Studie

Geschlechtsspezifische Unterschiede bei der pulmonalen Rehabilitation von Post-Covid-Syndrom-Patient:innen

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Es ist mittlerweile bekannt, dass PCS-Symptome wie Kurzatmigkeit und geschwächte Atemmuskulatur bei Frauen häufiger und intensiver auftreten als bei Männern. Bisher war jedoch unklar, ob die angebotenen Rehabilitationsmaßnahmen bei Frauen und Männern gleichermaßen effektiv sind. Eine aktuelle Studie der MedUni Wien, veröffentlicht im Fachjournal "Biology of Sex Differences", zeigt nun, dass Frauen trotz pulmonaler Rehabilitation weiterhin stärker im Alltag beeinträchtigt sind als Männer.

Die Studie, an der 263 PCS-Betroffene teilnahmen, von denen 54,4 Prozent weiblichen Geschlechts waren, fand zwischen März 2020 und Juli 2022 in der Therme Wien Med statt. Die Teilnehmer:innen unterzogen sich einer sechswöchigen ambulanten pulmonalen Rehabilitation. Dabei wurden zu Beginn und am Ende der Rehabilitation eine Reihe von PCS-Parametern gemessen, darunter die Lungenfunktion, das Ausmaß der Kurzatmigkeit, die Sechs-Minuten-Gehstrecke und der funktionelle Status der Patient:innen anhand des Post-Covid Functional Status Scale (PCFS). Dieses Instrument bewertet die anhaltenden Symptome und Beeinträchtigungen von Menschen nach einer Covid-19-Erkrankung und zieht daraus Schlüsse über ihre Fähigkeit zur Ausübung von Beruf und täglichen Aktivitäten sowie die Notwendigkeit medizinischer Versorgung und Unterstützung.

Die Ergebnisse zeigten deutliche Geschlechtsunterschiede: Obwohl sich die sechswöchige ambulante pulmonale Rehabilitation erfolgreich auf die Sechs-Minuten-Gehstrecke, die Lungenfunktion und die mit Covid-19 verbundenen Einschränkungen im täglichen Leben bei beiden Geschlechtern auswirkte, erreichten Frauen mit 19,4 Prozent deutlich seltener eine vollständige Rückbildung der Funktionseinschränkungen als Männer mit 38,5 Prozent. Folglich blieben Frauen auch nach der Rehabilitation stärker im Alltag beeinträchtigt, wie Erstautor Alexander Kautzky von der Klinischen Abteilung für Sozialpsychiatrie der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der MedUni Wien zusammenfasst.

Etwa ein Drittel der Infektionen mit dem Sars-Cov-2-Virus führen unabhängig von der Schwere des Krankheitsverlaufs zu Post-Covid-Symptomen wie Kurzatmigkeit, Atemmuskelschwäche, Müdigkeit, kognitiven und psychischen Beeinträchtigungen. Während Männer stärker unter der akuten Infektion leiden, sind Frauen häufiger von PCS betroffen, was auf biologische Ursachen zurückgeführt wird. Die genauen Gründe für die beobachteten Geschlechtsunterschiede bei PCS sind jedoch weniger bekannt und können hormonelle sowie psychosoziale Hintergründe umfassen.

Gendermedizinerin und Mitautorin Alexandra Kautzky-Willer von der Universitätsklinik für Innere Medizin III der MedUni Wien betont die Relevanz der Ergebnisse und empfiehlt, unabhängig von den Ursachen, die Behandlung der Symptome bei Frauen mit PCS zu intensivieren. Gemäß den aktuellen österreichischen Leitlinien sind bei entsprechender Indikation sechs Wochen ambulanter pulmonaler Rehabilitation vorgesehen.

OTS/RED

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