Die typischen Symptome für das Burn-out-Syndrom sind die emotionale Erschöpfung, die Depersonalisation und die abnehmende Leistungsfähigkeit. Zusätzlich sind diese Phasen auch von körperlichen Syndromen begleitet. Häufig sind das Schmerzen im Bewegungsapparat, vor allem Verspannungen im Bereich der Halswirbelsäule, Kopfschmerzen, Magenschmerzen, reizdarmartige Beschwerden, Schlafstörungen, Angstgefühl, Palpitationen, Tinnitus oder auch rezidivierende Effekte.
Burn-out aus Sicht der TCM
Ausgangspunkt für das Burn-out-Syndrom sind üblicherweise zwei Funktionskreise, nämlich die beiden Funktionskreise, die besonders „Yang-dominiert“ sind, die Leber und das Herz. Nicht umsonst sind wir „mit Herzblut“ bei einer Sache, und man kann eigentlich nur dann ausbrennen, wenn man „für etwas brennt“. Betrachtet man die Burn-out-Phasen, dann steht die erste Phase allerdings eher im Zeichen des Funktionskreises Leber – das Leber-Burn-out. Das Leitsymptom ist Ärger, das Leitverhalten die Aggressivität. Typische Zeichen sind die Gereiztheit, der Ärger, die Wut. Aus Sicht der TCM wäre das zuerst eine Leber-Qi-Stagnation. Körperlich stehen auch die Stagnationssymptome im Vordergrund: Verspannungen in der Halswirbelsäule, Druckgefühl im Oberbauch. Durch die Stagnation kommt es zur Entwicklung von Hitze und diese steigt auf (Kopfschmerzen) oder attackiert die Mitte (Gastritis oder reizdarmartige Symptome). Bei zunehmender Dauer greift das Leber-Yang auf das Herz über – Schlafstörungen und auch Palpitationen wie Herzrasen sind die Folge: Es ist ein Herz-Burn-out entstanden. Mitbetroffen ist immer der Nierenfunktionskreis.
Einerseits wird die Niere von der Leber nach der Mutter-Kind-Regel ausgesaugt, d. h. die Niere muss immer mehr Yin für die Leber bereitstellen und gleichzeitig auch das Herz kühlen (Kontrollzyklus – Nierenwasser kühlt Herzfeuer). Dies bedeutet auf Dauer die Überbelastung dieses Funktionskreises. Es entstehen immer mehr Symptome wie Lendenwirbelsäulenprobleme, Tinnitus – es folgt das Nieren-Burn-out. Abhängig von Konstitution und Belastung kommt es irgendwann zur Schwäche der gesamten Nierenenergie – der Patient ist komplett erschöpft und benötigt eine lange Auszeit zur Regeneration.
Der Einsatz von ätherischen Ölen
In der Medizin kommen ätherische Öle wieder zunehmend zum Einsatz, auch zur Behandlung von psychischen Problemen. Häufig verwendet werden Pfefferminzöl zur Behandlung von Kopfschmerzen bzw. Migräne, Lavendelöl bei Angststörungen oder Speiklavendelöl zur Mukolyse.
Atlaszeder stärkt und beruhigt das Nervensystem, wirkt bei Müdigkeit und Ängstlichkeit.
Das Riechorgan ist das einzige Sinnesorgan, das einen direkten Bezug zum Hirn hat. Der Bulbus olfactorius und der Nervus olfactorius (1. Hirnnerv) sind ja eigentlich Hirnareale, die in die Nase vorgewölbt sind. Weiters gibt es direkte Verbindungen zum limbischen System. Gerade mit Gerüchen verbinden wir sehr viele Emotionen, oft Erinnerungen an die Kindheit „Da riecht es wie bei der Oma“ oder wir denken an Weihnachten, wenn wir Zimtöl riechen. Daher kann man mit ätherischen Ölen sehr gut das Unterbewusstsein erreichen.
Hauptindikationen für Bergamotte sind vor allem Depression
und Stress, aber auch Schlaflosigkeit und Gereiztheit.
Anwendung in der TCM-Therapie
Es gibt mehrere Möglichkeiten, ätherische Öle einzusetzen. Man kann die Öle in einem Riechstift anwenden, d. h. man tropft unverdünnte ätherische Öle (zumeist drei bis fünf verschiedene) auf einen Docht und gibt sie dann in einen Riechstift. So kann man die olfaktorische Wirkung auf das Zentralnervensystem inklusive limbischen System erreichen. Die zweite Möglichkeit ist die Therapie über die Haut. Man trägt üblicherweise eine 3 %-ige Mischung von ätherischen Ölen, gemischt mit einem fetten Öl wie z. B. Mandelöl, auf die Haut auf, oder man verwendet ein Roll-on, gemischt mit Jojobaöl. Idealerweise wird diese Mischung auf Akupunkturpunkte aufgetragen – damit sind alle Wirkungen vereint: die olfaktorische Wirkung, die biochemische Wirkung und die TCM-Wirkung über die Akupressur. Optimal ist es, wenn der Patient drei bis vier wichtige Akupressurpunkte kennt, die er dann zu Hause selbst behandeln kann. Man gibt ihm sozusagen die Therapie selbst „in die Hand“. Manche Therapeuten tragen auch die Öle vor der Behandlung auf die Akupunkturpunkte auf und nadeln dann erst die Punkte.
Ätherische Öle - Für die Psyche und gegen Keime
Ätherische Öle werden von Pflanzen in ganz geringen Dosen produziert. Sie dienen vorwiegend als Schutz vor Witterungseinflüssen wie Sonne und Hitze, zum Schutz vor Fressfeinden oder zur Kommunikation und zum Anlocken von Nützlingen. Gewonnen werden die ätherischen Öle durch verschiedene Verfahren, am häufigsten durch Wasserdampfdestillation oder durch Expression, z. B. Schale von Zitrusfrüchten. Die Wirksubstanzen sind vorwiegend aus biochemischer Sicht Terpene oder Phenylpropane. Zumeist finden wir die sehr flüchtigen Monoterpene, die vor allem in Nadel- und Zitrusölen vorkommen, sowie die Sesquiterpene, die sehr schwer flüchtig sind und in Harzen und Balsamen vorkommen. Bei den Phenylpropanen finden sich häufig die Phenole, wie z. B. das Thymol (Thymian) oder das Eugenol (Nelke und Zimt), die besonders bakterizid wirken. Daher werden ätherische Öle auch in der Aromapflege in den Krankenhäusern verwendet, wo man die beiden Hauptwirkungen – psychische und keimtötende Wirkung – extrem gut kombinieren kann.
TCM-Anwendung - Ätherische Öle bei Burn-out-Syndrom
Es gibt viele verschiedene Öle, um ein Burn-out-Syndrom zu behandeln. Als Beispiel hier wird je ein ätherisches Öl für die Funktionskreise Leber, Herz und Niere genannt.
Funktionskreis Leber: Bergamotte (Citrus x Begamia Risso o. Poiteau)
Der Duft der Bergamotte zählt zu den beliebtesten in der Aromatherapie. Die Bergamotte gehört zu den Rautengewächsen, und das ätherische Öl wird durch Expression aus der Schale gewonnen. Hauptindikationen in der Aromatherapie sind vor allem Depression und Stress, aber auch Schlaflosigkeit und Gereiztheit. Das Öl wirkt spasmolytisch und psychisch ausgleichend. Aus Sicht der TCM wirkt das Öl bei Leber-Qi-Stagnation mit Geiststörung, Spannungsgefühl und Gereiztheit. Der zugehörige Akupunkturpunkt ist Le 3.
Funktionskreis Herz: Echter Lavendel (Lavandula angustifolia)
Lavendel ist quasi das Aromaöl schlechthin – mit diesem Öl begann die medizinische Aromatherapie. Es ist eines der wenigen ätherischen Öle, die man auch unverdünnt einsetzen kann und ist fast universell einsetzbar. Die wichtigsten Einsatzgebiete in der Aromatherapie sind Ängstlichkeit und Schlafstörungen, aber auch bei Behandlung von Asthma, Dysmenorrhoe sowie Brandwunden, Ulcera kommt Lavendel zum Einsatz. Aus TCM-Sicht wird es vor allem bei Herz-Yin-Mangel mit unruhigem Geist eingesetzt. Der zugehörige Akupunkturpunkt ist He 7.
Funktionskreis Niere: Atlaszeder (Cedrus atlantica)
Die Atlaszeder gehört zu den Kieferngewächsen und kommt besonders im Atlasgebirge (Marokko) vor. Das ätherische Öl wird durch Wasserdampfdestillation des Holzes gewonnen und ist reich an Sesquiterpenen. Dadurch wirkt das Öl besonders hautpflegend. Es stärkt und beruhigt das Nervensystem, wirkt bei Müdigkeit, Ängstlichkeit und speziell bei Burn-out. Aus Sicht der TCM ist das Öl Nieren-Yin-stärkend und Shen-beruhigend, der beste Akupunkturpunkt für dieses Öl ist der Punkt Ni 6.
Praktische Behandlung
Es wird eine Mischung dieser drei Öle idealerweise nach dem FruFloRa-Prinzip hergestellt. Man gibt 4 gtt Atlaszeder, 8 gtt Lavendelöl (Lavendula angustifolia) und 12 gtt Bergamotte in ein leeres Roll-on und füllt mit 9 ml Jojobaöl auf. Dann trägt man diese Mischung auf die Punkte He 7, Ni 6 und Le 3 auf und akupressiert sie dabei. Dies können die Patienten dann zu Hause täglich durchführen und so die Therapie quasi in die eigene Hand nehmen.
Quellen
• Holmes P., Aromatica – A clinical Guide to Essential Oil Therapeutics, Vol 1 und 2. London: Singing Dragon Verlag; 2016
• Zimmermann E., Aromatherapie für Pflege und Heilberufe. 6. Auflage. Stuttgart: Haug Verlag; 2018
• Reininger M., Zeit für Akupunktur. Eigenverlag 2008
• Bergner T., Burnout-Prävention. 3. Auflage. Stuttgart: Schattauer Verlag; 2013