FIP World Congress 2025

Mutiges Handeln gefragt

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Die österreichische Delegation beim FIP World Congress 2025  in Kopenhagen mit FIP-Präsident Paul Sinclair. Die Vertreter:innen von VAAÖ, AFÖP und Apothekerkammer präsentierten u.a. erfolgreich die heimische Medikationsanalyse-Studie und knüpften wichtige internationale Kontakte. © beigestellt
Die österreichische Delegation beim FIP World Congress 2025 in Kopenhagen mit FIP-Präsident Paul Sinclair. Die Vertreter:innen von VAAÖ, AFÖP und Apothekerkammer präsentierten u.a. erfolgreich die heimische Medikationsanalyse-Studie und knüpften wichtige © beigestellt

Das Angebot an aktuellen Inhalten und Vorträgen aus der ganzen Welt war immens. „Es galt, die für uns relevanten herauszufiltern, um möglichst viele Beispiele und sinnvolle Anregungen mit nach Hause zu bringen. Denn wieder einmal wurde deutlich: Es lohnt sich jedenfalls, über den Tellerrand hinauszuschauen“, resümierte VAAÖ-Präsident Mag. pharm. Raimund Podroschko.  Gemeinsam mit Mag. pharm. Catherine Bader, VAAÖ-Direktor Mag. iur. Norbert Valecka und AFÖP-Präsidentin Sonja Glamočlija vertrat er die österreichische Apothekerschaft beim diesjährigen World Kongress der International Pharmaceutical Federation (FIP). Die Veranstaltung fand vom 31. August bis 3. September in Kopenhagen unter dem Motto „Pharmacy Forward: Performance, Collaboration, and Health Transformation“ statt. Verstärkt wurde das Team durch Mag. Elisabeth Zimmerer, stellvertretende Kammeramtsdirektorin, sowie Mag. pharm. Stefan Deibl, Mag. pharm. Alexander Schmidt-Ilsinger und Bao Chau Dao (AFÖP).


Tätigkeiten flexibel anpassen


FIP-Präsident Paul Sinclair, AM, erläuterte in seiner Eröffnungsrede des 83. FIP-Weltkongress für Pharmazie und Pharmazeutische Wissenschaften, warum sich für Apotheker:innen auch künftig Chancen eröffnen werden – vorausgesetzt, sie passen ihre Tätigkeit den sich rapide verändernden Anforderungen flexibel an: „Das Apothekenwesen weltweit entwickelt sich anhand der verfügbaren Technologien, der sich wandelnden Gesundheitsversorgung und der wachsenden Anerkennung der Schlüsselrolle von Apotheker:innen in der patientenzentrierten öffentlichen Gesundheitsversorgung rasant weiter.“ Sinclair forderte die Apotheker:innen auf, diese Veränderungen anzunehmen und in ihre Tätigkeiten effizient zu integrieren: „Jetzt ist die Zeit für Apotheker:innen, die Chancen zu ergreifen. Unsere neu entwickelte strategische Ausrichtung erfordert mutiges Handeln, um die vielfältigen Fähigkeiten unseres Berufsstands zu nutzen und die Tätigkeitsfelder für eine erfolgreiche Zukunft neu zu definieren.“


Der Pharmacy-Report 2025


Das entsprechende aktuelle Strategie-Papier „Global Situation Report on Pharmacy 2025. Workforce, Practice, Policy“,  wurde im Anschluss am FIP-Kongress vorgestellt. Es ist auf „Evidence, Investment and Solutions to strengthen Health Systems“ ausgerichtet und bietet einen umfassenden Überblick über die Arbeitskraftkapazität und den Personalbedarf, die Arbeitskräfteverteilung, die pharmazeutische Ausbildung und Spezialisierungswege sowie den sich entwickelnden Umfang der pharmazeutischen Dienstleistungen. Der Report behandelt außerdem digitale Möglichkeiten und Innovationen, Migration, Gleichberechtigung, Patientensicherheit und berufliche Resilienz. Er basiert auf evidenzbasierten Erkenntnissen – den neuesten Daten des FIP Global Pharmaceutical Observatory (GPO) – ergänzt durch Beiträge von FIP-Mitgliedsorganisationen und regionalen Interessengruppen. Dies ist besonders wichtig als Grundlage für die Arbeit von Interessenvertretungen.


Der Report definiert wichtige Punkte für die Zukunft des Apothekerberufes: 
• Um das Ziel einer umfassenden Gesundheitsversorgung bis 2030 zu erreichen, muss das Potenzial von Apotheker:innen in der primären Gesundheitsversorgung optimal genutzt werden. Mit entsprechenden Richtlinien und Investitionen können Apotheken deutlich mehr in der Gesundheitsförderung, Krankheitsprävention und Behandlungsoptimierung leisten und damit Zugang, Qualität und gerechte Verteilung in der Gesundheitsversorgung für alle verbessern.
• Das Apothekenteam kann eine zunehmend wichtige Rolle in der Versorgung spielen – durch Ausweitung der Tätigkeiten in Bereichen wie Justizvollzugsanstalten, Hospizen, psychischen Gesundheitsdiensten, Sportapotheken oder digitaler Gesundheit.
• Die Schaffung fairer, sicherer und unterstützender Arbeitsbedingungen ist Voraussetzung für die Nachhaltigkeit und Qualität der Versorgung sowie die Geschlechtergerechtigkeit in der Apotheke. 
• Apotheker:innen sind wesentliche Teammitglieder der interprofessionellen Zusammenarbeit, da sie ihre wertvolle Expertise in die Arzneimittelverwaltung, die Patientenaufklärung und die klinische Entscheidungsfindung einbringen. Ihre Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitsfachkräften ist entscheidend, um die Therapie zu optimieren sowie Arzneimittelsicherheit und bessere Behandlungsergebnisse zu erzielen. Apotheker:innen treiben die digitale Transformation im Gesundheitswesen voran, indem sie Technologien wie Telemedizin, KI und mobile Gesundheit nutzen, um den Zugang zu erweitern und die Sicherheit und Effizienz der pharmazeutischen Versorgung zu erhöhen.

“„Jetzt ist die Zeit für Apotheker:innen, die Chancen zu ergreifen und die vielfältigen Fähigkeiten unseres Berufsstands zu nutzen.““
Paul Sinclair FIP-Präsident

Österreichs Medikationsanalyse fand großen Anklang


„Wir wissen also, wohin die Reise gehen soll, wobei die einzelnen Aspekte eingehend diskutiert wurden. Ganz in diesem Sinne stellten wir unsere Medikationsanalyse vor, die wir in Österreich als Pilotprojekt realisieren konnten“, so Podroschko. Die entsprechende Studie der Universität Wien „Effects of a community pharmacy-based medication review on drug-related problems and patient-reported outcomes in all-comers with polypharmacy: A randomised, controlled, double-blind, parallel-group trial“, präsentiert durch den Studienleiter, Prof. Dr. Thorsten Bischof, fand großes Interesse bei den Teilnehmer:innen, besonders seitens der Schweiz. „Unsere Gesprächspartner:innen aus anderen Ländern betonten, wie wichtig sie die begleitende Studie zur Medikationsanalyse einstufen, weil dadurch objektive, nachvollziehbare Fakten zur Verfügung stehen, mit denen wir als Interessenvertreter unsere Argumentation den diversen Organisationen und v. a. den Kostenträgern gegenüber bestens untermauern können“, erläutert Podroschko.

Viel Input – viel Output


Das Fazit des österreichischen FIP-Teams: Die Themen, die heuer im Rahmen des Kongresses in verschiedensten Formaten eingehend behandelt wurden, deckten die wichtigsten aktuellen Themengebiete für die Apotheken ab. Die Schwerpunkte zeigten außerdem, dass sich viele Staaten mit ähnlichen gesundheitspolitischen Herausforderungen beschäftigen (müssen). Besonders spannend waren die formellen und informellen Meetings sowie die Gespräche am Rande der Tagung, bei der fast 3.500 Teilnehmer:innen aus über 100 Ländern zusammentrafen. So fanden Meetings des Executive Committee der EPhEU, der European Association of Employed Community Pharmacists in Europe, sowie im Rahmen der PGEU, des Verbandes der europäischen Apothekerschaft, statt. Die österreichische Delegation hatte außerdem Gelegenheit zum intensiven Austausch mit der Spitze der ADEXA, der deutschen Apothekergewerkschaft, mit der der VAAÖ eng zusammenarbeitet, und deren Bundesvorstand Andreas May.  

Über einzelne, besonders relevante Aspekte des FIP World Congress werden wir in einer der nächsten Ausgaben der ÖAZ näher berichten. 


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