
Es ist ein ruhiger Junitag, als Frau Sonnenstich in Begleitung ihres Mannes und der beiden Kinder die Apotheke betritt. „Grüß Gott, Frau Sonnenstich. Wie kann ich Ihnen helfen?“, begrüßt sie der Pharmazeut.
„Wir machen im kommenden Monat Urlaub in Süditalien. Höchste Zeit, dass wir unserem Wohnmobil die Welt zeigen“, antwortet Frau Sonnenstich gut gelaunt. „Damit nichts schief geht, möchten wir gerne unsere Reiseapotheke aufstocken. Was meinen Sie, sollen wir mitnehmen?“
Die Basics: Impfstatus und Dauermedikamente
„Das hört sich ja nach einem richtigen Abenteuer an. Da ist es gut, auf alles vorbereitet zu sein.“ Der Apotheker überlegt einen Augenblick, wo er am besten anfangen soll. „Ich erinnere mich, dass Sie erst letztens mit Ihren Kindern impfen waren. Ist auch der Impfstatus von Ihnen und Ihrem Mann aktuell?“ Frau Sonnenstich denkt nach. „Ich weiß, dass bei mir und meinen Kindern alles passt. Bei meinem Mann bin ich mir aber nicht sicher.“
Der Apotheker öffnet den elektronischen Impfpass von Herrn Sonnenstich. „Hepatitis A und B, Influenza, COVID-19 und FSME sind erst vergangenes Jahr geimpft worden. Die letzte Diphtherie/Tetanus/Pertussis-Impfung liegt allerdings schon mehr als zehn Jahre zurück. Das sollten Sie vor dem Urlaub noch ändern.“ „Du meine Güte! Gut, dass Sie mir das sagen. An Impfungen hätte ich bei einem Italienurlaub überhaupt nicht gedacht.“ Frau Sonnenstich zückt ihr Handy und macht einen Vermerk. „Dauermedikamente sehe ich im System keine. Hat sich hier etwas geändert?“, fragt der Apotheker. „Nein, das stimmt so.“
Der Klassiker: Reisediarrhoe
„Damit haben wir eine gute Basis. Kommen wir zur eigentlichen Reiseapotheke. Ein Problem, das leider immer wieder auftritt und zu den häufigsten Reisekrankheiten überhaupt zählt, ist der Durchfall. Das kann einem das Urlaubsvergnügen gehörig verderben. Haben Sie etwas, mit dem Sie dem gesteigerten Wasser- und Elektrolytverlust entgegenwirken können?“ „Eine Freundin in der Arbeit hat mir mal ein Rezept für eine Salz- und Zuckerlösung gegeben. Moment, hier ist ein Foto davon.“ Frau Sonnenstich schiebt das Handy über die Theke. „Genau das meine ich. Unterwegs kann es aber vorkommen, dass Sie eine dieser Zutaten nicht zur Hand haben.

Es gibt jedoch praktische Beutel für Kinder und Erwachsene, die Sie einfach in ein Glas Wasser oder eine Tasse Tee einrühren müssen.“ Der Apotheker greift in die Lade und holt zwei verschiedenfarbige Beutel hervor, die Frau Sonnenstich in Augenschein nimmt: „Das ist ja praktisch. Bitte geben Sie mir jeweils eine Packung.“ „Gerne. Wie sieht es mit Durchfallmittel aus?“ „Von denen haben wir noch welche. Eine Packung Loperamid für meinen Mann und mich und eine Packung Racecadotril zum Auflösen für meine Kinder. Nach unserem Urlaub in Afrika sind die fester Bestandteil unserer Reiseapotheke.

Den Fehler mache ich nicht noch einmal.“ „Das kann ich mir vorstellen. Denken Sie daran, dass Sie diese Mittel bei Fieber oder blutigem Stuhl nicht einnehmen dürfen“, erinnert der Apotheker. „Ein Fieberthermometer sollte deshalb ebenfalls nicht fehlen.“
(Kindgerechte) Mittel gegen Fieber und Schmerzen
„Wenn wir schon beim Thema sind: Was ist mit Schmerzmitteln?“ „Da mein Mann manchmal Kopfschmerzen hat, haben wir immer 400 mg Ibuprofen-Tabletten daheim“, sagt Frau Sonnenstich. „Die eignen sich gut für Sie und Ihren Mann. Wie alt sind Ihre beiden Kinder?“ „Julian ist zwölf, Sarah ist im März sechs geworden.“ „Die Dosis für Julian ist dieselbe wie für Sie und Ihren Mann, also 400 mg bis zu dreimal täglich. Für Sarah beträgt die Einzeldosis 200 mg bis zu dreimal täglich. Wenn ich mich richtig erinnere, ist Ihre Tochter Tabletten nicht unbedingt zugetan.“ „Das stimmt leider“, seufzt Frau Sonnenstich. „Sie kann Sie zwar problemlos schlucken, tut das aber nur äußerst widerwillig.“ „Dann schlage ich für Sarah einen Ibuprofen-Saft vor. Dieser hier enthält 40 mg Ibuprofen pro Milliliter. Sarah würde als Einzeldosis 5 ml, entsprechend 200 mg, bis zu dreimal täglich bekommen.“
„Apropos Saft!“ Frau Sonnenstich zückt die e-Card Ihrer Tochter. „Der Arzt hat Sarah einen Antibiotikum-Saft für den Notfall aufgeschrieben.“ Der Apotheker steckt die Karte und sieht ein Rezept für einen Amoxicillin-Saft und ein Privatrezept für einen abschwellenden Nasenspray. „Der Nasenspray eignet sich für die ganze Familie. Bei Anbruch sollte ihn aus hygienischen Gründen aber nur eine einzelne Person verwenden.“ Frau Sonnenstich nickt. „Da Sie erst nächstes Monat auf Urlaub fahren, gebe ich Ihnen den Amoxicillin-Saft ungeöffnet mit und bereite ihn nicht zu.
Die vom Arzt verordnete Dosierung habe ich Ihnen auf der Packung vermerkt.“ „Oh je, ist das eh nicht zu kompliziert? Sie können das gerne gleich machen.“ „Der fertige Saft ist leider nur 14 Tage haltbar, aber Sie schaffen das bestimmt.“ Die Unsicherheit steht Frau Sonnenstich ins Gesicht geschrieben. „Sehen Sie das Pulver am Boden des Fläschchens? Das muss man gründlich aufschütteln, damit sich keine Pulvernester bilden. Das könnte sonst zu Dosierungsproblemen führen. Kräftig schütteln, bis sich alles vom Rand gelöst hat. Dann mit sauberem, stillem Wasser, am besten aus der Flasche, bis kurz unter diese Markierung hier auffüllen, wieder verschließen und gründlich schütteln.
Grundlegendes
- Impfstatus für alle Familienmitglieder überprüfen
- Dauermedikamente in ausreichender Menge einpacken
- Fieberthermometer
Magen-Darm-Beschwerden
- Elektrolyt-Präparate (im Beutel)
- Durchfallmittel für Erwachsene und Kinder (z. B. Loperamid, Racecadotril)
Schmerzen & Fieber
- Schmerzmittel für Erwachsene (z. B. Ibuprofen)
- Schmerzmittel für Kinder (altersgerechte Darreichungsform und Dosierung)
Wundversorgung
- Desinfektionsmittel/Desinfektionsspray
- Sterile Kompressen
- Mullbinden/selbsthaftende Verbände
- Heftpflaster in verschiedenen Größen
- Wund- und Heilsalbe (möglichst mit desinfizierender Wirkung)
- Pinzette zur Entfernung von Fremdkörpern
- Schere
- Einmalhandschuhe
Sportverletzungen (PECH-Regel)
- Kühlkompressen/Eisspray
- Gelenkbandagen/Idealbinden
- Heparin-Gel bzw. Sportgel
Allergien & Insektenschutz
- Insektenschutzmittel (z. B. 50 % DEET-Spray)
- Ggf. Imprägnierung für Kleidung (mit Permethrin)
- Mittel zur Behandlung von Insektenstichen
Sonnenschutz
- Sonnenschutzmittel mit ausreichendem Lichtschutzfaktor
- Sonnenbrillen
- After-Sun-Produkte
Erkältung & Atemwege
- Abschwellender Nasenspray
- Ggf. ärztlich verordnete Notfallmedikamente(z. B. Antibiotika)
Dabei wird sich Schaum bilden. Den absetzen lassen und erst danach mit Wasser bis ganz zur Markierung auffüllen. Vor jeder Entnahme das Fläschchen vorsichtig hin und her schwenken. Damit gewährleistet man eine gleichbleibende Dosierung. Nicht schütteln, sonst bildet sich wieder Schaum, der das Gegenteil bewirkt. Der Schachtel ist ein Messlöffel beigelegt. Bitte diesen verwenden und keinen anderen. Den Saft bei Raumtemperatur und vor Sonnenlicht geschützt lagern. Das war’s auch schon.“ „Okay, das werde ich hinbekommen“, ist Frau Sonnenstich beruhigt.
Für die Sportlichen und das kleine „Aua“
„Liebling, vergisst du eh nicht das Sportgel?“, mischt sich Herr Sonnenstich ins Gespräch. „Du meinst das Diclofenac-Gel für dein Knie? Von dem haben wir noch genug daheim“, erwidert Frau Sonnenstich. Sie dreht sich wieder zum Apotheker und fügt hinzu: „Kaum lasse ich meine beiden Männer aus den Augen, passiert etwas.“ „Haben Sie auch etwas für die Akutbehandlung eingepackt?“ „Akutbehandlung?“, fragt Frau Sonnenstich. „Sie wissen schon, Dinge für die PECH-Regel.“ „Ach, Sie meinen Pause, Eis, Kompression und Hochlagern. Ja, wir haben einige Kühlkompressen und einen Eisspray, um das Risiko für Schwellungen und Gelenkergüsse zu mindern.“ „Und wie sieht es mit der Kompression aus? Haben Sie auch Gelenkbandagen oder Idealbinden?“ „Ja, die haben wir eingepackt. Genauso wie das eine Heparin-Gel, das Sie uns letztens zur Behandlung von Blutergüssen empfohlen haben.“

„Ausgezeichnet. Für offene, blutende Wunden sind eine Pinzette zur Entfernung von Fremdkörpern, ein Desinfektionsmittel zur Wunddesinfektion und ein Wundverband ein absolutes Muss.“ „Pinzette, Schere und Einmalhandschuhe haben wir und einen Desinfektionsspray auch. Aber was ist ein Wundverband?“ „Ein Wundverband besteht aus einer direkten Wundauflage, zum Beispiel einer sterilen Kompresse, und einer Abdeckung zur Fixierung, wie einer Mullbinde oder einem selbsthaftenden Verband. Bei kleinen Verletzungen reicht meist ein Heftpflaster, das Wundauflage und Abdeckung in einem vereint.“ „So etwas haben wir, Schatz“, meint Herr Sonnenstich von hinten. „Sie hören es“, zwinkert Frau Sonnenstich. „Aber eine Wund- und Heilsalbe bekomme ich bitte noch. Vielleicht eine, die gleichzeitig desinfizierend wirkt.“
Für ruhige Abendstunden
„Mama! Wir brauchen was gegen Mücken“, ruft Julian. „Du hast recht, wie konnte ich das nur vergessen? Sonst sind wir wieder komplett zerstochen, wenn wir am Abend im Freien essen. Bitte geben Sie uns was Starkes.“ „In diesem Fall rate ich Ihnen zu einem 50%igen DEET-Spray. Das wird von der WHO für tropische Gebiete empfohlen und ist für Süditalien sicher ausreichend. Für einen optimalen Schutz ist es wichtig, den Spray gleichmäßig auf alle Hautpartien aufzutragen. Ergänzend können Sie Ihre Kleidung vor Reiseantritt mit einem permethrinhaltigen Insektizid imprägnieren.“
… und unbeschwerte Stunden tagsüber
„Sollen wir den Spray vor oder nach dem Sonnenschutz auftragen?“ „Unbedingt 15 bis 20 Minuten nach dem Sonnenschutz“, betont der Pharmazeut. „Repellenzien erschweren die Ortung des Wirtes und reizen die Sinnesorgane der Insekten. Das würde nicht funktionieren, wenn der Sonnenschutz darüber kommt, egal ob Sie einen physikalisch oder chemisch wirksamen verwenden.“ „Physikalisch, chemisch? Gibt es da Unterschiede?“ „Ja, physikalischer Sonnenschutz enthält Partikel, welche die UV-Strahlen reflektieren und gewissermaßen als Barriere wirken. Chemischer Sonnenschutz beruht auf Substanzen, die sich in der Haut anreichern und UV-Strahlen absorbieren, sodass sie keine Schäden anrichten können. Manche Präparate sind sowohl physikalisch als auch chemisch wirksam“, erklärt der Pharmazeut.

„Schatz, Sonnenschutz haben wir genug. Außerdem haben wir einen Schirm und wenn es bewölkt ist, brauchen wir beides nicht.“ Herrn Sonnenstich dauert es wohl schon zu lange. „Da muss ich Ihnen leider in beiden Punkten widersprechen, Herr Sonnenstich“, kontert der Apotheker. „Laut WHO dringen mehr als 80 % der UV-Strahlen durch die Wolken. Auch an bewölkten Tagen ist Sonnenschutz unentbehrlich. Und der Mythos vom schützenden Sonnenschirm wurde in einer Studie widerlegt. Menschen, die keinen Sonnenschutz aufgetragen und auf den Schutz des Sonnenschirms vertraut haben, hatten in allen untersuchten Körperbereichen deutlich höhere Sonnenbrandwerte. Auch der beste Sonnenschutz schützt nicht zu 100 %. Vermeiden Sie daher Aufenthalte im Freien um die Mittagszeit und tragen Sie Sonnenbrillen, um Ihre Augen abzuschirmen“, ergänzt der Apotheker abschließend.
„Vielen Dank für diese tolle Beratung. Ich werde Ihnen von unserem Urlaub erzählen, wenn wir wieder zurück sind.“
Mit einer gut ausgestatteten Reiseapotheke und dem wertvollen Rat ihres Apothekers kann die Familie Sonnenstich nun beruhigt in ihren Urlaub starten und ist für die kleinen und größeren gesundheitlichen Herausforderungen bestens gewappnet.
Quellen
- Fachinformation der jeweiligen Präparate
- Österreichischer Impfplan: https://www.sozialministerium.at/dam/jcr:7b3826a7-9eb5-4835-affd-f6e6e3f62bf4/
Impfplan_%C3%96sterreich_2024-2025_Version_1.1.pdf. Zuletzt abgerufen: 08.02.2025. - DAP. Elektrolytmischungen bei Durchfallerkrankungen. Unter: https://www.deutschesapothekenportal.de/download/public/patienteninformationen/
dap_patienteninformation_elektrolytmischung.pdf. Zuletzt abgerufen: 08.02.2025. - Nguyen QD, et al.: Insect repellents: An updated review for the clinician. J Am Acad Dermatol 2023; 88(1): 123-130
- Bennett SL, et al.: Dispelling myths about sunscreen. J Dermatolog Treat 2022; 33(2): 666-670