spricht.

Quellen

•   AWMF-Leitlinie Ohrenschmerzen (S2k)

•   Hajioff MK: Otitis externa. BMJ Clin Evid 2015; 15:510

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