19. European Women Pharmacists Meeting

Frauen gestalten die Zukunft der Pharmazie

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v. l. n. r.: Olga Rögelsperger (AGES, AT), Virginia Watson (UK), Rosin O’Hare (Queen’s University Belfast, IR), Nienke Oosterhof (Verein KNMP, NL), Larissa Walch (APOVERLAG, AT) © Beigestellt
v. l. n. r.: Olga Rögelsperger (AGES, AT), Virginia Watson (UK), Rosin O’Hare (Queen’s University Belfast, IR), Nienke Oosterhof (Verein KNMP, NL), Larissa Walch (APOVERLAG, AT) © Beigestellt

Wenn Pharmazeutinnen ihre Erfahrungen teilen, voneinander lernen und sich gegenseitig unterstützen, verändert das nicht nur ihre eigene Laufbahn, sondern stärkt die gesamte Profession. Genau diesem Ziel widmete sich das 19. European Women Pharmacists Meeting (EWPM), das am 4. Oktober 2025 in Wien stattfand. Unterstützt wurde die Tagung von der Pharmazeutischen Gehaltskasse, der Österreichischen Ärzte- und Apothekerbank, dem Österreichischen Apotheker-Verlag sowie dem VAAÖ. Mag. pharm. Prof. Elfriede Dolinar, Gründungsmitglied der EWPM, wie auch GK-Obfrau Mag. pharm. Irina Schwabegger-Wager  betonten in ihren Eröffnungsreden, dass die Pharmazie weiblich ist. Dies komme dem gesamten Berufsstand zugute. Unter dem Leitthema „Diversity Pharmacy: Extending Roles of Women Pharmacists“ kamen Pharmazeutinnen aus mehreren europäischen Ländern zusammen, um aktuelle Entwicklungen in Ausbildung, Praxis, Forschung und Regulierung zu diskutieren.

Ausbildung neu gedacht

Den Auftakt machte Roisin O’Hare von der Queen’s University Belfast, die über die Ausbildung zukünftiger Apotheker:innen in Nordirland sprach. Ihr Ansatz: Studierende müssen schon im ersten Studienjahr lernen, wie man Patient:innen berät, zuhört und Verantwortung übernimmt.

In Nordirland wird derzeit das Curriculum so umgestellt, dass alle Absolvent:innen ab kommendem Jahr mit Verschreibungsbefugnis ins Berufsleben starten. Dafür werden klinische Fertigkeiten, Kommunikation und Teamarbeit in die Ausbildung integriert. O’Hare betonte: „Wir können Beratungskompetenz nicht erst nach dem Studium erwarten. Sie muss von Anfang an selbstverständlich sein.“ Ihr Vortrag zeigte eindrucksvoll, wie sich das Berufsbild wandelt – durch neue Therapien, digitale Gesundheitsdienste und den Anspruch, Patient:innen ganzheitlich zu betreuen.

19. European Women Pharmacists Meeting © Beigestellt
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Sicherheit als Kernaufgabe

Olga Rögelsperger von der AGES gab anschließend einen detaillierten Einblick in die Arbeit der Pharmakovigilanz. Sie machte deutlich, dass die Überwachung der Arzneimittelsicherheit vom Engagement aller Berufsgruppen, insbesondere der Apothekerschaft, lebt. Rögelsperger erklärte, wie Verdachtsmeldungen zu Nebenwirkungen bearbeitet und in die europäische Datenbank eingespeist werden. Aktuell umfasst diese über 30 Millionen Berichte. Ein zentraler Beitrag, um Risiken frühzeitig zu erkennen. Ihr Fazit: Pharmakovigilanz ist weit mehr als Statistik und Vorschrift, sie ist gelebter Patientenschutz und bietet spannende Karrierewege für Apothekerinnen.

Ein weiteres Thema waren Arzneimittelengpässe, die europaweit zu einer zunehmenden Herausforderung werden. Österreich sei dabei gut vernetzt, betonte Rögelsperger, aber „es braucht ständigen Austausch und klare Kommunikationswege, um Versorgungssicherheit zu gewährleisten“.

Gesundheit beginnt vor dem Rezept

Wie weit Pharmazie heute über die klassische Arzneimitteltherapie hinausgeht, zeigte Nienke Oosterhof vom Verein KNMP aus den Niederlanden. Sie stellte das Konzept der Lifestyle Pharmacy vor. 

Einen Ansatz, der Prävention, Nachhaltigkeit und Lebensstilberatung stärker in den Mittelpunkt rückt. Oosterhof betonte, dass Gesundheit zu 90 % nicht in der Apotheke entsteht, sondern im Alltag der Menschen. Ernährung, Bewegung, Schlaf, Stress und soziale Kontakte beeinflussen die Lebensqualität massiv und Apotheker:innen können hier entscheidend unterstützen.

In den Niederlanden wächst die Bewegung der „Lifestyle Pharmacists“ rasant. Ihr Ziel: weniger Medikamente durch kluge Prävention und eine bessere Zusammenarbeit im Gesundheitswesen. „Gesundheit ist kein Zufall und Pharmazie darf sich nicht auf das Rezept beschränken“, brachte Oosterhof es auf den Punkt.

19. European Women Pharmacists Meeting © Beigestellt
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Karriere, Nebenwirkungen und Mut

Mit großer Offenheit sprach Virginia Watson aus dem Vereinigten Königreich über ihre Karriere unter dem Titel „My Career and Side Effects“. Sie blickte auf ihre beruflichen Anfänge in den 1970er-Jahren zurück – eine Zeit, in der Frauen in der Pharmazie noch viele Hürden überwinden mussten. Watson schilderte, wie sie zwischen Beruf, Familie und gesellschaftlichen Erwartungen ihren Weg fand: von der Apotheke über ehrenamtliche Tätigkeiten bis hin zu einer erfolgreichen Karriere als Medical Writer und Managerin.

Ihre Botschaft: Rückschläge gehören dazu, aber sie können auch Türen öffnen. „Freiwilliges Engagement und Neugier bringen einen oft weiter als perfekt geplante Karrieren“, sagte sie und ermutigte die Zuhörerinnen, Chancen aktiv zu ergreifen.

Warum dieses Treffen zählt

Das EWPM 2025 machte deutlich, dass Pharmazie weit mehr ist als die Arbeit am „Rezepturtisch“. Sie ist ein lebendiger, interdisziplinärer Beruf, der wissenschaftliches Know-how, Empathie und gesellschaftliche Verantwortung vereint. Ob in der Ausbildung, in der Behörde oder im direkten Patientenkontakt, überall übernehmen Frauen Schlüsselrollen, entwickeln neue Ansätze und treiben die Profession voran.

Neben den Fachvorträgen bot der Tag in Wien auch viel Raum für Gespräche, Austausch und neue Kooperationen. Ein zentrales Element, das das EWPM seit jeher ausmacht. Die Organisatorinnen rund um Larissa Walch sorgten für einen Rahmen, in dem Fachliches und Persönliches harmonisch ineinandergriffen.

Ausblick

Das nächste European Women Pharmacists Meeting findet am 27. Juni 2026 in Berlin statt, im Rahmen des Kongresses des Deutschen Akademikerinnenbundes. Bis dahin bleibt die zentrale Botschaft des heurigen Treffens bestehen: Vielfalt stärkt die Pharmazie. Und Frauen, die sich vernetzen, verändern sie.

Text: Sonja Glamočlija 

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